Nr. 108 / 28. März 2012 MM
Mit großem Erfolg haben Geschichtsstudierende und die bremer shakespeare company (bsc) diese Woche die Premiere ihres mittlerweile fünften gemeinsamen Projekts gefeiert. Die szenische Lesung im „Haus des Reichs“ war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Da auch für alle weiteren Vorstellungen bis Ende April keine Karten mehr erhältlich sind, gibt es für den 7. und 8. Mai 2012 zwei Zusatztermine.
In der szenischen Lesung mit dem Titel „Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht“ geht es um den dramatischen Fall der ehemaligen KZ-Inhaftierten Margarete Ries. Sie soll als Kapo im KZ Auschwitz äußerst brutal vorgegangen sein und mehrere Häftlinge erschlagen haben. Nach ausführlichen Vernehmungen durch Vertreter der US-Militärregierung für Bremen im „Haus des Reichs“ und einem anschließenden Spruchkammerverfahren wurde ihr Verfahren jedoch eingestellt. Zu ihrer Verhaftung kam es, nachdem eine ehemalige Insassin des Lagers Auschwitz Ries auf dem Bremer Hauptbahnhof wiedererkannt hatte. Wie erklärte Margarete Ries ihr Handeln? Wie bewerteten es die Be- und Entlastungszeuginnen und warum wurde das Verfahren gegen sie eingestellt? Diese und andere Fragen haben die Studierenden und Schauspieler für die Lesung aufgearbeitet. Alle Vorstellungen finden an dem Originalschauplatz im „Haus des Reichs“ am Rudolf-Hilferding-Platz in Bremen statt. Dort hatte die US-Militärregierung für Bremen damals ihren Sitz. Heute ist es der Sitz der Senatorin für Finanzen. Karten sind zum Preis von 12 Euro und ermäßigt 6 Euro bei der bremer shakespeare company oder an der Abendkasse erhältlich. Kontakt unter www.shakespeare-company.com oder www.facebook.com/sprechende.akten .
Lesung über Bremens Grenzen hinaus gefragt
Die szenische Lesung über Margarete Ries ist auch über Bremens Grenzen hinaus gefragt: Im September soll die bremer shakespeare company sie anlässlich der 50-Jahrfeier der Gedenkhalle Oberhausen vor Ort inszenieren. Dabei handelt es sich um die erste Gedenkhalle im früheren Westdeutschland für die Opfer des Faschismus.
Unter dem Motto „Aus den Akten auf die Bühne“ erarbeitet die Projektleiterin und Dozentin der Uni Bremen, Dr. Eva Schöck-Quinteros, zusammen mit Geschichtsstudierenden und der bremer shakespeare company seit 2007 szenische Lesungen an Originalschauplätzen in Bremen. Das bundesweit einmalige Projekt verbindet forschendes Lernen und dramaturgische Arbeit miteinander. Ziel ist es, historische Akten auf der Bühne zum Sprechen zu bringen und auf diese Weise einem breiten Publikum quellenbasierte Forschung zugänglich zu machen. Zurzeit arbeiten die Studierenden an ihrem sechsten Projekt über Bremen während des Ersten Weltkriegs, das im kommenden Wintersemester aufgeführt werden soll. In der Projektreihe "Aus den Akten auf die Bühne" sind bereits mehrere Begleitbände zu den bearbeiteten Themen erschienen. Informationen unter www.sprechende-akten.de .
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Geschichtswissenschaft
Dr. Eva Schöck-Quinteros
Telefon: 0421 218-67251
E-Mail: esqprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de