Die Welt befindet sich nach wie vor in einer tiefen Korallenriffkrise. Die Existenz dieser Ökosysteme ist bedroht. Global sind 30 Prozent aller Korallenriffe so stark geschädigt, dass eine Erholung unwahrscheinlich ist, weitere mindestens 50 Prozent massiv bedroht und nur noch weniger als 20 Prozent in einem vergleichsweise guten Zustand. Ursachen sind vor allem der Klimawandel, die Überfischung und die Verschmutzung der Meere.
Beim 15. ICRS (International Coral Reef Symposium) vom 3. bis 8. Juli geht es um diese aktuellen und zukünftigen Bedrohungen. Ein wichtiges Ziel der über 1.000 Teilnehmenden aus über 80 Ländern ist es, Lösungen für die Korallenriffkrise zu finden. Dienstag, 5. Juli, ist deshalb der „Solutions Day“ – der „Tag der Lösungen“. Alle Veranstaltungen widmen sich an diesem Tag den Wegen aus der Krise.
Dreifache Herausforderung: Klima-, Biodiversitäts- und Verschmutzungskrise
Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke sagte auf der Eröffnung: „Um Korallenriffe weltweit zu erhalten und besser zu schützen, brauchen wir eine globale Antwort und eine Vernetzung der Akteur:innen in Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Den Rahmen dafür bietet die Weltkorallenriffkonferenz in Bremen. Wir stehen hier vor einer dreifachen Herausforderung: der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der Verschmutzungskrise. Deshalb muss für den Schutz von Korallenriffen neben ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen mehr geschehen. Deutschland engagiert sich bereits als Mitglied der Internationalen Korallenriffinitiative und im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative für den Schutz dieser einzigartigen Ökosysteme."
Der Bremer Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, Präsident des Senats, hob hervor: „Die Freie Hansestadt Bremen und die Universität Bremen freuen sich sehr, dass die 15. Weltkorallenriffkonferenz erstmals in ihrer Geschichte in Europa zu Gast ist und dass wir Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dazu hier bei uns in Bremen begrüßen dürfen. Das Land Bremen ist ein weltweit anerkannter Spitzenstandort für Meeres- und Klimawissenschaften und der größte deutsche Meeresforschungsstandort. Rund 40 Prozent aller in Deutschland tätigen Meeresforscherinnen und Meeresforscher arbeiten hier. Darauf sind wir stolz, denn Bremen trägt durch seine Forschungseinrichtungen dazu bei, Lösungen für die großen globalen Klimafragen und die Rettung der bedrohten Meere und Ozeane zu finden. Mein herzlicher Dank geht an das Organisationsteam der Universität Bremen rund um Professor Christian Wild. Ich wünsche Ihnen allen, auch im Namen des Bremer Senats, eine erfolgreiche Konferenz.“
„Größte Meeresforschungskonferenz, die in Deutschland je durchgeführt wurde“
Bremens Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, sagte zur Eröffnung: „Das International Coral Reef Symposium (ICRS) ist die größte Meeresforschungskonferenz, die in Deutschland je durchgeführt wurde. Die weltweite Korallenriffkonferenz findet zum ersten Mal in Europa statt. Bremen wurde aus gutem Grund als Veranstaltungsort ausgewählt, denn hier gibt es eine sehr aktive und sichtbare Gemeinschaft von exzellenten Korallenriff-Forscherinnen und Forschern. Etliche Partnerinstitutionen, die meisten davon in unmittelbarer Nähe zueinander auf dem Campus der Universität Bremen, sind in der Korallenriffforschung tätig wie etwa das Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT), das MARUM, das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, das Leibniz-Zentrum für marine Tropenforschung (ZMT) und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Sie machen das Bundesland Bremen damit zu einem zentralen Hub der Korallenriff-Forschung in Europa und darüber hinaus.“
Professor Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Universität Bremen, verwies auf das MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen mit dem Exzellenzcluster „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ und das BreMarE-Zentrum für Marine Ökologie der Universität Bremen. „Sowohl MARUM als auch BREMARE vereinen eine Vielzahl von Arbeitsgruppen aus unterschiedlichen meereswissenschaftlichen Fächern. In ihrer Kombination mit anderen Fachbereichen unserer Universität bieten sie Forschenden und Studierenden Bedingungen, die nicht nur in Deutschland oder Europa, sondern auch weltweit einzigartig ist. Die Universität Bremen, die einzige Universität des Landes Bremen, hat zudem eine umfassende Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die im Mittelpunkt unserer weiteren Entwicklung stehen wird. Die Ziele und Projekte der Universität Bremen sind eng mit der UN-Ozeandekade und den UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft.“
Korallenriffe stehen an einem Wendepunkt
Professor Christian Wild von der Universität Bremen, der die Veranstaltung mit seinem Team organisiert, ging auf die Ziele des Symposiums ein: „Die übergreifenden Ziele des 15. ICRS sind der Austausch neuester Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit Korallenriffen und die Empfehlung wissenschaftlich fundierter Lösungen für die Korallenriffkrise an Entscheidungsträger, Riffmanager und die Öffentlichkeit.“ Gerade wegen dieses lösungsorientierten Ansatzes komme dieser Konferenz eine ganz besondere Bedeutung zu. „Und je früher wir diese Lösungen in Angriff nehmen, umso besser. Uns ist es wichtig, das ICRS zu nutzen, um möglichst viele Menschen gut über die existenzbedrohenden Probleme der Korallenriffe zu informieren.“ Bremen ist der erste europäische Standort, der in der mehr als 50-jährigen Geschichte dieser Veranstaltung eine Weltkorallenriffkonferenz ausrichtet. „Wir sind stolz darauf, dass Bremen diese Ehre zukommt“, so Professor Wild.
Die Präsidentin der International Coral Reef Society, Professorin Andréa Grottoli, hob die Bedeutung der Korallenriffe hervor: „Korallenriffe sind nicht nur ein wichtiges marines Ökosystem, in dem mehr als 25 Prozent der Arten der Ozeane leben, sondern sie erbringen auch wichtige Dienstleistungen für den Menschen, wie den Schutz der Küsten vor Stürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels, Fischerei, medizinische Produkte und sind für die Tourismusindustrie von entscheidender Bedeutung.“ Die Korallenriffe stünden aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels und lokaler Stressfaktoren wie Verschmutzung und Überfischung an einem Wendepunkt, an dem sie möglicherweise irreversibel geschädigt würden. „Als Wissenschaftler müssen wir in einem Wettlauf mit der Zeit Lösungen für den Schutz und die Wiederherstellung von Korallenriffen finden, um eine vorübergehende Überbrückung zu gewährleisten, damit in den nächsten Jahrzehnten genügend Korallenriffe erhalten bleiben, während wir gleichzeitig die Klimakrise angehen.“ Letztendlich müssen der Schutz und die Wiederherstellung von Korallenriffen mit einer aggressiven Eindämmung der CO2-Emissionen und der Eindämmung lokaler Stressfaktoren wie Verschmutzung und Überfischung einhergehen, forderte Professorin Grottoli.
Die erste Plenarsprecherin und Trägerin der renommierten Darwin Medaille, die höchste Auszeichnung der Internationalen Korallenriffgesellschaft (International Coral Reef Society), Professorin Nancy Knowlton betonte: „Die Lage der Korallenriffe wird zwar immer dringlicher, ist aber keineswegs hoffnungslos. Es sind drei Handlungsschwerpunkte erforderlich: Verringerung der Bedrohungen durch den Klimawandel, Verbesserung der lokalen Bedingungen, um die Widerstandsfähigkeit der Riffe zu stärken, und Investitionen in die aktive Wiederherstellung, um einen Teil dessen wiederherzustellen, was wir verloren haben.“
Premiere: Weltkorallenriffkonferenz in Bremen wird klimaneutral durchgeführt
Das Internationale Korallenriff Symposium (ICRS) ist die mit Abstand wichtigste Veranstaltung, die sich mit den Ökosystemen der Korallenriffe beschäftigt. Seit 1967 treffen sich alle vier Jahre Menschen aus Wissenschaft, Küstenmanagement, Umweltschutz und Politik und stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor. Das 15. ICRS in Bremen ist das erste ICRS das klimaneutral durchgeführt wird. Dieses Ziel wurde durch eine umfangreiche und zweistufige Grüne Strategie erreicht. Kohlendioxid-Emissionen vor Ort wurden minimiert. Und die nicht-vermeidbaren Kohlendioxid-Emissionen, vor allem durch die Anreise der Teilnehmer verursacht, wurden durch die Unterstützung einer Reihe von marinen Klimaschutzprojekten kompensiert. Professor Wild: „Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere grüne Strategie so erfolgreich war. Korallenriffe sind Frühwarnsysteme für den Klimawandel, daher ist es besonders wichtig, dass Korallenriff-Veranstaltungen nicht zum Klimawandel beitragen. Vielen Dank an das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, das unsere grüne Strategie maßgeblich unterstützt hat.“
Bremen: bedeutender Wissenschaftsstandort in der Meeresforschung
Bremen verfügt in der Meeresforschung über geballtes Know-how und ein exzellentes Netzwerk an Partnerinnen und Partnern. An der Universität, den angrenzenden außeruniversitären Einrichtungen im Technologiepark Bremen und in der gesamten Region arbeiten Forschende in der Ozeanografie und Umweltphysik, den Marinen Geowissenschaften, Meeresbiologie und -chemie interdisziplinär zusammen. Eingebunden in die Meeresforschung sind auch die Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Meeres-, Polar- und Klimaforschung ist ein Wissenschaftsschwerpunkt der Universität Bremen, den sie strategisch fördert. Am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen ist der Exzellenzcluster „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ angesiedelt. Hier kooperieren Forschende eng mit den Einrichtungen in der Region sowie mit internationalen Partnerinnen und Partnern.
So viel unterschiedliche Expertise an einem Standort ist in den Meereswissenschaften deutschlandweit einmalig und weltweit nur an sehr wenigen Standorten realisiert. Das zeigt sich zum Beispiel in der Korallenforschung. „Mir war es wichtig, alle Bremer Institutionen, die sich mit Korallenriffen beschäftigen, in die Organisation der 15. Weltkorallenriffkonferenz einzubinden“, fügt Professor Christian Wild hinzu. Hier beteiligen sich verschiedene Akteurinnen und Akteure der Universität Bremen – Vertreter der folgenden Einrichtungen sind seiner Einladung gefolgt und tragen zur Gestaltung des 15. ICRS bei: zum Beispiel das BreMarE-Zentrum für Marine Ökologie und das MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Und darüber hinaus beschäftigen sich auch außeruniversitäre Einrichtungen aus dem Land Bremen mit Korallenriffen, etwa das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI) und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Sie alle tragen zur Gestaltung des International Coral Reef Symposium (ICRS) in Bremen bei.
Umfassendes Rahmenprogramm
Die Tagung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Ausstellungen, Vorträgen und Filmen begleitet. Informationen zum Programm unter: https://www.icrs2022.de/presseseiten-deutsch/veranstaltungstermine
Weitere Informationen:
Fragen beantwortet:
Heinz Krimmer
Pressearbeit
ICRS 2022 Konferenzsekretariat
Marine Ökologie
Universität Bremen
E-Mail: Icrs2022.press@uni-bremen.de
Telefon: +49 176 5500 8505