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Biomedizinische Technikforschung dient Rettung von Menschenleben

Humboldt-Forschungspreisträger Karol Miller ist Gast an der Universität Bremen

Nr. 160 / 06. Juni 2016 KG

Professor Karol Miller von der University of Western Australia in Perth wird für zwölf Monate an der Universität Bremen forschen. Er hat für seine exzellenten Ergebnisse auf den Gebieten Biomedizinische Technik und Medizinische Physik den Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten, der ihm den Aufenthalt in Bremen möglich macht. In der Arbeitsgruppe des renommierten Informatikprofessors Ron Kikinis wird er zwei seiner zahlreichen Themen stärker fokussieren: Bildgeführte Verfahren im Operationssaal bei Gehirntumoren und Computersimulation von Eingriffen bei Bauchaorten-Aneurysma. Seine Arbeit wird wichtige klinische Auswirkungen zur Rettung von Menschenleben haben. „Ich habe mir die Universität Bremen bewusst ausgesucht, weil Professor Kikinis eine weltweit bekannte Kapazität auf seinem Gebiet ist“, sagt der australische Gast. Kikinis leitet an der Uni Bremen die von der Exzellenzinitiative geförderte Creative Unit „Intra-operative Information“. Der australische Gastwissenschaftler wird sich vor Ort mit deren Arbeitsgruppen austauschen und vernetzen.

Wissenschaftlicher Werdegang von Professor Karol Miller:

Karol Miller studierte Angewandte Mechanik und promovierte 1994 in Robotik an der Technischen Universität Warschau. Seine Habilitation in der Biomechanik erhielt er 2003 an der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Seit 20 Jahren forscht er an der University of Western Australia. Dort etablierte er die „Intelligenten Systeme für Medizinische Labore“ (ISML). Dabei geht es um die Verbesserung klinischer Ergebnisse durch geeignete Nutzung neuer Technologien. Seine aktuellen Forschungsprojekte auf diesem Gebiet werden vom Australian Research Council, dem National Health and Medical Research Council (Australien) und dem National Institute of Health (USA) sowie anderen nationalen und internationalen Institutionen gefördert. Das übergeordnete Ziel seiner Forschung ist es, Methoden und Werkzeuge zu schaffen, die eine neue, spannende Ära der personalisierten Medizin ermöglichen. Am bekanntesten ist Professor Karol Miller für seine Arbeiten in der Biomechanik von Weichgewebe. Seine Forschungsinteressen umfassen computergestützte Biomechanik und numerische Methoden mit Anwendungen in der chirurgischen Simulation sowie bildgeführte Chirurgie. Neben dem Humboldt-Forschungspreis hat er noch zahlreiche hochrangige Auszeichnungen erhalten.

Erstes Forschungsthema: Bildgeführte Verfahren bei der Operation

Professor Millers Hauptinteresse ist es, die bewährten Vorteile der bildgeführte Neurooperation bei Hirntumoren, entwickelt in Kooperation mit Forscherteams an der Harvard Medical School, für Patienten in der ganzen Welt zur Anwendung zu bringen. Er untersucht die realistische Berechnung von Verformungen weicher Organe, basierend auf biomechanischen Modellen. Damit will er die Gewebe simultan während einer Operation visualisieren und somit Navigation und Überwachung verbessern. „Das System wird eine erweiterte Realität schaffen, um die Anatomie des Patienten sichtbar zu machen, wobei in hoher Auflösung präoperative Bilddaten verwendet werden“, sagt der Wissenschaftler. „So kann der Tumor besser lokalisiert und von gesundem Gewebe abgegrenzt werden.“

Zweites Forschungsthema: Gefäßuntersuchungen in der Bauchchirurgie

Die Diagnose von Aorta-Aneurysmen habe sich in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht, sagt Karol Miller. Meist werden Arterienerweiterungen im Bauch nicht erkannt, und die Patienten wüssten von ihrer Erkrankung nichts. Reißt eine solche Arterie, so seien die Folgen katastrophal, bis zu 90 Prozent der Patienten sterben. Deshalb sollen die Fähigkeit zur Vorhersage und die Navigation bei nichtinvasiven Eingriffen verbessert werden. Die patientenspezifische Modellierung mit Computersimulationsmethoden wird dramatische Verbesserungen bei diesem Problem erzielen, ist sich der Forscher sicher.

Achtung Redaktionen: In der Pressestelle der Universität kann ein Porträtfoto von Professor Karol Miller angefordert werden: Tel. 0421 218 60150; E-Mail: presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Prof. Dr. Ron Kikinis
Tel. +49 421 218-63761
kikinisprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

 

Mann lächelt in Kamera
Professor Karol Miller aus Australien ist für zwölf Monate zu Gast an der Universität Bremen und erforscht bildgebende Verfahren in der Chirurgie.