Nr. 325 / 23. November 2016 SC
Die Diskussionen um die Digitalisierung der Arbeit – Stichwort Arbeit 4.0 – konzentrieren sich oft auf die Veränderungen in der Industrie. Allerdings verbreitet sich die Digitalisierung der Arbeit mittlerweile auch in Branchen, die traditionell eher wenig technikorientiert waren. Hierzu gehören die personenbezogenen sozialen Dienstleistungen, wie beispielsweise die Pflege.
Digitale Tourenbegleiter
Während die stationäre Pflege in Krankenhäusern bereits stark vernetzt und technikunterstützt arbeitet, fällt in der ambulanten Pflege derzeit der Startschuss in der umfassenden Verbreitung „digitaler Tourenbegleiter“. Das sind Tablets oder Smartphones, die Pflegekräfte mit spezieller Software ausgestattet auf den Pflegetouren mit sich führen. Diese stehen im mobilen Einsatz mit der Pflegezentrale in Verbindung und bieten etwa Möglichkeiten, den Tourenverlauf zu kontrollieren, laufend zu verändern sowie eingehende Daten sofort in die Leistungsabrechnung oder die Dokumentation zu übernehmen. Die Geräte und ihre Software sind oft stark auf die Unternehmensanforderungen zum Beispiel der Wirtschaftlichkeit ausgerichtet. Die Ansprüche der Pflegekräfte an gute Arbeitsqualität wird noch zu wenig berücksichtigt. Das kann zu Akzeptanzproblemen auf Seiten der Pflegekräfte führen, die sich in ihrer Arbeit kontrolliert und unter Zeitdruck gesetzt fühlen können. Oftmals wird die Technik auch als Störfaktor in der Beziehung mit den Pflegebedürftigen empfunden. Hinzu kommt, dass Geräte und Software nur dann von den Pflegekräften genutzt werden, wenn sie die notwendigen Kompetenzen hierfür besitzen. Dabei bietet der Einsatz digitaler Medien in der ambulanten Pflege vielfältige Möglichkeiten, den Arbeitsalltag für Pflegekräfte sowie die Leitung der Unternehmen zu erleichtern.
BMBF und ESF fördern das Projekt
An diesen Herausforderungen setzt das kürzlich am Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) gestartete Verbundprojekt KOLEGE („Interagieren, koordinieren und lernen – Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der ambulanten Pflege“) an. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Europäische Sozialfonds fördern das Verbundvorhaben mit fast 1,2 Mio. Euro. In einem dreijährigen Forschungs-, Entwicklungs- und Erprobungsprozess sollen die bislang noch nicht ausgeschöpften Potenziale der Digitalisierung in der ambulanten Pflege herausgefunden werden. Das Verbundprojekt entwickelt sowohl ein organisatorisches Gestaltungskonzept für die Digitalisierung der Arbeit als auch eine auf Praxistauglichkeit ausgerichtete Kommunikations-, Koordinations- und Lernsoftware. Das Ziel: Geräte und Software sollen beidem dienen, einer besseren Arbeitsqualität der Pflegekräfte und einer effizienten und effektiven Arbeitsorganisation.
Fünf Verbundpartner
Partner des iaw, welches das Projekt koordiniert und die arbeitswissenschaftliche Expertise einbringt, sind für die Praxisseite die Bremer Pflegedienst GmbH und die Johanniter Unfall-Hilfe e.V. Darüber hinaus beteiligt sind die Qualitus GmbH, die die Software entwickelt, und die Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen gGmbH, die Lehr- und Lernkonzepten erstellt.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität und Arbeitnehmerkammer Bremen
Dr. Peter Bleses
Tel.: 0421-218 61748
E-Mail: pblesesprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de