Nr. 212 / 25. Juni 2012 MM
Einmal über den Zentralbereich des Campus der Universität Bremen fliegen? Kein Problem! Dank des Engagements von dreizehn Geographiestudierenden ist das jetzt im Internet möglich. Im Rahmen eines Bachelorprojekts haben sie sich mehrere Monate lang mit geographischen Informationssystemen beschäftigt, große Teile vom Campus kartiert und sie in 3D-Ansicht modelliert. Das Ergebnis ist umfangreiches Kartenmaterial und ein 3D-Film, bei dem man im Internet unter www.youtube.com/watch?v=h01agcL2N0o einen virtuellen Flug über den Zentralbereich machen kann. Das Pilotprojekt bietet Potential, um zum Beispiel die Barrierefreiheit auf dem Campus zu erhöhen.
Stadtmodelle in 3D werden heutzutage immer häufiger von Stadtplanern genutzt. Sie setzen sie zum Beispiel ein, um sich Bauvorhaben möglichst konkret vor Augen zu führen. In Bremen ist der Bahnhofsvorplatz ein Beispiel dafür. Auch für die Planung von neuen Standorten für Mobilfunkmasten oder Solaranlagen wird diese Technik genutzt. Da Stadtplanung auch ein potenzieller Arbeitsbereich von Geographen ist, haben sich die Bachelorstudierenden am Institut für Geographie ein Semester lang unter der Leitung des Wissenschaftlers Tobias Tkaczick mit diesem Thema auseinander gesetzt.
„Jeden Mülleimer, Baum und jede Straßenlaterne erfasst“
Wie funktioniert ein 3D-Modell technisch? Welche Daten benötigt man, um solche Modelle am Computer zu erstellen? Was sind die Möglichkeiten und Tücken eines solchen Systems? Solche Fragen haben die Studierenden im Projekt „Einsatz geographischer Informationssysteme am Beispiel der Stadt Bremen“ erforscht. „Der Campus bot sich von seiner Größe her für unser Projekt an“, sagt Tkaczick. Zudem war er den Studierenden vertraut. In Zweiergruppen kartierten die Studierenden zunächst große Teile mit Hilfe eines GPS-Geräts (Global Positioning System). „Ganz praktisch bedeutete es, dass wir nicht nur die Uni-Gebäude, sondern jeden Mülleimer, Baum und jede Straßenlaterne erfassen mussten.“ Da der gesamte Campus für ein Semester zu viel war, haben sich die Studierenden dabei insbesondere auf den Zentralbereich konzentriert. Als weitere Quellen dienten ihnen Luftbilder und Daten über die Lage der einzelnen Gebäude, die sie vom „Landesamt für Kataster – Vermessung – Immobilienbewertung – Informationssysteme“ auf Anfrage erhielten. „Zum Teil waren die Bilder veraltet, so dass die Studierenden sie nachbearbeiten mussten“, so Tkaczick. Nachdem sie die Quellen beisammen und zweidimensional am PC erfasst hatten, machten sie sich an die Umsetzung in 3D mit Hilfe der frei erhältlichen Google-Software „SketchUp“. „Die Benutzung der Software haben sich die Studierenden selbst erarbeitet und die Probleme, die dabei auftraten, in der Gruppe diskutiert“, so Tkaczick. „Ich selbst war dabei nur Berater im Hintergrund.“
3D-Film für Barrierefreiheit auf dem Campus nutzen
Mit dem umfangreichen Kartenmaterial wollte der Dozent das Projekt eigentlich beenden. Doch die Studierenden waren so motiviert, dass sie in Eigeninitiative noch einen 3D-Film konzipierten. Der stellt zwar auf Grund der zeitlich und finanziell begrenzten Möglichkeiten des Pilotprojekts nicht den kompletten Campus dar. „Unsere gesammelten Erfahrungen und unser Wissen würden wir jetzt aber gerne für weitere Projekte nutzen“, sagt Tobias Tkaczick. So könnte man Erstsemestern und beeinträchtigten Studierenden die Orientierung auf dem Uni-Campus erleichtern. Möglich wäre etwa, rollstuhlgerechte Eingänge oder barrierefreie Wege zu einzelnen Uni-Gebäuden in 3D-Filmen aufzuzeigen. „Um das zu realisieren, wären wir auch für Kooperationen mit anderen Instituten und Einrichtungen offen“, so der Projektleiter. So könnte man das Wissen und die Ergebnisse der Geographen nutzen, um die Campus-App „eStudentLBS“ weiterzuentwickeln.
Student: „Haben von dieser Arbeit sehr profitiert!“
"Wir Studierende haben von dieser Arbeit sehr profitiert und viel dabei gelernt!“, sagt Daniel Hofmann, 5. Semester. „Es hat Spaß gemacht, das gesamte Projekt von der Planung bis zu einem vorzeigbaren Ergebnis durchzuführen, und wir konnten beim Erlernen der neuen Methoden enorm voneinander profitieren.“ Im Laufe der Projektzeit hätten sich dadurch auch weiterführende, semesterübergreifende Kontakte entwickelt.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Geographie
Tobias Tkaczick
Telefon: 0421 218-67411
E-Mail: tkaczickprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.geographie.uni-bremen.de