„Wir müssen die Korallenriffe schützen, damit sie uns schützen“ sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf der Pressekonferenz des International Coral Reef Symposiums (ICRS). Damit nahm Steffi Lemke Bezug auf eine der wichtigsten Ökosystemleistungen der Korallenriffe. Sie sind unverzichtbar für den Schutz der Küsten, denn sie reduzieren die Kraft der Wellen um etwa 90 Prozent. Abdulla Naseer, der Umweltminister der Malediven, der ebenfalls zur Konferenz angereist war: „Die Sache ist ganz einfach. Keine Korallenriffe, keine Malediven.“ Küstenschutz ist für alle Inselstaaten und Küstenregionen der Tropen elementar. Das Sterben der Korallenriffe ist für alle Bewohner dieser Gebiete eine existenzielle Bedrohung.
Korallenriffe sind aber nicht nur wichtig für den Küstenschutz. Korallenriffe sind auch Konzentrationspunkte der Artenvielfalt und beeinflussen die Diversität und Biomasse der Ozeane weit über ihr Verbreitungsgebiet hinaus. Die wirtschaftliche Bedeutung in der Tourismusindustrie, sowie für die Nahrungsmittelversorgung gerade der ärmeren Länder ist groß. Etwa 600 Millionen Menschen sind wirtschaftlich direkt von funktionierenden Korallenriffen abhängig. Das sind aktuell fast acht Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Zudem profitieren die hoch entwickelten Länder zunehmend von neuen Wirkstoffen für Medikamente, die in Korallenriffen entdeckt wurden.
„Leider hat sich die Bedrohungslage weiter verschärft. Die Forschungsergebnisse der gerade abgeschlossenen 15. Weltkorallenriffkonferenz bestätigen, dass sich die Situation gegenüber dem letzten Zustandsbericht der globalen Korallenriffe aus dem Jahr 2008 weiter verschlechtert haben. Umso wichtiger ist es, dass wir Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, um Wege aus der Korallenriffkrise zu finden“, sagte Christian Wild von der Universität Bremen und Vorsitzender des ICRS 2022.
Zusammenarbeit und Dialog von Wissenschaft und Politik von großer Bedeutung
Ein Tag der Weltkorallenriffkonferenz stand ganz im Zeichen wissenschaftlich fundierter Empfehlungen zur Überwindung der schweren Korallenriffkrise. Hier wurde deutlich, dass es nicht an Ideen und Vorschlägen von Seiten der Wissenschaft mangelt, sondern an der Kommunikation mit den Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, wodurch letztendlich keine Maßnahmen folgen. Andréa Grottoli, die Präsidentin der Internationalen Korallenriff Gesellschaft: „Wissenschaftler:innen müssen sich auf die Politik zubewegen und Politik auf die Wissenschaft. Wenn sie sich in der Mitte treffen ist schon viel gewonnen.“
Wichtig, so wurde ausdrücklich betont ist auch nach wie vor das bedeutenden Strategiepapier: „Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge". Es richtet sich weltweit an Entscheidungstragende aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. „Wir wollen darin die Dringlichkeit von Maßnahmen deutlich machen, die zum Schutz und zur Wiederherstellung von Korallenriffen nötig sind“ so Dr. Sebastian Ferse und Professor Christian Wild, beide Bremer Mitautoren des internationalen Strategiepapiers. Es wurde vor einem Jahr im Rahmen der 14. Weltkorallenriffkonferenz zum ersten Mal vorgestellt.
Erste Weltkorallenriffkonferenz in Europa
Die CO2 Emissionen, die den menschengemachten Klimawandel verursacht haben und ungebremst zum Verlust der weltweiten Korallenriffe führen werden, wenn sich nichts ändert, stammen vor allem aus den Industrienationen. Dass die 15. Weltkorallenriffkonferenz in Präsenz zum ersten Mal von einer Institution in Europa ausgerichtet wird, ist deshalb kein Zufall. „Es ist ein Hinweis, dass wir uns der Mitverantwortung der Korallenriffkrise in den Tropen stellen und Lösungsmöglichkeiten für die Korallenriffkrise suchen müssen“, sagte Meeresbiologe Christian Wild von der Universität Bremen.
Mit der Konferenz wurde auch diesbezüglich ein wichtiges Zeichen gesetzt. Prof. Christian Wild: „Wir sind stolz darauf, dass es die Universität Bremen als Ausrichter geschafft hat sowohl die 14. rein virtuelle als auch die 15. in Präsenz stattfindende Korallenriffkonferenz klimaneutral zu gestallten. Für die 15. Weltkorallenriffkonferenz verfolgten wir eine zweistufige Strategie: Um CO2- Emissionen zu vermeiden, stellten wir allen Konferenzteilnehmer:innen Flatrate-Tickets für den Nahverkehr zur Verfügung. Außerdem vermieden wir die Produktion von Müll und die Verwendung von Papier an ganz vielen Stellen. Beim Catering setzten wir vor allem auf lokale und vegetarische Produkte. Unvermeidbare CO2 Emissionen durch die Anreise der Teilnehmer:innen wurden kompensiert.“
Bremen als Austragungsort
Das International Coral Reef Symposium (ICRS) ist die größte Meeresforschungskonferenz, die in Deutschland je durchgeführt wurde. Dr. Claudia Schilling, Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen: „Bremen wurde aus gutem Grund als Veranstaltungsort ausgewählt, denn hier gibt es eine sehr aktive und sichtbare Gemeinschaft von exzellenten Korallenriff-Forscherinnen und Forschern.“ Zahlreiche Partnerinstitutionen, die meisten davon in unmittelbarer Nähe zueinander auf dem Campus der Universität Bremen, sind in der Korallenriffforschung tätig wie etwas das Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT), das MARUM, das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, das Leibniz-Zentrum für marine Tropenforschung (ZMT) und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Sie machen das Bundesland Bremen damit zu einem zentralen Hub der Korallenriff-Forschung in Europa und darüber hinaus. Zudem bietet Bremen eine hervorragende Infrastruktur und unser Kooperationspartner die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) sorgt mit seiner Organisation für einen reibungslosen Ablauf auch bei großen Messen.
Weitere Informationen:
Hier finden Sie das Strategiepapier „Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge": https://coralreefs.org/publications/rebuilding_coral_reefs/
Presseinformationen und Fotos zum Downloaden unter: www.icrs2022.de/press/deutsch
Fragen beantwortet:
Heinz Krimmer
Öffentlichkeitsarbeit
ICRS 2022 Konferenzsekretariat
Marine Ökologie
Universität Bremen
Telefon: +49-(0)176 5500-8505
E-Mail: heinz.krimmer@icrs2021.de