Die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen ist zwar nicht weiter auseinandergegangen. Das ist der guten Konjunktur und der Einführung des Mindestlohns zu verdanken. Dennoch verzeichnet die Studie eine größer werdende Kluft zwischen sicheren und unsicheren Arbeitsverhältnissen.
Prekäre und gesicherte Erwerbsverhältnisse gleichauf
Arbeitsverhältnisse, die relativ gut bezahlt und sicher sind, machen 50 Prozent der Erwerbstätigen im Land Bremen aus. Davon gehören 39 Prozent der gesicherten Mitte an, die sich überwiegend aus Fachkräften mit unbefristeten Arbeitsverhältnissen und durchschnittlichen Einkommen zusammensetzt. 11 Prozent zählen zur gehobenen Mitte, der überwiegend dauerhafte Erwerbsverhältnisse mit überdurchschnittlichem Einkommen beispielsweise im verarbeitenden Gewerbe oder bei Banken und Versicherungen zugerechnet werden.
Ein hoher Anteil von knapp 39 Prozent befindet sich nicht in einer gesicherten Lage, sondern arbeitet zu mehr als einem Viertel (26,6 Prozent) unmittelbar in prekären Arbeitsverhältnissen. 12 Prozent befinden sich in einer gefährdeten, d.h. einer ungesicherten Beschäftigung mit einer Bezahlung nur wenig über der Armutsgrenze. Damit umfasst der unsichere Bereich mit 39 Prozent genauso viele Personen wie die gesicherte Mitte.
Hochgerechnet auf die Gesamtstruktur der Erwerbstätigkeit im Land Bremen bedeutet dies, dass über 110.000 prekäre und rund 50.000 gefährdete Arbeitsverhältnisse zu verzeichnen sind (berechnet auf Basis des Jahresdurchschnitts 2015; Quelle: Statistisches Landesamt Bremen/Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder”).
Große Unterschiede bei Erwerbsverhältnissen
„Unsichere Erwerbsverhältnisse haben vor allem am unteren Rand der Verteilung zugenommen“, sagt Dr. Günter Warsewa, der Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft. Ihr Anteil ist im Vergleich zu 2002 gewachsen (von 36,8% im Jahr 2002 auf 38,6% in 2015).
Die Schere zwischen privilegierten und prekären Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen wird weiter auseinandergehen, vermuten die Autoren des iaw. Günter Warsewa: „Es wird zwar weiterhin eine sichere Mitte mit normalen Arbeitsverhältnissen geben, diese wird aber kleiner, weil sich die nachrückenden Generationen auf die beiden Pole der prekären und privilegierten Beschäftigung verteilen.“
Für die erheblichen Unterschiede zwischen den Gruppen sehen die Autoren vor allem zwei Gründe: In Branchen mit starken Arbeitnehmervertretungen sind die Beschäftigten besser geschützt und Gruppen mit nachgefragten Qualifikationen können ihre Interessen besser durchsetzen. Damit können diese Gruppen möglichen Risiken in der Arbeit besser begegnen als denjenigen, die sich in prekären Situationen befinden und deutliche Abstriche bei Einkommen und Beschäftigungsstabilität hinnehmen müssen - wie z.B. häufig Kleinstselbständige oder Beschäftigte im Einzelhandel oder der Gastronomie.
„Die Beschäftigungsbedingungen sind in den vergangenen Jahrzehnten vielfältiger geworden“, erklärt Günter Warsewa, „Berufsbiografien gestalten sich instabiler und weniger planbar. In dem Maße, in dem staatliche Institutionen und Unternehmen sich aus der Verantwortung für dauerhaft stabile Beschäftigung zurückgezogen haben, erfordert die Bewältigung von sozialen Risiken neue und zusätzliche Anstrengungen der Individuen, Haushalte und Familien beispielsweise bei Aus- und Weiterbildung, Jobsuche oder Altersvorsorge.“
Weitere Informationen:
Die Studie, die im Auftrag der Arbeitnehmerkammer Bremen und des Senatsressorts für Wirtschaft, Arbeit und Europa entstand, steht zum Download unter
http://www.iaw.uni-bremen.de/ccm/cms-service/stream/asset/Arbeit%20und%20Wirtschaft%20in%20Bremen%20Nr%2030.pdf?asset_id=11670037
bereit.
www.uni-bremen.de
Fragen beantworten:
Dr. Günter Warsewa, Tel. 218-61700
gwarsewaprotect me ?!iaw.uni-bremenprotect me ?!.de
Dr. André Holtrup, Tel.: 218-61729
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Institut Arbeit und Wirtschaft
Universität Bremen