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Hervorragende Lehre unter Covid-19-Bedingungen

Lehrveranstaltungen sind durch die Pandemie eine Herausforderung. An der Universität wird dies bei der Berninghausenpreis-Vergabe gewürdigt. So gibt es nicht nur den Studierendenpreis. Zwei Lehrende erhalten zudem eine Auszeichnung in der Kategorie „Hervorragende Lehre unter Covid-19-Bedingungen“.

Die zwei Preisträgerinnen und der Preisträger sind die langjährige Universitätsmusikdirektorin Dr. Susanne Gläß und der Politikwissenschaftler Sebastian Möller (Kategorie „Hervorragende Lehre unter Covid-19-Bedingungen“) sowie die Mathematikdidaktik-Professorin Maike Vollstedt (Studierendenpreis). Die drei Auszeichnungen sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert. Am Mittwoch, 2. Dezember 2020, findet die traditionelle Preisverleihung um 18 Uhr als öffentliche Online-Veranstaltung statt. Interessierte sind herzlich eingeladen teilzunehmen. Insgesamt  wurden 135 Vorschläge eingereicht. Eine Auswahlkommission, bestehend aus Lehrenden, Uni-Mitarbeitenden und Studierenden, sichtete die Vorschläge und nominierte die Preisträgerinnen und den Preisträger, die sich mit folgenden Projekten und Themen beschäftigt haben:

„Ravels Boléro“: Ein Orchester geht online

Wie geht man in Corona-Zeiten mit dem bereits geplanten Orchesterprojekt um? Das war die Herausforderung, der sich Susanne Gläß in ihrem Lehrprojekt im Sommersemester stellen musste. Letztlich hat sie es geschafft, im Rahmen ihres Projekts „Ravels Boléro“ einen Ersatz für echtes Orchesterspielen zu schaffen. „Es ist möglich, digital eine Vorlesung zu halten“, sagt sie. „Aber Orchesterspielen in Echtzeit ist digital technisch bislang unmöglich.“ Die langjährige Universitätsmusikdirektorin hatte jedoch eine Idee, wie digital zumindest näherungsweise ein Ersatz für das beim Live-Orchesterspielen mögliche Aufeinanderhören geschaffen werden konnte: Sie entwickelte ein additives Verfahren, in dem die Orchesterstimmen in verschiedenen Abschnitten einzeln nacheinander eingespielt und am Computer fortlaufend unmittelbar nach jeder Einzelaufnahme zusammengesetzt wurden. Die Aufnahmen erfolgten durch die Orchestermitglieder einzeln zuhause. Begleitend fanden wöchentliche Videokonferenzen zur musikalischen Gestaltung und zu aufnahmetechnischen Problemen statt. Technische Unterstützung erhielt Gläß durch ein professionelles Team: Alumnus Gerd Anders, Hornist im Orchester und im Beruf Tontechniker, Simon Knobbe, Trompeter im Orchester und frisch absolvierter Master in Elektrotechnik, sowie für den Videoschnitt Jan-Hendrik von Stemm, Verwaltungsmitarbeiter der Universitätsmusik. In der Kulturkirche St. Stephani wurde das musikalische Ergebnis dann in der Zeit vom 27. Juni bis 18. Juli 2020 an insgesamt 21 Terminen präsentiert. Die einzeln aufgenommenen Tonspuren wurden aus 34 Lautsprechern abgespielt. Das Publikum konnte unter Einhaltung der Hygienebedingungen zwischen diesen Lautsprechern wandeln und einzelne Stimmen wahrnehmen, die das menschliche Ohr bei normalen Orchesteraufführungen nicht herauszufiltern vermag. Die 50 Orchestermitglieder profitierten durch das Projekt auf vielfältige Weise: So haben sie unter anderem neue musikalische Produktionsformen kennengelernt, das eigene Spiel durch bis zu zehn wiederholte Aufnahmen verbessert, intensiven Kontakt zur Gruppe beibehalten und Kreativität erlebt. Zusätzlich wurde eine Video-Sound-Collage erstellt und auf Youtube hochgeladen. Die Jury war durchweg beeindruckt von diesem Projekt, welches ohne Covid-19 so nicht stattgefunden hätte.

Statt Exkursionen Hafenblog und Lernvideos

„Schlüssel zur Welt: Die Bremischen Häfen in der Globalen Politischen Ökonomie“: Hinter diesem Seminartitel verbirgt sich eine interdisziplinäre Erkundungstour durch die faszinierenden Hafenwelten, die der Politikwissenschaftler Sebastian Möller im Sommersemester wegen der Corona-Pandemie in ein digitales Hafenseminar umwandeln musste. „Durch die Pandemie wurden leider plötzlich meine Pläne für Exkursionen und Außentermine in den Häfen hinfällig“, erinnert er sich. „Um trotzdem die Neugier für empirische Fragen zu wecken, habe ich auf Lernvideos, aufgezeichnete Interviews mit Hafenakteuren und den Hafenblog zurückgegriffen.“ Auf dem Blog wurde zu jeder Lerneinheit ein einführender Beitrag des Lehrenden gepostet. Studierende erstellten danach eigene kleine Beiträge oder Podcasts zu diesem Thema, für die sie selbständig mit unterschiedlichen empirischen Daten gearbeitet und zum Teil eigene Interviews geführt haben. Auf diese Weise konnten Studierende auch in der Pandemie forschend lernen und saßen nicht nur die ganze Zeit in Zoom-Meetings. Der Hafenblog stellte dafür eine umfangreiche Liste mit Forschungsdaten, Links und Literatur zur Verfügung und hat die Studierenden mit Fotorätseln und Hafen-News zum Mitmachen animiert. „Meine Studierenden habe sehr spannende Blogbeiträge und Podcasts erstellt, von denen auch ich noch viel lernen konnte. Ein echtes Hafenseminar wäre mir aber trotzdem deutlich lieber gewesen“, so Möller. Laut Jury loben die Studierenden besonders Sebastian Möllers flexible und sehr gelungene Umgestaltung sowie Planung des Seminars unter den Covid-19 Bedingungen. Besonders der Hafenblog wird hervorgehoben, der für die Studierenden ein nachhaltiges Zeugnis des eigenen Lernerfolgs darstellt und auch Außenstehende zum Stöbern angeregt habe. Einige studentische Beiträge werde in Kürze zusätzlich als Working Paper publiziert. Das Engagement von Sebastian Möller sei weit über die Anforderungen an einen Dozenten hinausgegangen.

Studierendenpreis für „Mathematisch denken und handeln“

„Mathematisch denken und handeln“ lautet das Seminar, für das Mathematikdidaktik-Professorin Maike Vollstedt den Studierendenpreis erhält. Das Modul umfasst mathematikdidaktische Vertiefungen aktueller Forschungsgebiete wie die der Psychologie des Mathematiklernens. In der Veranstaltung schaute Vollstedt mit ihren Studierenden über den Tellerrand hinaus. Sie stellte eine Verknüpfung zu Themen der Pädagogischen Psychologie her. Ziel war weiterhin das zu erleben, was Wissenschaft ausmacht und welchen Tätigkeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachgehen. Das ursprüngliche Konzept wurde von einer Kollegin aus der Informatik, Professorin Susanne Maaß, entwickelt und von Maike Vollstedt auf das Fachgebiet der Mathematikdidaktik übertragen sowie den Gegebenheiten ihrer Fachcommunity angepasst. Das Konzept umfasst die inhaltliche Erarbeitung eines Themengebietes durch die Studierenden, sowie die Organisation und Durchführung einer studentischen Konferenz, auf der die eigenen fachlichen Auseinandersetzungen präsentiert wurden. Laut Jury wurde durch dieses Projekt das unabhängige, kreative und auch kritische Denken stark gefördert. Die Studierenden heben in ihrer Stellungnahme den Einsatz von Maike Vollstedt hervor. Sie zeichnete sich durch ein hohes Maß an Erreichbarkeit aus, so dass eine intensive Beratung und Betreuung jederzeit möglich war.

Dank an Studierende

„Der Studierendenpreis ist für mich eine ganz besondere Auszeichnung, da mir gute Lehre als Fachdidaktikerin natürlich schon qua Fachgebiet sehr am Herzen liegt“, sagt Vollstedt. „Mein großer Dank gilt den Studierenden für diese tolle Veranstaltung: Das Konferenzseminar konnte nur durchgeführt werden durch den überhaupt nicht selbstverständlichen und äußerst engagierten Einsatz von ihnen.“

Online-Veranstaltung öffentlich

Wer Interesse hat, bei der Online-Veranstaltung am Mittwoch, 2. Dezember 2020, um 18 Uhr teilzunehmen, ist herzlich eingeladen. Anmeldungen unter: eventsprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de.

Über den Berninghausenpreis    

Seit 1991 verleihen die Universität Bremen und der Verein „unifreunde – Freunde der Universität Bremen und der Jacobs University" jährlich den von der Familie Berninghausen gestifteten Preis, um besondere Leistungen in der universitären Lehre auszuzeichnen. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert und kann auf mehrere Kategorien verteilt werden. Alle Mitglieder der Universität können Lehrende für den Preis vorschlagen, beim Studierendenpreis sind nur die Studierenden vorschlagsberechtigt.

Weitere Informationen:

Zum Berninghausenpreis:
www.uni-bremen.de/preis-fuer-gute-lehre   

Bereits im Sommer berichtete das Onlinemagazin „up2date.“ der Universität Bremen über das Hafenprojekt und digitale Orchesterprojekt:
https://up2date.uni-bremen.de/lehre-studium/das-digitale-hafenseminar
https://up2date.uni-bremen.de/uni-gesellschaft/ein-besonderes-semesterprojekt

Sehen und hören Sie das Orchesterprojekt „Ravels Boléro“ bei Youtube:
https://youtu.be/CXX4xic1lmk

Hier gelangen Sie zum Hafenblog von Sebastian Möller:
https://blogs.uni-bremen.de/hafenblog/

Website zur studentischen Konferenz von Maike Vollstedts Projekt:
www.math.uni-bremen.de/didaktik/tagungen/psychmath2020/index.html
 

Fragen beantworten:

Julia Pundt
Referat für Rektoratsangelegenheiten
Universität Bremen
Telefon: +49 421 218 60116
E-Mail: julia.pundtprotect me ?!vw.uni-bremenprotect me ?!.de

Meike Mossig
Referat für Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen
Telefon: +49 421 218-60168
E-Mail: meike.mossigprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Blick auf Glashalle mit Boulevard und Fallturm im Hintergrund
Wie macht man gute Lehre, wenn Seminare und Vorlesungen digital stattfinden müssen? Dies würdigt der Berninghausenpreis für hervorragende Lehre in diesem Jahr.
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