Nr. 149 / 7. August 2017 KG
Ein Tag wie jeder: Menschen sitzen in Bus und Bahn, starren schweigend auf ihre Smartphones, tippen und wischen. Viele sind ständig online, richten einfachste Lebenstätigkeiten anhand von Apps aus. Muße, ein längeres Gespräch mit Mitmenschen – Fehlanzeige. Jan Wolf gibt das zu denken. Der Masterstudent für Digitale Medien will etwas ändern. „Ich wünsche mir, dass die Leute ihre Online-Zeit zugunsten der Offline-Zeit verkürzen“, sagt er. Und fügt voller Überzeugung hinzu: „Das Digitale sollte das Leben vereinfachen, nicht bestimmen.“ Als einmal sein Smartphone kaputt war und er stattdessen ein einfaches Handy der älteren Generation zur Verfügung hatte, konnte er nur telefonieren. „Das war einfach schön“, meint der 26-Jährige.
Vorschlag: Shakespeare im Park
Jan Wolf hat gehandelt. Von seiner Idee, eine Website zu entwickeln, bei der die Nutzer sich eintragen und gemeinsam kulturelle und sportliche Unternehmungen planen oder sich einfach treffen können, konnte er seinen Professor, Frieder Nake, schnell überzeugen. Nach monatelangen Programmierarbeiten ist die Website www.rudl.me herausgekommen. Das Logo in zartem Mintgrün zeigt einen heulenden Wolf. Registrierte User können zwischen einer Vielzahl von gemeinsamen Unternehmungen wählen und Fehlende hinzufügen. Gemeinsames Bouldern, Treffen am Werdersee, in einer Bar oder in der Mensa sind einige der Vorschläge. Einmal in eines dieser Rudel beigetreten, kann jeder User selbst Streifzüge ankündigen und Ort und Uhrzeit bestimmen, oder sich bestehenden Streifzügen anderer Nutzer anschließen. Derzeit wird „Shakespeare im Park“ vorgeschlagen. „Da war ich im vergangenen Jahr, es war ein toller Abend mit Freunden“, sagt Wolf.
Keine Selbstdarstellung möglich
Auf alle Fälle soll sich die Web-App von Facebook unterscheiden. Wolf: „Keine Selbstdarstellung, keine Möglichkeit, Videos und Fotos hochzuladen, keine Likes und nur eine minimierte Chat-Funktion. Und zwar nur dann, wenn es um die konkrete Verabredung geht“. Er ist überzeugt, mit seiner kleinen digitalen Anschubleistung die Leute wieder im realen Leben zueinander zu bringen. Für seine Masterarbeit hat er nicht nur die Web-App entwickelt, sondern auch ein theoretisches Fundament geschaffen. Im „Freizeit-Monitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen findet er seine Ansichten bestätigt. Der Trend zur digitalen Bindung nimmt zu.
Werbung mit Handzetteln
Der dritte Teil seiner Arbeit bereitet dem Bremer noch Kopfschmerzen. Nämlich sein selbstgestelltes Ziel, die App zu evaluieren. Dazu braucht er mehr Nutzer als die 70, die er bereits hat. Deshalb ist der Student nun werbend mit Handzetteln unterwegs. Er wird auch nach seiner Masterarbeit, die er in diesem Herbst abschließen will, weiter als Administrator für seine Seite tätig sein und weitere Verbesserungen vornehmen. Jan Wolf möchte später beruflich eigene innovative Konzepte für Unternehmen erstellen. Da ist sein großes Projekt, das er mit der Masterarbeit durchzieht, eine gute Vorübung.
Achtung Redaktionen: Ein Porträtfoto von Jan Wolf finden Sie hier: https://seafile.zfn.uni-bremen.de/f/0efc77592fbd4e1c8a88/. Quelle: Karla Götz / Uni Bremen
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Mathematik/Informatik
Studiengang Digitale Medien
Jan Wolf
Tel.: 0151 15530761
E-Mail: mailprotect me ?!jan-wolfprotect me ?!.de
www.rudl.me
https://www.facebook.com/rudlteam/