Das Generalsekretariat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) jetzt ein innovatives Forschungsprojekt bewilligt, das in Kooperation mit Werder Bremen durchgeführt wird. Die Forschungen zum Thema: „Bewältigungsressourcen und Leistungsentwicklung. Empirische Grundlagen zur komplexen Talent- und Gesundheitsförderung“ werden von Professor Dietrich Milles zusammen mit Diplom-Psychologe Uwe Harttgen (Werder Bremen) geleitet.
Damit wird eine Kooperation fortgesetzt, die bereits seit dem 100jährigen Jubiläum des SV Werder e.V. von 1899 besteht und in der die vielfältigen Leistungen eines Fußballvereins gewürdigt werden. Eine wichtige Erkenntnis war, dass der Bundesligaverein für junge Fußballspieler auf dem Weg zur Leistungsspitze entscheidend ist, dass dies jedoch keinen elitären Sonderweg darstellt, sondern umgekehrt eine sportliche und gesellschaftliche Vorbildfunktion übernehmen kann. Denn Fußball hat eine überragende gesellschaftliche Attraktivität in Deutschland, die vor allem durch die Nationalmannschaften und die Bundesliga konzentriert wird.
Forschungsergebnisse dieser Kooperation verdeutlichten vor allem die Beanspruchungen der jugendlichen Leistungsfußballer, wie sie nicht nur durch wachsende sportliche Intensität, sondern auch durch die immense öffentliche Aufmerksamkeit, die riesigen Erwartungshaltungen, die enormen finanziellen Dimensionen usw. zunehmen. Sie zeigten bei den Talenten eine dominierende Bedeutung der Bundesliga-Orientierung, zugleich eine gewisse Irritierbarkeit sowie eine besondere Rolle der Sozialbeziehungen. Nachwuchsleistungsmannschaften von Vereinen in der Fußball-Bundesliga wurden befragt. Die jungen Fußballtalente antworteten zu den hohen Ambitionen der Bundesliga-Karriere, den komplexen Belastungen in einem vielschichtigen Fußballgeschehen auf dem „Platz“ (auf dem ja die fußballerische Wahrheit ist) sowie zu den schwierigeren sozialen Beziehungen zu Eltern, Mitspielern, Freunden und nicht zuletzt den Trainern. Die bereits erfolgte Befragung soll jetzt wiederholt und ausgeweitet werden. Zusätzlich werden Talente mit ursprünglich gleichen Prognosen und gegensätzlichen Karrieren interviewt.
Die Forschungsfragen
Die Forschungen zielen auf die wichtigen Entwicklungsphasen und auf die wichtigen sozialpsychologischen Wirkungszusammenhänge. Selbständig werden, sich Ziele setzen, realistische Schritte angehen, Unterstützungen aufbauen, Verantwortung übernehmen usw. – das sind spezifische Aufgaben auf dem Weg zu einem guten Sportler und auf dem Weg in die moderne Gesellschaft. Kern dieser Überlegungen ist die stresstheoretisch begründete Annahme, dass die Bewältigungsstrategien und -ressourcen in diesen Entwicklungsaufgaben nicht nur für wenige Spitzentalente, sondern für vergleichbare Aufgabenstellungen beispielhaft erforscht und beispielhaft für Vereine oder Schulen genutzt werden können. Die Ergebnisse sollen einer effektiven Leistungsförderung zur Verfügung stehen und zugleich in eine breitere Ausbildung der Trainer, dann auch der Lehrer usw. eingehen.
Es gibt wenige allgemeiner angelegte Untersuchungen über die tatsächliche Leistungsentwicklung und die Leistungsfähigkeit der Talente im Fußball. In den meisten Untersuchungen werden die psychologischen und gesundheitlichen Zusammenhänge der Leistungsentwicklung ausgeblendet. Auch der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften der Damen und vor allem der Herren, der mit innovativen Ansätzen verbunden war, öffnete den Blick für eine weitere Nutzung wissenschaftlicher Arbeit. Der DFB hat ein umfassendes Talentsystem mit Stützpunkten etabliert. Die Bundesligavereine erhalten zudem ihre Lizenz nur, wenn sie bestimmte Auflagen zur Nachwuchsförderung erfüllen. In diesem Zusammenhang liegen viele Forschungsarbeiten zur Talentförderung vor. Diese haben ihre Stärken in den physiologischen und, abgeschwächt, den pädagogischen Aspekten. Mit dem bewilligten Forschungsprojekt bemüht sich der DFB, pädagogische, soziologische und psychologische Aspekte zusammen zu erfassen und in eine komplexere Konzeption der Talentförderung einzubringen.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Zentrum für Sozialpolitik
Prof. Dr. Dietrich Milles
Tel. 0421 / 218-3274 / -9541
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