Der Mann mit dem verschmitzten Gesicht ist beliebt. Gemeinsam mit seinem achtköpfigen Team zeigt er bis zu vier jungen Menschen pro Jahrgang, wie Fachinformatik geht.
„Ich möchte, dass die Auszubildenden in ihrem Leben ihren Platz finden und glücklich sind“, sagt er. Und das meint er auch durchaus konkret: „Gutes Geld verdienen“. Einer seiner Lieblingsschüler ist heute in einem großen Unternehmen in Frankfurt beschäftigt. Der stehende Witz zwischen beiden ist: „Wahrscheinlich kommst Du mich demnächst mit einem Hubschrauber besuchen.“ An der Universität verfügt der 53-Jährige mittlerweile über ein exzellentes Netzwerk auf dem gesamten Campus. Denn IT wird in fast überall gebraucht. Und er vermittelt möglichst passgenau.
„Erst einmal Struktur reinbringen“
Vor 23 Jahren ist Torsten Radeke aus Berlin an die Universität Bremen gekommen. Er war Ingenieur, hatte in Emden Elektrotechnik und Technische Informatik studiert, erste berufliche Erfahrungen in Berlin gemacht und war bereit, die Ärmel aufzukrempeln. Das war auch nötig. „Wir mussten zunächst Struktur reinbringen“, erinnert er sich an seine Anfänge als Administrator für damals 40 Leute, „von denen jeder seinen eigenen PC in der Ecke hatte.“ Oh, man kann sich die Mühen dieses Anfangs gut vorstellen.
Vom Praktikanten zum Programmierer
Vor 19 Jahren, so Radeke, kam sein erster Praktikant: Patrick Mania. Wie ein stolzer Vater schildert er dessen beruflichen Weg. Wir machen es kurz: Aus einem sympathischen Typen mit Realschulabschluss, der gern an Computern rumspielte, wurde ein Informatiker mit Masterabschluss, der in Rekordzeit studierte. Heute ist er im Sonderforschungsbereich EASE (Everyday Activity Science and Engineering) tätig und programmiert Roboter, damit sie kochen können.
Ausbildung mit Wissenschaft verknüpfen
Nach diesen positiven Erfahrungen mit dem ersten Praktikanten hat Torsten Radeke seinen Ausbilderschein gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Aus- und Fortbildungszentrum Bremen unterrichtet er seither mit seinem Team Fachinformatiker. „Wir brauchten die Techniker“, sagt er, es sei durchaus auch Eigeninteresse dabei gewesen. Im Laufe der Zeit haben sie neue Formate entwickelt. Jeden Freitag kommen alle zusammen, und ein Azubi trägt zu einem kniffligen Fachthema etwas vor. „Wir machen sie fit für die Prüfung“, sagt er. „Sie müssen präsentieren und frei reden können.“ Ausbildung mit der Wissenschaft zu verknüpfen, dafür sei hier „der beste Ort“. Deshalb vermittelt er seine Schützlinge auch in wissenschaftliche Arbeitsgruppen. Wie zum Beispiel in die Technomathematik, wo das selbstfahrende Auto erprobt wird. Er wünscht sich, dass sie „Problemlöser“ werden.
Studienabbrecher auffangen
Überhaupt glaubt er, dass junge Menschen, die erst eine Ausbildung machen und dann das Studium anschließen, im Vorteil sind. „Sie haben gute Karten bei den Personalchefs“, weiß er. Sie seien teamerprobt, wüssten, wie man mit Menschen umgeht, Aufgaben anpackt und umsetzt. „Das fehlt häufig Bewerbern, die nur die Hochschulen von innen kennen.“ Studienabbrecher aufzufangen und erst einmal für eine Ausbildung als Sprungbrett für den weiteren Weg zu gewinnen, das ist ihm auch ein wichtiges Anliegen, und da hat er mit Rundmails an alle Studierenden so seine Methoden entwickelt.
Nicht geradeaus pflügen
Beim anschließenden Fototermin ist Torsten Radeke völlig uneitel. „Wo ich herkomme, da ist es nicht wichtig, welche Frisur man hat und was man trägt, sondern über wieviel Hektar und welche Maschinen man verfügt“, sagt er lächelnd. Er lebt in Emtinghausen, südlich von Achim, nördlich von Hoya: Kleiner Hof, Felder mit „Eliteweizen“. Bestes Mehl aus eigenem Anbau, Mahl- und Siebanlage und Ehefrau Jutta, die Bäckerin ist. In einem Holzofen stellt sie Brote her, fährt auf Volksfeste und zieht leckere Pizzas und Flammkuchen aus der Klappe.
Gern redet Torsten Radeke über seinen Unimog 406 mit der Doppelkabine („ganz selten, wird immer wertvoller“) und über seinen eigenen Mähdrescher mit beachtlichen sechs Metern Schnittbreite. Seine beiden Jungs saßen schon mit sechs Jahren auf dem Trecker. Und nun trifft sich seine IT-Fachlichkeit mit den Anforderungen an einen Landwirt. „Ich konnte nicht so richtig geradeaus pflügen“, sagt er. Das aber ist eine Tugend auf den Feldern. „Da habe ich für den Traktor ein Parallelfahrsystem mit hochgenauer RTK entwickelt und eingebaut.“ Was auch immer das heißt, jetzt pflügt er schnurrgerade.