Joseph Weizenbaum ist tot. Er starb am 5. März 2008 im Alter von 85 Jahren in Berlin. Damit verliert die Universität Bremen einen guten Freund, einen engagierten Wissenschaftler und einen kritischen Geist, der eng mit dem Studiengang Informatik verbunden war. Hier nahm er an zahlreichen Tagungen teil, inspirierte Studierende und Lehrende in seinen Gastvorlesungen und beeindruckte durch sein Querdenken. In Anerkennung seiner Verdienste um die Informatik und die gesellschaftliche Verantwortung von Informatikerinnen und Informatikern verlieh ihm die Bremer Universität im März 1998 die Ehrendoktorwürde. Im November 2007 wurde auf Initiative des Fachbereichs Mathematik/Informatik der Universität im Haus der Wissenschaft der Dokumentarfilm „Weizenbaum. Rebel at Work.“ über die wichtigsten Stationen aus dem Leben und Wirken von Joseph Weizenbaum erstmals in Bremen vorgeführt.
Joseph Weizenbaum ist ein weltberühmter Informatiker, der als Professor des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Gebiet der Künstlichen Intelligenz mit wesentlichen Beiträgen beeinflusste. Schon 1962 hat er mit seinem Programmsystem ELIZA, das Unterhaltungen zwischen Menschen und Computern in englischer Sprache zu führen erlaubt, großes Aufsehen erregt.
Joseph Weizenbaum war allerdings nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Gesellschaftskritiker hervorgetreten, der seit Jahrzehnten unermüdlich seine Stimme gegen die falsche Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik erhob. Insbesondere prangerte er den Einfluss des Militärs auf die Computerentwicklung an. Sein Schlüsselwerk erschien 1976 mit dem deutschen Titel „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“. Joseph Weizenbaum lebte seit 1996 wieder in Berlin, das er in jungen Jahren mit seiner Familie wegen der Judenverfolgung durch das nationalsozialistische Regime verlassen musste, um in den USA eine neue Heimat zu finden.