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Zwischen Drehbuch und Dreharbeiten: Interaktive Technologien für die Kreativwirtschaft

Wissenschaftler der Uni Bremen entwickeln mit europäischen Partnern ein System für die Vorproduktion von Film- und Theaterprojekten

Nr. 246 / 13. September 2016 RO

Zwischen dem Drehbuch und den Dreharbeiten liegt bei einem Filmprojekt die Vorproduktion: Die Szenen werden zeichnerisch visualisiert, die Szenenbilder entworfen und die Schauspieler gecastet. In diesem kreativen Prozess entwickeln Mitglieder des Produktionsteams und Schauspieler ihre Ideen zur Story, zur bildlichen Gestaltung und zu den zeitlichen Abläufen, wobei sie sich untereinander austauschen. Wissenschaftler des Technologienzentrums Informatik und Informationstechnik der Universität Bremen (TZI) entwickeln jetzt zusammen mit europäischen Partnern aus Wirtschaft und Kultur computerbasierte Werkzeuge für die digitale Vorproduktion, um die Arbeit der Produktionsteams zu vereinfachen.

Anwendungsmöglichkeiten in den Bereichen Film, Theater und Animation

Die TZI-Arbeitsgruppe Digitale Medien unter Leitung von Professor Rainer Malaka hat mit dem Projekt „first.stage – Fast and easy previsualisation for creative industries“ nicht nur Filmproduktionen im Blick, sondern auch die Bereiche Theater, Animationsfilm und Visual Effects. In allen vier Feldern können die Akteure von Interaktionstechniken profitieren, die eine möglichst realistische Vorschau auf das spätere Werk ermöglichen, ohne besonderes Know-how im Umgang mit der Software zu haben.

So erhalten Filmregisseure durch „first.stage“ beispielsweise die Möglichkeit, ihre Vorstellungen noch früher in die Produktion einzubringen. Schauspieler einer Theaterproduktion müssen zu Beginn nicht alle gleichzeitig zu Proben anreisen, sondern können Szenen digital aufnehmen. Diese lassen sich am Bildschirm verändern, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Die Eingabemöglichkeiten sollen zur Vereinfachung von Charakteranimationen und Spezialeffekten zum Einsatz kommen. Darüber hinaus sollen sie bei der Szenengestaltung unterstützen, damit beispielsweise Landschaften und Objekte auf intuitive Art und Weise positioniert und verändert werden können.

Künstlerischer Ausdruck verbindet sich mit technischen Chancen

Eingaben in das System können auf verschiedenen Wegen erfolgen. So ermöglicht es kostengünstige Standard-Hardware bereits, Bewegungen mit Kameras aufzunehmen und präzise zu analysieren. Dadurch können Figuren auf dem Bildschirm – oder einzelne Körperteile – etwa durch Handbewegungen gesteuert werden. Ebenfalls denkbar ist die Steuerung mit Sprachbefehlen oder Touchscreens. Eine Möglichkeit, Bewegungen des ganzen Körpers aufzunehmen und realistisch darzustellen, bieten Anzüge, die mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet sind. „Die Ausdruckskraft der Künstler soll sich mit den Möglichkeiten der Technologie verbinden“, erklärt Malaka. „Es gibt zwar schon Previs-Werkzeuge, die sehr mächtig sind, aber sie sind auch sehr kompliziert. Wir wollen, dass im Grunde jeder das System bedienen kann.“

EU-Förderung im Rahmen von „Horizon 2020“

Das Projekt, das am 1. Juni 2016 gestartet und auf drei Jahre angelegt ist, wird von der Europäischen Union im Rahmenprogramm „Horizon 2020“ gefördert. Profitieren sollen vor allem kleinere Produktionsfirmen und Kultureinrichtungen, wie sie in Europa vorherrschen.
 
Dem Konsortium gehören neben dem federführenden TZI sieben weitere Partner an. Als Technologiepartner sind Moviestorm (UK), Rokoko (Dänemark) und Next Limit Technologies (Spanien) vertreten. Das Landestheater Linz, Vogel Audiovision und Arx Anima (alle Österreich) beteiligen sich als Anwendungspartner. InfoConsult (Deutschland) unterstützt die Projektabwicklung.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Technologierzentrum Informatik und Informationstechnik
Axel Kölling
Tel.: 0421 33 65 99 50
E-Mail: koellingprotect me ?!k-msprotect me ?!.de