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Was tun gegen den Mangel an männlichen Grundschullehrern?

Große Anfrage an den Bremer Senat / Uni-Projekt „Männer in die Grundschulen“

Nr. 366 / 22. November 2012 RO

In den vergangenen 50 Jahren ist der Männeranteil bundesweit in allen pädagogischen Berufen und insbesondere im Grundschulbereich kontinuierlich gesunken. Er liegt heute bei 12 bis 14 Prozent. An vielen Grundschulen arbeitet derzeit keine einzige männliche Lehrkraft. Allein in Bremen ist dies in 16 Schulen der Fall. In der Öffentlichkeit wird daher diskutiert, wie sich das Fehlen Lehrern in Grundschulen auf die schulische Bildung und Sozialisation von Jungen und Mädchen auswirkt. Seit 2009 wird im Rahmen des Projekts „Männer in die Grundschulen“, einer Kooperation der Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit, der Universität Bremen und des Landesinstituts für Schulen (LIS), daran gearbeitet, mehr Männer für den Grundschulbereich zu gewinnen. Das Projekt läuft noch bis Ende 2013. Heute, am 22. November 2012 gegen 16:30 Uhr werden aufgrund einer großen Anfrage der SPD und Bündnis 90/DIE GRÜNEN die ersten Projektergebnisse im Bremer Senat vorgestellt. Vor allem geht es dabei um eine mögliche Veränderung der Zulassungsbedingungen zum Grundschulstudium. Die Projektverantwortlichen der Universität Bremen nehmen an der Sitzung teil.

Ergebnisse aus dem Projekt „Männer in die Grundschulen“:
Eine zentrale Ursache für den geringen Männeranteil im Grundschulberuf liegt in der öffentlichen Wahrnehmung des Grundschullehramtes - der Grundschullehrer hat ein Imageproblem. Deshalb wurde eine Imagekampagne für Schulabgänger gestartet. So wurden beispielsweise auf Veranstaltungen zur Berufsorientierung ausschließlich Grundschullehrer und Studenten zur Information eingesetzt. Das führte bereits zu verstärkter Aufmerksamkeit männlicher Interessenten.

Nicht ein möglicher, aber nicht belegter Zusammenhang von Schulleistungen und dem Geschlecht der Lehrenden steht im Fokus, vielmehr hat der soziale Aspekt eine hohe Bedeutung. Denn immer mehr Kinder wachsen bei ihren alleinerziehenden Müttern auf, oder auch sonst ohne spürbare väterliche Präsenz.. Es gibt in ihrem Umfeld wenig bis keine Männer, die erzieherische Verantwortung übernehmen, weder in der Kita noch in der Grundschule. Dies ist ein fatales Signal, da es den Schluss nahelegt, Erziehung und „Kümmern“ sei Frauensache. Hinzu kommt, dass das Männerbild in vielen Medienbeiträgen teilweise geprägt ist von Stereotypien des „starken Mannes“. Dass auch Empathie und soziale Kompetenzen zum Repertoire von Männern gehören, wird selten vermittelt und wirkt sich auf die Entwicklung der Kinder, Jungen wie Mädchen, negativ aus.

Kurzfristige Soforthilfe für die betroffenen Grundschulen
Die Untersuchung zeigte, dass eine kurzfristige Lösung das Projekt „Rent a teacherman“ liefert. Hier gehen einzelne Lehramtstudenten an die Grundschulen und wurden in Unterrichtssequenzen eingebunden. Dieses Projekt wird von den Grundschulen sehr positiv bewertet und soll auf andere Schulen ausgeweitet werden. In weiteren Versuchsprojekten besuchten ältere Schüler der weiterführenden Schulen die Grundschulen und arbeiten dort mit den Kindern in Projekten und Arbeitsgemeinschaften mit (z.B. Computer-AGs, Sportangebote), die von Lehrerinnen geleitet werden.

Aktuell gibt es im Grundschulstudium an der Universität Bremen 31 männliche und 180 weibliche Studierende im ersten Semester, das entspricht noch einer Männerquote von 17,2%. Da die Abbrecherquote unter den männlichen Studierenden aber höher ist als bei den weiblichen, müssen schon hier die Ursachen noch weiter erforscht werden. Ein weitere Verbesserungsmöglichkeit könnte in der Zulassung von Bewerbern liegen: Da die Note der Hochschulzugangsberechtigung nicht die pädagogische Eignung berücksichtigt, wurde in dem Projekt der Fokus verstärkt auf Bewerber gerichtet, die bereits über Erfahrungen im pädagogischen Bereich verfügen. Die Universität hat hierzu ein gangbares Modell entwickelt, das vom akademischen Senat verabschiedet wurde.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich 12: Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Dr. Christoph Fantini
Tel.: 0421 218 69123
E-Mail cfantiniprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de