Nr. 379 / 1. Dezember 2011 RO
Mit den Begriffen Gulag oder Shoa verbindet die Öffentlichkeit Gewaltexzesse und Verbrechen an der Menschlichkeit. Für das kulturelle Gedächtnis Europas zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben diese Zivilisationsbrüche in Osteuropa eine Schlüsselbedeutung. Wie wird die Erinnerung daran in der Literatur dargestellt? Welche Bedeutung hat das für das heutige Europa? Mit diesen Fragen befasst sich das Symposium „Das kulturelle Gedächtnis Europas im Wandel: Literatur über Gulag und Shoa“ am 4. Dezember 2011 im Gästehaus der Universität am Teerhof. Das Symposium wird von Professor Dr. Wolfgang Kissel vom Seminar für Ost- und Mitteleuropäische Studien der Universität Bremen veranstaltet.
Hintergrund:
Nach dem Sturz der kommunistischen Diktaturen 1989 und nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Teilung Europas überwunden. In der Folge mussten die Verbrechen, die in der östlichen Hälfte unter kommunistischer Herrschaft und von kommunistischen Regimen begangen wurden, auch in der westeuropäischen Erinnerungskultur neu bewertet werden. Mehrfach haben Politiker der baltischen Staaten, Polens und Ungarns eine angemessene gesamteuropäische Erinnerung auch an die sowjetischen Gewaltverbrechen und die Repression in den kommunistischen Diktaturen gefordert. Die Erinnerung an Gulag und Shoa ist für die politische Einheit Europas also von großer Bedeutung.
Für die slavistische Literatur- und Kulturwissenschaft ergeben sich daraus neue Aufgaben und Forschungsfelder, die das Symposium im Austausch mit Historikern, Philosophen und Literaturwissenschaftlern diskutieren möchte. Betrachtet werden fiktionale und nicht-fiktionale Erzählungen, Autobiographien und Erinnerungen, zum Beispiel Julius Margolins „Überleben ist alles. Aufzeichnungen aus sowjetischen Lagern“ und Aleksandar Tišmas „Der Gebrauch des Menschen“.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Prof. Dr. Wolfgang Kissel
Tel. 0421/218-67270
E-Mail: kisselprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de