Nr. 164 / 17. Juni 2015 RO
Kinder sind die idealen Zuschauer – unbefangen, emotional und mit einer großen Portion Neugier. Das Spektrum der Kinderfilme reicht von „Findet Nemo“ über die „Wilden Kerle“ bis hin zu „Boyhood“. In den vergangenen Jahren hat sich der Kinderfilm jedoch stark gewandelt. Jetzt sind auch grausige Szenen erlaubt, was vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen wäre: Doch wie verarbeiten Kinder die angstauslösenden Szenen? „Die Monster und Untoten sind im Kinderzimmer angekommen“, stellt Dr. Tobias Kurwinkel, Leiter des Bereichs Kinder- und Jugendmedien am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Uni Bremen, fest. So kämpfen beispielsweise in dem Film „Paranorman“ die Helden gegen verwesende Untote (Freigegeben ab 12) und in dem dänischen Kinderfilm „Alien Teacher“ (Freigegeben ab 6), entpuppt sich eine Lehrerin als Außerirdische, die lebendige Hühner verspeist. Zu diesem Thema veranstaltet der Bereich Kinder- und Jugendmedien am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst vom 26. bis 28. Juni 2015 die Tagung „Angst und Selbstermächtigung im Kinderfilm.“
Aus Angstgefühlen lernen
Es sei wichtig, so Dr. Philipp Schmerheim, ebenfalls tätig im Bereich Kinder- und Jugendmedien, nicht nur nach den Gefahren, sondern auch nach dem lebensweltlichen Nutzen der Filmbilder zu fragen; so grausam diese zunächst auch erscheinen mögen. Angstgefühle, die ein Film hervorgerufen hat, werden auch als Möglichkeit des Kindes verstanden, mit eigenen Ängsten, aber auch mit aggressiven Impulsen umzugehen. So bieten Filme, in differenter Weise, Möglichkeiten der (spielerischen) Selbstbehauptung in der ästhetischen Erfahrung. Diese These steht im Mittelpunkt der Tagung, zu der namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Delmenhorst kommen werden.
Die Tagung gliedert sich in Panels etwa zum Diskurs über Angst im Kinderfilm, zur kinderfilmhistorischen Entwicklung der Angstbilder und zur Psychologie der Kinderängste. Ein großer Teil der Tagung widmet sich der Filmanalyse: In Einzelanalysen werden das Motiv der Angst und die damit verbundenen Inszenierungsstrategien behandelt. Auch die didaktischen Potentiale dieser Filme werden thematisiert: Davon ausgehend, dass derartige Filme eine große lebensweltliche Bedeutung für Kinder haben, liegt eine Integration in die Filmdidaktik nahe. Ein Panel ist dementsprechend den methodischen Ansätzen zur Vermittlung Angst hervorrufender Bilder im Unterricht gewidmet.
Weitere Informationen
Universität Bremen
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Dr. Tobias Kurwinkel
Telefon 0421 218 68289
E-Mail: Tobiasprotect me ?!Kurwinkelprotect me ?!.de
Und
Dr. Philipp Schmerheim
E-Mail: schmerheimprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.KinderundJugendmedien.de