Detailansicht

Wikipedia, Facebook und Amazon in einem – extra für die Wissenschaft

Forschungsstelle Osteuropa an der Uni Bremen erhält DFG-Förderung für eine innovative virtuelle Forschungsumgebung

Nr. 251 / 16. September 2016 KUB

„Discuss Data“ – so heißt ein neues Projekt, mit dem eine Internet-Plattform für die interaktive Diskussion der Qualität von Forschungsdaten entstehen soll. Konzipiert hat es die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen in Kooperation mit der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek. Als führender Partner erhält die Forschungsstelle Osteuropa für das auf drei Jahre angelegte Vorhaben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung von 375.000 Euro. Anfang 2017 wird das interdisziplinäre Team aus Sozialwissenschaftlern und Informatikern die Arbeit aufnehmen.

Geschaffen werden soll eine digitale Infrastruktur, die als Kommunikationsort im Web die Diskussion von öffentlich verfügbaren Forschungsdaten ermöglicht. Laut Projektleiter Professor Heiko Pleines ist dieses Anliegen hochaktuell: „Die Zuverlässigkeit und Überprüfbarkeit von Daten wird in den Sozialwissenschaften gerade zu einem ganz großen Thema. Wir hoffen, hier eine einfache und wirksame Lösung bieten zu können.“

Transparenz – einen Klick von den Forschungsdaten entfernt

Für die vielfach geforderte Herstellung von Transparenz im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess ist die Veröffentlichung des benutzten Datenmaterials ein erster wichtiger Schritt. Die Diskussion der Datenqualität ist ein zweiter. Doch fehlt es bislang an akademischen Foren, die eine Diskussion dieser Daten auf zeitgemäße Weise ermöglichen: Wenn, dann erfolgt diese in der Regel verstreut in wissenschaftlichen Zeitschriften. Mit „Discuss Data“ soll die Diskussion künftig maximal einen Klick von den Forschungsdaten entfernt stattfinden. „Die Kernidee ist es, Funktionen, die allen Internetnutzern schon bekannt sind, wie Kommentare, Tagging oder Verlinkungen, auf wissenschaftliche Daten zu übertragen“, erklärt Felix Herrmann, verantwortlicher Projektmitarbeiter. „Zum Projektende soll dann die Weiterführung, ähnlich wie bei Wikipedia, an die Nutzer selber übergeben werden, also an die Wissenschaftler, um deren Daten es geht und die diese Daten für ihre Forschungsarbeit erzeugen und nachnutzen.“

Wie die global verteilte Forscher-Community angesprochen und nachhaltig eingebunden werden kann, soll im Projekt anhand der methodisch breit aufgestellten Regionalstudien zum post-sowjetischen Raum prototypisch erprobt werden. Um das Rad nicht neu zu erfinden, ist die Plattform als schlanke Softwareschicht zwischen verteilten Repositorien und den wissenschaftlichen Nutzern konzipiert und soll mit bereits etablierten digitalen Forschungsinfrastrukturen wie DARIAH-DE eng verzahnt werden. Zum Projektende ist die Übertragung der Plattform und der gemachten Erfahrungen auch auf andere Gebiete vorstellbar – der Quellcode von „Discuss Data“ soll gut dokumentiert als Open Source Software veröffentlicht werden.

Weitere Informationen:

Felix Herrmann
Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen
Tel. 0421 / 218-69613
E-Mail: felix.herrmannprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de