Nr. 053 / 07. Februar 2013 KG
Ein Team des Instituts for Public Health im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen hat gemeinsam mit Kooperationspartnern von der Freien Universität Berlin und der Universität Oldenburg das Projekt „HIV-Prävention und Gesundheitsförderung für Migrantinnen und Migranten aus Sub-Sahara-Staaten“ des Bremer Gesundheitsamtes wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Der Wunsch nach mehr Informationen zu HIV und AIDS ist eines der Ergebnisse der vierjährigen Untersuchung. Unter den Migrantinnen und Migranten ist die Gruppe der Afrikanerinnen und Afrikaner die am stärksten von HIV betroffene Gruppe in Deutschland.
Das Projekt, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, findet seinen Abschluss in einem Symposium, das die Forschungsergebnisse aus Fragebogen- und Interviewstudien vorstellt und ihre Bedeutung für die Praxis diskutiert. Gemeinsam mit Fachleuten aus dem Gesundheitsamt und Mitgliedern der Afrikanischen Communities sollen Möglichkeiten und Ansatzpunkte für einen Praxistransfer diskutiert werden. Das Symposium findet am Freitag, 8. Februar, von 14 bis 16.30 Uhr im Gesundheitsamt Bremen, Horner Straße 60-70, Eingang 3 Ansgarhaus, im Konferenzraum 2.110 statt.
Das Projekt und seine Ergebnisse:
Das Forschungsprojekt wurde in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Bremen und der Freien Universität Berlin, der Universität Bremen und der Universität Oldenburg durchgeführt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschten die Wirksamkeit des mehrfach ausgezeichneten Bremer HIV-Präventionsprojektes, das mit Hilfe afrikanischer Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Informationen über HIV in Call-Shops, Friseurläden, Diskotheken, bei Fußballturnieren und in den Afrikanischen Gemeinden verbreitet hat.
Forschungsergebnisse dieser ersten Studie zu Wissen, Einstellungen und Verhalten von Afrikanern und Afrikanerinnen in Deutschland zeigen, dass sich über die Hälfte der Befragten (63 Prozent) in Bremen mehr Informationen über HIV wünschen, vor allem durch die Medien und die Gesundheitsämter. So sind auch Fehlannahmen über die Übertragungswege von HIV noch verbreitet: 8,1 Prozent glauben an Hexerei, 7,1 Prozent an die Übertragung durch die Luft und 9,3 Prozent durch die Anwesenheit im selben Raum. Um sich vor HIV zu schützen, nennen 95,3 Prozent Kondome, 87,4 Prozent Treue und 75,3 Prozent Abstinenz. Fast ein Viertel der Befragten glaubt aber auch an Schutz durch religiösen Glauben (24,8 Prozent), Sex mit einer Jungfrau (21,8 Prozent) oder die Auswahl eines Partners nach gesundem Aussehen (15,8 Prozent).
Dabei ist auch die Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung ein Thema für die afrikanischen Migrantinnen und Migranten. So würden z.B. mehr als die Hälfte der afrikanischen Frauen (58 Prozent) die HIV-Infektion eines Familienmitgliedes geheim halten. Ein weiteres Ergebnis der Befragung: HIV-Präventionsangebote speziell für afrikanische Migrantinnen und Migranten laufen Gefahr, als stigmatisierend empfunden zu werden. HIV-Prävention muss daher kultursensibel gestaltet werden. Als Beitrag zur Verbesserung der Prävention wird ein neues Handbuch mit Checklisten zur Qualitätssicherung in der HIV-Prävention für Migrantinnen und Migranten vorgestellt. Das Handbuch, das von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) unterstützt wird, wurde für Fachkräfte und Engagierte in der HIV-Prävention entwickelt, die selbst ein solches HIV-Präventionsprojekt entwickeln wollen oder schon umsetzen. Es wird an Gesundheitsämter und die Aids-Hilfe verschickt.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Institute for Public Health und Pflegeforschung (IPP)
Dr. Silke Gräser
Tel.: 0441-17748
Mobil: 0172-1518810
E-Mail: graeserprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de