Detailansicht

Gravitationsphysik im Gleichgewicht

Graduiertenkolleg der Universitäten Bremen und Oldenburg setzt Gleichstellungsidee konsequent um

Nr. 116 / 10. April 2012 SC

Mit einem Eröffnungsworkshop startete kürzlich das erste deutsche Graduiertenkolleg, das sich ausschließlich dem Thema Gravitationsphysik widmet. Eine der Besonderheiten dieses Graduiertenkollegs der Universitäten Bremen und Oldenburg wurde schon beim Betreten des Vortragsraumes deutlich: unter den über 100 Physikerinnen und Physikern waren mindestens die Hälfte Frauen.

Dass dies in einem Fachgebiet gelungen ist, in dem der Frauenanteil nur in seltenen Fällen die 20%-Hürde nimmt, ist keinesfalls ein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer engagierten Vorarbeit. Die hauptverantwortlichen Organisatoren Professor Claus Lämmerzahl vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen und Professorin Jutta Kunz von der Universität Oldenburg haben es geschafft, ein hochkarätiges Workshop-Programm mit exakt elf Rednerinnen und elf Rednern aus aller Welt zusammenzustellen.

So war es auch kein Zufall, dass zwei der Begrüßungsansprachen von den Gleichstellungsbeauftragten der Universitäten Bremen und Oldenburg gehalten wurden, die bereits früh in die Bewerbung um das Graduiertenkolleg bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingebunden wurden. Beide Vertreterinnen betonten, dass eine so intensive Zusammenarbeit die absolute Ausnahme sei. Die Bemühungen der Antragstellerinnen und Antragsteller wurden dann auch damit belohnt, dass die DFG der Umsetzung des Gleichstellungsthemas Vorbildcharakter bescheinigte.

Vorbildcharakter hat auch die Arbeitsgruppe von Claus Lämmerzahl am ZARM, die innerhalb des Instituts seit Jahren mit dem höchsten Frauenanteil aufwarten kann. An der Universität Oldenburg engagiert sich Jutta Kunz seit langem für die Gleichstellung von Frauen und ist seit Jahren stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät V Mathematik und Naturwissenschaften. „Meine Erfahrungen sind auch in die Planungen des Graduiertenkollegs eingeflossen“, betont die Physikerin. Für Claus Lämmerzahl ist es selbstverständlich, sich darüber hinaus für den weiblichen Nachwuchs in den MINT-Fächern zu engagieren: „Das ZARM-Institut legt bei seinen Aktivitäten in der Nachwuchsförderung großen Wert darauf, speziell Mädchen für Themen aus Physik und Raumfahrt zu begeistern – und das gelingt eigentlich am besten über „role models“. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Meike List hat er daher parallel zur Auftaktveranstaltung des Graduiertenkollegs für die jungen Forscherinnen und Forscher der Kinder-Uni spannende Fragen wie „Was sehen wir eigentlich im Weltraum?“ und „Was sind schwarze Löcher?“ verständlich aufbereitet.

Doch nicht nur die Art der Wissensvermittlung muss stärker auf die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen abgestimmt werden. Eine große Problematik ergibt sich zum Beispiel nach der Promotion, wenn sich die Promovierten mit einer langen Zeit von befristeten Verträgen konfrontiert sehen. Erfahrungsgemäß ist diese Perspektive für einen viel höheren Anteil von Frauen als Männern der Anlass, die Universitätslaufbahn zu verlassen. Dementsprechend niedrig ist immer noch die Quote der Professorinnen an deutschen Universitäten. Neben den gezielten Aktivitäten in der Nachwuchsförderung für Mädchen machen sich die Verantwortlichen in dem Graduiertenkolleg daher auch besonders Gedanken darüber, wie promovierte Frauen in den Naturwissenschaften gehalten werden können.

Ansprechpartner für inhaltliche Fragen:

Universität Bremen
Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)
Prof. Claus Lämmerzahl
Tel: 0421 218 57834
E-Mail: claus.laemmerzahlprotect me ?!zarm.uni-bremenprotect me ?!.de

Ansprechpartnerin für allgemeine Presseanfragen:
Universität Bremen
Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)
Birgit Kinkeldey
ZARM, Universität Bremen
Tel: 0421 218 57755
E-Mail: birgit.kinkeldeyprotect me ?!zarm.uni-bremenprotect me ?!.de
www.zarm.uni-bremen.de