Nr. 390 / 4. Dezember 2013 KG
Die Kriminalisierung von Freiern, eine strengere Kontrolle von Arbeitsvermittlungsagenturen oder Kampagnen für fair gehandelte T-Shirts – dies sind Beispiele für aktuell diskutierte Maßnahmen zur Verhinderung von Menschenhandel, die nicht bei den Opfern, sondern bei der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ansetzen. Wie solche Maßnahmen wirken und welche Alternativen es gibt, untersucht ein neues Forschungsprojekt für die Europäische Union.
Beteiligt ist ein Forscherteam der Universität Bremen unter Leitung von Dr. Dita Vogel vom Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung. Das Projekt „Nachfrageseitige Maßnahmen und Initiativen gegen Menschenhandel“ wird vom International Centre for Migration Policy Development in Wien koordiniert. Neben der Universität Bremen arbeiten zwei britische und eine schwedische Universität sowie Forschungsinstitute aus Italien und der Schweiz daran mit. Außerdem werden Nicht-Regierungsorganisationen aus den Niederlanden und Tschechien eingebunden. Beginn ist im Januar 2014 für eine Zeitdauer von dreieinhalb Jahren bis zum Juni 2017. Die Europäische Union fördert das Projekt mit 2,5 Millionen Euro, wovon 358.000 Euro auf die Universität Bremen entfallen.
Ziele des Forschungsprojektes:
Menschenhandel betrifft nicht nur die sexuelle Ausbeutung. Während in der Vergangenheit darunter meistens die zwangsweise Zuführung von ausländischen Frauen und Mädchen in die Prostitution verstanden wurde, bezeichnet der Ausdruck seit einer internationalen Übereinkunft der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000 auch die gewaltsame oder betrügerische Zuführung zu Zwecken wie Zwangsarbeit, Bettelei oder Organentnahme. Daher geht es nicht nur um Freier und Zuhälter, sondern zum Beispiel auch um Arbeitgeber von Haushaltsbeschäftigten, Auftraggeber für Bauten und Käufer von Waren, wenn der Verdacht besteht, dass an irgendeiner Stelle des Produktionsprozesses Menschen in die Arbeit gezwungen worden sind. Die Forscher nehmen ein Spektrum von Gewalt- und Ausbeutungsszenarien in den Blick und werten Einsichten aus verwandten Themenfeldern wie der Drogenbekämpfung für die Thematik Menschenhandel aus. Ziel ist es, theoretisch und empirisch fundiertes Hintergrundwissen für anstehende politische Entscheidungen auf europäischer und nationaler Ebene zu liefern, die letztendlich menschliches Leid infolge extremer Ausbeutung verhindern sollen.
Das Forschungsteam der Universität Bremen ist an der Grundlagenforschung beteiligt und untersucht Kampagnen zur Beeinflussung der Nachfrage nach Prostitution, Zwangsarbeit und Bettelei. Hier geht es auch darum, wie Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sich bei diesen Themen engagiert haben und in Zukunft engagieren können. Dr. Dita Vogel vom Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften ist durch Ihre Forschung zu illegalem Aufenthalt und zu gesellschaftlichem Engagement von Zuwanderern europaweit bekannt.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung (AbIB)
Dr. Dita Vogel
Tel.: 0421-218 69122
E-Mail: dvogelprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
http://www.fb12.uni-bremen.de/de/interkulturelle-bildung/forschung/aktuelle-forschung/demandat.html