Putin hat es in den letzten zwei Jahrzehnten wie kaum ein anderer verstanden, an der Macht zu bleiben. Auch jetzt, kurz vor der Präsidentschaftswahl ist er laut unabhängigen Meinungsumfragen bei weitem der populärste Politiker Russlands. Da seine Gegenkandidatinnen und -kandidaten keine ernstzunehmende Opposition darstellen, gilt es als sicher, dass Putin an seine dritte Amtszeit auch noch eine vierte anschließen wird.
Wahlbeteiligung als wichtiger Faktor
Zentrale Bedeutung kommt der Wahlbeteiligung zu: „Viele sehen keinen Sinn darin, wählen zu gehen, wenn das Ergebnis schon feststeht. Eine niedrige Wahlbeteiligung würde zwar rechnerisch Putin zugutekommen, aber sein Mandat für die kommende Amtszeit erheblich schwächen“, sagt Dr. Elizaveta Gaufman, Politikwissenschaftlerin und Russland-Expertin der Universität Bremen. Zur Stimulierung der Wahlbeteiligung gebe es YouTube Videos, die zeigen was passiert, wenn Putin nicht gewählt wird. In einem der „Horror-Szenarien“ werden alle Familien gezwungen, homosexuelle Männer bei sich zu beherbergen – für viele konservative Russen sei das ein wahrer Albtraum, so Gaufman.
Innen- und außenpolitische Herausforderungen enorm
Die nächste Amtszeit werde Putin vor neue Herausforderungen stellen. Aufgrund einer schwankenden Wirtschaftsleistung und interner Machtkämpfe im Kreml werde sein Ansehen in der Bevölkerung langfristig sinken, ist Gaufman überzeugt. Die Krim-Euphorie sei abgeflaut und seine Rede zur Lage der Nation am 1. März, in der er neue „Wunderwaffen“ vorgestellt hat, habe wenige in Russland beeindruckt. Die Warnung vor einem neuen Rüstungswettlauf hält Gaufman für übertrieben: „Russland hat hierfür nicht genügend Mittel, und eine Aufrüstung könnte wie im Fall der Sowjetunion zum wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes führen. Außerpolitik ist ohnehin teuer und mit der laufenden Syrien-Kampagne und militärischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine, wird Putin sich kaum weitere außenpolitische Effekthaschereien zur Durchsetzung innenpolitischer Ziele leisten können.“
Dr. Elizaveta Gaufman ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS) an der Universität Bremen. Sie ist Autorin des Buches "Security Threats and Public Perception: Digital Russia and the Ukraine Crisis".
Achtung Redaktionen: Dr. Elizaveta Gaufman steht für Medienanfragen zur Präsidentschaftswahl in Russland zur Verfügung. Unter folgendem Link finden Sie ein Bild von Frau Dr. Gaufman: https://seafile.zfn.uni-bremen.de/f/16157f9758ba45128ed7/
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