Nr. 036 / 15. Februar 2017 RO
Die internationale Fachtagung „7th Central European Relativity Seminar“, mit dem Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen als Gastgeber, bringt für drei Tage Europas führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Relativitätstheorie zusammen. Spannend wird es für interessierte Laien, wenn Professor Jochen Liske – Astronom der Hamburger Sternwarte –in einem öffentlichen Vortrag einem bislang ungeklärten Phänomen der Kosmologie auf den Grund gehen wird: der Expansion des Universums. Unter dem Titel „The World's Largest Telescope and the Acceleration of the Universe“ wird er am Samstag, den 18. Februar 2017, um 15:30 Uhr im Haus der Wissenschaft davon berichten, mit welchen Messinstrumenten die Ausdehnung des Universums untersucht und besser verstanden werden kann. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, mit Jochen Liske gemeinsam das kosmologische Phänomen der „dunklen Energie“ unter die Lupe zu nehmen.
Einsteins „größte Eselei“
Der wissenschaftliche Weg dorthin ist nämlich als ein turbulenter zu bezeichnen: Albert Einstein beschrieb bereits im Jahr 1917 zum ersten Mal das Universum mit Hilfe seiner Relativitätstheorie. Er nahm dabei ein zeitlich unveränderliches Universum an, was er durch die Einführung einer „kosmologische Konstante“ in seiner Einsteingleichung möglich machte. Dieser konstante Zustand wurde jedoch durch den Astronomen Edwin Hubble im Jahre 1929 widerlegt, der durch die Beobachtung entfernter Galaxien nachweisen konnte, dass sich das Universum sehr wohl ausdehnt. Einstein selbst soll daraufhin die Einführung der „kosmologischen Konstante“ als seine „größte Eselei“ betitelt und diese verworfen haben.
Die Ausdehnung des Universums beschleunigt sich
Erst in den 1990er Jahren konnte ein neuer Forschungsstand erreicht werden: Zwei Gruppen von Astronomen um Saul Perlmutter und Brian Schmidt ist es wiederum durch den Blick in die Tiefen des Weltraums gelungen zu beobachten, dass die Ausdehnung des Universums nicht gleichmäßig erfolgt, sondern sich beschleunigt. Diese überraschende Entdeckung führte 2011 zum Nobelpreis in Physik. Seither wird angenommen, dass nun doch eine Art von „kosmologischer Konstante“ existieren muss, die für diese beschleunigte Ausdehnung verantwortlich ist. Recht spektakulär wird sie mit dem Begriff der „dunklen Energie“ beschrieben – gleichzeitig stellt sie eines der größten Rätsel der Physik dar, dem sich auch Jochen Liske in seiner Forschung widmet. In seinem populärwissenschaftlichen Vortrag wird er die aktuellen Forschungsansätze vorstellen und erläutern, wie mit Hilfe des weltgrößten Teleskops, dem „European Extremely Large Telescope“, die Natur und der Zusammenhang von „dunkler Energie“ und der Expansion des Universums nach rund 100 Jahren intensiver astronomischer Beobachtungen und mathematischer Berechnungen nun endlich entschlüsselt werden könnte.
Weitere Informationen:
Ansprechpartner für inhaltliche Fragen:
Universität Bremen
Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)
Dr. Norman Gürlebeck
Leiter der Arbeitsgruppe „Fundamental Physics Test in Space“
E-Mail: norman.guerlebeckprotect me ?!zarm.uni-bremenprotect me ?!.de
Ansprechpartnerin für allgemeine Presseanfragen:
Dr. Lucie-Patrizia Arndt
Tel: 0421 218-57817
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