Gibt es Leben auf dem Mars? Dieser Frage sind Generationen von Wissenschaftlern bis heute nachgegangen – aber eine eindeutige Antwort steht nach wie vor aus. Die Suche nach Lebensspuren auf dem Mars geht also weiter. Die nächste Mission nimmt Konturen an – und Bremer Wissenschaftler sind mit dabei. So nahmen sie Ende April 2008 auf Einladung des Max-Planck-Instituts für Solarsystem-Forschung in Lindau-Katlenburg an einem Arbeitstreffen teil, bei dem die am Projekt MOMA beteiligten Forschergruppen ihre neuesten Ergebnisse und Planungen vorstellten. MOMA steht für Mars Organic Molecule Analyzer und ist ein zentrales Teilprojekt der zukünftigen ExoMars-Mission. Auch hier das Ziel: Suche nach gegenwärtigen und vergangenen Lebensspuren auf unserem nächsten Nachbarplaneten. Die Mission soll nach der jetzigen Planung im Jahr 2013 auf die Reise gehen und nach einer Landung im Jahr 2015 den Mars-Boden auf organische Relikte, die auf mögliches Leben hinweisen, untersuchen.
Die Universität Bremen ist involviert, weil sie sich mit ihren Forschungen zur sogenannten Chiralität international einen Namen gemacht hat. Um die Messung dieses Phänomens, das als „Signatur des Lebens“ bezeichnet wird, geht es bei der Bremer MOMA-Beteiligung. Der Bremer Wissenschaftler Professor Wolfram Thiemann in Zusammenarbeit mit den ehemals Bremer Wissenschaftlern Professor Uwe Meierhenrich (jetzt Universität Nizza) und Dr. Jan Hendrik Bredehöft (jetzt Open University in Milton Keynes (Großbritannien)) haben ein Instrumentarium entwickelt, um Chiralität im interstellaren Raum nachzuweisen. Die von Bremen ausgehende Suche nach chiralen organischen Molekülen im Weltall galt in der Fachwelt noch bis vor wenigen Jahren als „höchst exotisch“. Heute beschäftigen sich weltweit zahlreiche Arbeitsgruppen an der Erforschung dieses Themas.
Von VIKING zu ExoMars-Mission mit MOMA
Die ExoMars-Mission ist eine Wiederaufnahme der Mitte der 70er Jahre erfolgten VIKING-Mission. Diese sollte Leben auf dem Mars finden, konnte aber zu keinen eindeutigen Ergebnissen kommen. Die damalige Mehrheitsmeinung der beteiligten Wissenschaftler, dass das Experiment keine Hinweise auf Leben auf dem Mars erbracht habe, wird inzwischen stark in Zweifel gezogen. Heute verfügen die Wissenschaftler über hochempfindlichere Techniken, die es gestatten, den Mars-Boden besonders gründlich nach organischen Spuren abzusuchen. Das soll mit MOMA geschehen, der auf dem automatischen Gefährt ROVER installiert wird. Die Missions-Planungen sind so interessant, dass sich erstmals die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA bereit gefunden hat, mit der europäischen Partner-Institution ESA eng zusammenzuarbeiten und als gleichberechtigtes Forscher-Team die Expedition durchzuführen.
Was ist Chiralität?
Die Chiralität beschreibt ein von Biomolekülen her gut bekanntes Phänomen. Man weiß, dass sich Biomoleküle aus Bausteinen zusammensetzen, die einheitlich entweder ausschließlich rechts- oder ausschließlich linkshändig sind. Beispielsweise sind Eiweiße (Proteine) ausschließlich aus L-Aminosäuren aufgebaut, wohingegen deren Spiegelbilder, die D Aminosäuren, in Eiweißen keine Verwendung finden. Auf ähnliche Weise nutzen sowohl die Kohlenhydrate wie auch die DNA ausschließlich D-Zucker und haben keine Verwendung für etwaig vorkommende L-Zucker Einheiten. Eine zentrale wissenschaftliche Frage ist nun, wie zu Beginn der biologischen Evolution die rechts-/links-Symmetrie gebrochen werden konnte, um die molekularen Bausteine des Lebens einheitlich entweder in rechts- oder in links-Form generieren zu können. Heute sprechen viele Gründe dafür, dass dieser Symmetriebruch nicht erst auf der frühen Erde, sondern bereits im interstellaren Raum stattfand. In solchem Falle sollten diejenigen Moleküle, die wie Aminosäuren oder Zucker das Phänomen der Händigkeit (griechisch: Chiralität) aufweisen, im Kometenmaterial in rechts- oder links-Form in ungleicher Menge nachgewiesen werden.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Biologie / Chemie
Prof. Dr. Wolfram Thiemann
Tel. 0421 2182371
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