Aus dem Labor ins Rampenlicht
Ob „Science Slam“, „Science goes Public“, „Wissen um 11“, „Forschungsmeile“ oder „Explore Science“: In Bremen begeistern zahlreiche Formate der Wissenschaftskommunikation ein großes Publikum. Was sie gemeinsam haben? Oft sind es junge Forschende, die sich engagieren und ihre wissenschaftlichen Themen Bürgerinnen und Bürgern verständlich vermitteln. In einem Punkt sind sie sich einig: Die eigene Forschung öffentlich zu machen, gehört für sie zum Wissenschaftsalltag. Zwei von ihnen sind Anouk Vlug und Valentin Ludwig. Sie promovieren im Graduiertenkolleg ArcTrain der Universität Bremen in Kooperation mit acht kanadischen Partneruniversitäten.
Die ArcTrain-Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten zu unterschiedlichen Themen am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, in den Fachbereichen Geowissenschaften, Physik und Elektrotechnik sowie am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Sie engagieren sich auf ganz unterschiedliche Weise in Formaten der Wissenschaftskommunikation. Valentin Ludwig hat es schon mehrfach auf die Bühne gezogen. Der Bremer Science Slam im Lagerhaus war im Juni 2017 sein erster Auftritt vor einem nicht-fachlichen Publikum. Im Wettstreit mit anderen Forschenden berichtete er auf unterhaltsame Spotlightund verständliche Weise über die Auswertung von Satellitendaten in der Arktis – das Thema seiner Doktorarbeit. Er erntete viel Applaus vom Publikum. Es folgten weitere Auftritte bei Science Slams in Norddeutschland und bei der Norddeutschen Meisterschaft 2018.
Neu ausprobiert hat Ludwig vor Kurzem das Format „Science goes Public“. Hier bringen Forschende ihre Themen den Gästen in Bremer und Bremerhavener Kneipen näher. Was er daran schätzt, ist das Interaktive. „Nach meinem Vortrag sind die Leute zu mir gekommen und haben richtig gute Fragen gestellt. Sie haben wirklich verstanden, was ich mache. Das gibt mir sehr viel.“
Der Wissenschaft ein Gesicht geben
Ludwig ist sozusagen ein „alter Hase“ in der Wissenschaftskommunikation. Anouk Vlug hat ihren ersten Blogartikel auf einer Klausurtagung des Graduiertenkollegs geschrieben. Hierfür organisierten die beiden Forschenden eigens einen Workshop zum Thema Wissenschaftskommunikation. Vlug modelliert Gletscher der kanadischen Arktis am Computer. Im Blog berichtet sie über ihre Arktis-Expedition auf dem Forschungsschiff Polarstern und wie sie lernte, nicht aus Versehen zur Eisbären-Mahlzeit zu werden. „Es gibt viele Leute um mich herum, die wissen wollen, was ich tue“, sagt sie. „Über den Blog kann ich allen, die interessiert sind, einen Zugang verschaffen. Es gibt jetzt einfach eine Geschichte im Web, die sie lesen können.“ Im ArcTrain-Blog ermöglichen auch ihre Mit-Doktorandinnen und -Doktoranden Einblicke in ihr Forschungsleben. Sie schreiben über Experimente, berichten von Expeditionen oder erzählen einfach von sich selbst und ihrem Leben, um der Wissenschaft ein Gesicht zu geben.
Um Geschichten geht es auch bei „Once upon a time“: einem Projekt am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Auch hier beteiligen sich Doktorandinnen und Doktoranden des Graduiertenkollegs ArcTrain. Sie schreiben Kurzgeschichten, Märchen und Gedichte zu wissenschaftlichen Themen, die sich an Erwachsene und Kinder richten. Darin stellen die Forschenden unter anderem den Klimawandel sowie die Rolle der Meere und Ozeane in den Fokus. Sie beschreiben, wie Menschen Veränderungen im Klima entdecken und die Wasserflächen nutzen und schützen können. Das Projekt wurde beim Hochschulwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2016/2017 „Meere und Ozeane“ ausgezeichnet.
Es war einmal … Kurzgeschichten über Meere und Ozeane
Fast schon selbstverständlich ist das Graduiertenkolleg ArcTrain in den sozialen Medien aktiv – ob mit einem eigenen Blog, einer Facebook-Seite oder über Twitter. Der Vorteil liegt für Ludwig und Vlug klar auf der Hand: Sich dort zu präsentieren erhöht die Chance, dass jemand auch zufällig auf ihre Forschung stößt und sich im besten Falle begeistern lässt. Noch dazu sind ein Beitrag für Facebook oder ein Tweet schnell verfasst. Und die Möglichkeit, diesen zu „liken“, zu verbreiten oder über die Kommentarfunktion mit dem Publikum in den Dialog zu treten, macht diese Art des Wissenstransfers dynamisch.
Aus Sicht von Ludwig und Vlug sollten bereits junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lernen, auch außerhalb der Universität über ihre Forschung zu berichten: „Ich finde es wichtig, was wir tun“, sagt Ludwig. „Und ich finde es wichtig, den Leuten davon zu erzählen. Denn wenn keiner davon weiß, können wir es auch lassen.“ Für den Anfang brauche man nicht viel. „Einfach ausprobieren. Der Spaß kommt von ganz allein.“