Nr. 135 / 2. Mai 2013 MM
Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Die Zahl derer, die auf Betreuung und Unterstützung angewiesen ist, steigt. Für die Anbieter von Pflegedienstleistungen bedeutet das: immer mehr Pflegebedürftige, aber immer weniger Menschen, die einen Pflegeberuf ergreifen. Dementsprechend steigt für sie der wirtschaftliche Druck. Das Spannungsverhältnis zwischen Kostenoptimierungen, den Ansprüchen der Gepflegten und den begrenzten Kapazitäten der Pflegekräfte ist groß. Was tun? „Der Schlüssel für eine gute Pflege und Betreuung sind gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter“, sagt Dr. Guido Becke vom „artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit“ der Universität Bremen. Gemeinsam mit dem Duisburger Forschungsinstitut RIAS (Rhein-Ruhr Institut für angewandte Systeminnovation) untersucht das artec-Team zurzeit die Arbeitsbedingungen von Pflege- und Betreuungskräften in Bremen und Krefeld. Zudem erarbeiten sie speziell zugeschnittene Hilfsangebote. Das Projekt mit dem Titel „Produktivitäts-Cockpit soziale Dienstleistungen – Messung, Bewertung und Gestaltung der Produktivität in einem dynamisch wachsenden Dienstleistungsmarkt“ (kurz: Cockpit) wird vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2010 bis 2014 mit rund einer Million Euro gefördert.
Pfleger und Betreuer wurden befragt
Im Rahmen des Kooperationsprojekts haben die Wissenschaftler zum Beispiel die Arbeitsbedingungen von Mitarbeitern untersucht und ausgewertet. Hier wurde unter anderem gefragt, wie zufrieden sie mit ihrem Job sind, wie es ihnen gesundheitlich damit geht oder ob sie sich in ihrer Arbeit genügend wertgeschätzt fühlen. Beispiel Seniorenbetreuung: Für ihre Unterstützung im Alltag setzen soziale Dienstleister oft ehrenamtliche Mitarbeiter ein. Im Cockpit-Projekt wurde bei der Befragung deutlich, dass diese ihre Tätigkeit zwar sinnvoll finden, sich aber mitunter überlastet fühlen. Daraufhin wurde in der untersuchten Einrichtung eine Koordinatorin eingesetzt, die insbesondere für gesundheitliche Aspekte ehrenamtlicher Tätigkeit sensibilisiert und ausgebildet ist. Die Koordinatorin unterstützt die Mitarbeiter seitdem erfolgreich bei ihrer Arbeit. Ein weiteres Beispiel betrifft die Betreuung älterer geistig behinderter Menschen: Die Befragungen der Mitarbeiter eines Altenheims zeigten, dass diesen oft das nötige Hintergrundwissen fehlt, um pflegebedürftige geistig behinderte Menschen angemessen zu betreuen, die sie von anderen psychosozialen Einrichtungen übernehmen. Daraufhin wurde ein Konzept entwickelt, um die Mitarbeiter besser auf diese Arbeit vorzubereiten. Es umfasst beispielsweise spezielle Weiterbildungen und Hospitationen in Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen.
Unterstützung der Mitarbeiter senkt langfristig Kosten
„Die Unterstützung und Fürsorge für die Mitarbeiter wirkt sich nicht nur auf ihre Motivation und Arbeitsqualität aus“, sagt Becke. Langfristig könnten soziale Dienstleister damit auch Kosten sparen, ist er überzeugt. Wichtig ist, so ein vorläufiges Ergebnis der Studie, dass konkrete Hilfsangebote schnell und unkompliziert für die jeweiligen Problemlagen entwickelt werden. „Denn die Fürsorge des Pflegepersonals ist unerlässlich“, so Becke. Mit weiteren Ergebnissen ist nach Abschluss der Studie im Frühjahr 2014 zu rechnen.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Forschungsfeld: Arbeit und Organisationen
PDDr. Guido Becke
Tel.: +49 421 218-61842
E-Mail: beckeprotect me ?!artec.uni-bremenprotect me ?!.de