Nr. 001 / 04. Januar 2018 ML
Für viele Schulen ist neu, was für andere seit Jahren Alltag ist: Neu zugewanderte Kinder und Jugendliche werden in die Schule aufgenommen. Andere verlassen die Schule wieder oder verbringen einen Teil ihrer Schulzeit im Ausland. Wie Schulen am besten mit grenzüberschreitender Mobilität umgehen können, ist Thema eines auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts an der Universität Bremen, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 656.000 Euro gefördert wird. Unter dem Titel „Auf Dauer? Auf Zeit? Die Vielfalt transnationaler Mobilität als Herausforderung für den institutionellen Wandel von Schule in Deutschland (TraMiS)“ wird das Projekt im Februar am Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung starten.
Wie gelingt Schulbildung bei zunehmender transnationaler Mobilität?
„Schule ist in ihrem Selbstverständnis und Angebot auch heute noch überwiegend eine nationale Angelegenheit, während eine zunehmende Zahl an Kindern und Jugendlichen durch internationale Erfahrungen und Perspektiven geprägt ist. Für die einen freiwillig, für die anderen zwangsläufig, kann der Besuch einer Schule in Deutschland auch nur eine vorübergehende Episode in ihrer Schulbiografie darstellen. Uns interessiert, wie sich Schulen auf diese Herausforderung in der Organisation, dem pädagogischen Konzept und dem Curriculum einstellen“ erklärt Projektleiterin Yasemin Karakaşoğlu, Professorin für Interkulturelle Bildung am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Bremen. Der Anspruch auf schulische Bildung für alle Kinder ziehe nach sich, dass die individuellen Bedarfe der einzelnen Kinder berücksichtigt werden müssten. Außerdem sei der alleinige Fokus auf nach Deutschland Zugewanderte falsch, denn auch in Deutschland sozialisierte Schülerinnen und Schülern würden zunehmend Auslandsschulerfahrungen machen. „Die Frage nach dem adäquaten schulischen Umgang mit Situationen, in denen alle Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Migrationsperspektiven in Schulen zusammen lernen, wurde bisher kaum gestellt. Wir erhoffen uns durch die Studie nicht nur einen Gesamtüberblick, sondern eine grundlegende Neu-Orientierung, die erfolgreiche Bildungskonzepte für die Zukunft aufzeigt.“, erklärt Dr. Dita Vogel, Senior Researcher im Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung.
Innovative Ansätze im Ausland im Blick
Die Wissenschaftlerinnen wollen daher zentrale Studien und Debatten in Deutschland seit den 1950er Jahren unter einer neuen Perspektive auf den Wandel im Feld Schule durch Migration aufarbeiten. Gemeinsam mit ausgewählten Schulen wollen sie diskutieren, wie Schulen die Bildungsbedarfe aller Schülerinnen und Schüler angemessen berücksichtigen können – ob sie Migrationserfahrung haben oder nicht. Auch mit ausgewählten Schulen in Kanada, den USA, Italien und Schweden werden Fallbeispiele diskutiert, um exemplarisch innovative Alternativen in anderen Bildungssystemen aufzuzeigen. Mit den Ergebnissen wollen die Wissenschaftlerinnen nicht nur die wissenschaftliche Debatte bereichern, sondern auch für die teilnehmenden Schulen und die Schulpolitik sowie für die pädagogische Praxis Anregungen und Handlungsempfehlungen bieten. Kooperationspartner sind die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)/Hauptvorstand sowie die Freudenberg Stiftung.
Nähere Informationen zum Forschungsprojekt: http://www.fb12.uni-bremen.de/de/interkulturelle-bildung/forschung/tramis.html
Fragen beantwortet:
Universität Bremen
Fachbereich 12, Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung
Dr. Dita Vogel
Tel.: 0421 218-69122
E-Mail: dvogelprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de