„Der größte Teil der Weltbevölkerung lebt heute in einer formalen Demokratie. Doch sowohl in etablierten als auch in neuen Demokratien sinkt das Vertrauen in Parlamente und politische Parteien. Soziale Ungleichheiten, politische Polarisierung und eine Politik des Hasses befeuern die Situation noch weiter“, betont Professorin Shalini Randeria, die Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien und Professorin für Sozialanthropologie und Soziologie am Graduate Institute for International and Development Studies in Genf ist, wo sie auch das Albert Hirschman Centre on Democracy leitet.
Als Wissenschaftlerin habe sie sich über viele Jahre hindurch mit der Frage beschäftigt, wie das Funktionieren des Rechts unser tägliches Leben in einer globalisierten Welt prägt. „Mich interessiert, wie Bürgerinnen und Bürger sowohl die Straße als auch die Gerichte nutzen, um zu protestieren und Machtmissbrauch aufzuzeigen, aber auch, um die Demokratie über die Durchführung von Wahlen hinaus zu schützen und zu verteidigen.“
Forschungen zu „Weichen Autoritarismen“
Auch als Excellence Chair an der Universität Bremen beschäftigt sich Shalini Randeria mit diesen Fragestellungen. Hier hat sie innerhalb der Verbundforschungsplattform „Worlds of Contradiction“ die Forschungsgruppe „Soft Authoritarianisms“ ins Leben gerufen, in der ein interdisziplinäres Team neuartige Verflechtungen zwischen demokratischen und autoritären Regierungsformen untersucht. Anhand von Fallstudien zu Frankreich, der Türkei und Polen werden Prozesse der Normalisierung autoritärer Rhetoriken und Praktiken, der sukzessiven Aushöhlung demokratischer Institutionen mittels parlamentarischer Mehrheiten oder der wachsenden Infragestellung von Rechtsstaatlichkeit vergleichend analysiert.
In den zehn Folgen des englischsprachigen Podcasts reflektiert Shalini Randeria mit ihren Gästen demokratische Erfahrungen und Experimente auf der ganzen Welt und geht der Frage nach, ob die Krise der Demokratie eine historisch einmalige Herausforderung darstellt oder ob es Parallelen zu politischen Krisen der Vergangenheit gibt. Es wird aber auch darum gehen, ob sich Tendenzen erkennen lassen, die auf eine Erneuerung und Reform der Demokratie hindeuten.
Erster Gast: Historiker Timothy Snyder
In der ersten Folge ist der Historiker Timothy Snyder (Yale University) zu Gast, der für seine Forschungen zu Totalitarismus weltbekannt ist und in seinen letzten Büchern die US-amerikanische Gegenwart vergleichend untersucht. Mit ihm diskutiert Shalini Randeria über die bevorstehenden US-Wahlen, die Strategien der Republikanischen Partei und den Begriff des „Sadopopulismus“. Snyder ist der Überzeugung, dass Trump den Menschen nicht Chancen bietet, nach Glück zu streben, sondern das genaue Gegenteil: „Er verursacht mehr Schmerz im System und macht Menschen glauben, dass es gut ist zu leiden, solange andere noch mehr leiden.“
Die Podcast-Reihe ist eine Kooperation vom IWM, dem Albert Hirschman Centre on Democracy am Graduate Institute in Genf sowie der Universität Bremen. Sie kann über alle üblichen Podcast-Apps oder die Webseite des IWM gehört werden.
Weitere Informationen:
https://pod.link/1533272025
www.iwm.at
www.uni-bremen.de
Fragen beantwortet:
Dr. Jens Adam
U Bremen Excellence Chair Research Group „Soft Authoritarianisms“
Universität Bremen
+ 49 (0)171 62 77 645
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