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Universität Bremen veröffentlicht Vergleichstest in der Beruflichen Bildung

Universität Bremen veröffentlicht Vergleichstest in der Beruflichen Bildung

Nr. 165 / 24. Mai 2013 KG

Das Institut für Berufsbildungsforschung der Universität Bremen (IBB) veröffentlicht jetzt die neuesten Ergebnisse des KOMET-Testverfahrens. Es wurde 2007 von Prof. Felix Rauner entwickelt und untersucht in einer Längsschnittstudie die Kompetenzen, die Auszubildende im zweiten und dritten Ausbildungsjahr erworben haben. Begonnen hat KOMET in den Bundesländern Hessen und Bremen im Berufsfeld Elektrotechnik. Im Laufe der Jahre sind immer mehr Berufe und Länder hinzugekommen, so dass schrittweise eine internationale vergleichende Kompetenzdiagnostik durch das IBB entwickelt wird.

Beteiligt an der Testung 2011 und 2012 waren insgesamt 1200 Auszubildende und Studierende der dualen Berufsbildung, aus Berufsfachschulen und Fachhochschulen in Hessen, Südafrika und China. Im Mittelpunkt standen Industriemechaniker und KFZ-Mechatroniker. Für die Auswertung der Tests haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts zuvor nahezu 100 Lehrerinnen und Lehrer in den drei Ländern geschult. Das IBB führt die Daten zusammen und stellt die Auswertungen Lehrern, Ausbildern, Politikern und Bildungsbehörden zur Verfügung. Entwickelt wurden realitätsnahe Testaufgaben, die eine Situation aus der jeweiligen Arbeitswelt aus Kundenperspektive beschreiben. Jeder Testteilnehmer löst eine solche komplexe Aufgabe in zwei Stunden Bearbeitungszeit. Dabei geht es um Kompetenzen wie Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Kreativität, insgesamt werden acht Bereiche bewertet.

Für alle drei Länder gilt: Die Heterogenität der Leistungen ist groß, die Zahl der Risikoschüler innerhalb vergleichbarer Klassen sehr verschieden. Besonders ausgeprägt ist sie aber in Deutschland, weil hier die Eingangsselektion nicht so hoch ist wie in anderen Ländern. In Hessen erreichen in einzelnen Lerngruppen bis zu 60 Prozent der Schüler die höchste Niveaustufe von insgesamt vier Stufen nicht. In anderen Testgruppen erreicht keiner der Testpersonen das höchste Kompetenzniveau. Vom vorletzten zum letzten Ausbildungsjahr, so ein weiterer Befund, stagniert in der dualen Berufsausbildung in Deutschland die Weiterentwicklung der Kompetenzen trotz Einführung neuer fachlicher Inhalte. Werden dann Lehr- und Lernformen nach dem KOMET-Kompetenzmodell eingeführt, gibt es oft einen regelrechten Schub in der Kompetenzentwicklung.

In China ist die Ausbildung anders strukturiert. Auf zwei Jahre schulischer Ausbildung folgt ein Jahr Ausbildung im Betrieb. In diesem Praxisjahr sinkt sogar die Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu lösen. Schuld daran, so Projektleiter Prof. Felix Rauner, sei der Umgang mit den Jugendlichen in den Unternehmen. Hier werden sie als billige Hilfskräfte eingesetzt, die Ausbilder erfüllten die didaktischen und fachlichen Anforderungen nicht und die Verzahnung zwischen Schule und Betrieb fehle. Rauner berichtet auch von einem „dramatischen Befund“ in Südafrika. Das Kompetenzniveau bei Elektronikern habe sich vom ersten bis zum dritten Ausbildungsjahr nicht erhöht. Dies läge an der Ausbildung in Modulen, die nicht im Sinne komplexer Aufgabenstellungen Bezug aufeinander nehmen. Es wird daher kein Zusammenhangsverständnis entwickelt.

Die Ergebnisse werden allen Beteiligten in den Ländern zur Verfügung gestellt. Lehrer und Ausbilder bekommen genaue Einblicke in die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler, können ihre eigenen fachdidaktischen Fähigkeiten überprüfen und den Aufgabentyp der komplexen Problemlösung im Unterricht etablieren. Rauner: „Erste Erfolge sind im Vergleich der Testungen 2011 und 2012 bereits sichtbar, das Interesse an dieser Form der Qualitätsentwicklung beruflicher Bildung ist in den bisher beteiligten Ländern sehr groß.“

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Berufliche Bildung
Prof.Dr. Felix Rauner
Tel. 0421 218 62636
E-Mail: raunerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.ibb.uni-bremen.de