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Eine neue Bildungslust: Für Bremer Schülerinnen und Schüler ist Schulerfolg außerordentlich wichtig

Nr. 328 / 2. November 2010 SC

Bremer Schülerinnen und Schüler wollen einen Schulabschluss; junge Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders lernmotiviert; Mädchen haben eine positivere Bildungseinstellung als Jungen: Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie über Lernmotivation von Schülerinnen und Schüler in Bremen und Bremerhaven, die jetzt die Bildungswissenschaftler Christian Palentien (Uni Bremen) und Carsten Rohlfs (Uni Jena) vorgelegt haben. Das Überraschende: Entgegen dem Bundestrend nimmt bei den befragten Schülerinnen und Schülern die Relevanz guter schulischer Leistungen und Zensuren im Bundesland Bremen nicht ab. „Und was wir auch herausgefunden haben: Vor allem die jungen Leute mit Migrationshintergrund sind extrem lernwillig“, betonen die beiden Professoren.

Grundlage der Studie ist eine im Schuljahr 2008/2009 durchgeführte Befragung von insgesamt 1689 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 9. Befragt wurden Schülerinnen und Schüler an insgesamt neun Schulen der Sekundarstufe I in den Städten Bremen und Bremerhaven. Die Schülerinnen und Schüler mussten zum Beispiel Fragen beantworten, wie wichtig ihnen Bildung, Schule, Schulerfolg und ein guter Schulabschluss sind und welche Bedeutung sie ihrer Schule zumessen. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug zum Zeitpunkt der Untersuchung 13,6 Jahre.

Die Ergebnisse zeigen: Insgesamt 84% der Bremer Schülerinnen und Schüler erachten Schule als wichtig. Sogar über 90% geben an, ein guter Schulabschluss sei für sie persönlich von großer Bedeutung. Gefragt nach ihrem eigenen Lernen, bestätigen sich diese Befunde: eine Vielzahl der Bremer Schülerinnen und Schüler gibt an, dass es ihnen wichtig ist, im Unterricht gut mitzuarbeiten (85%) und das Lernen in der Schule für sie mit Leistung (84%) und Erfolg (84%) einhergehen.

Geschlechtsspezifisch lässt sich zeigen, dass die Mädchen insgesamt erheblich positivere Bildungseinstellungen aufweisen als die Jungen. Jungen, so die Autoren der Studie, reagieren noch immer auf das Phänomen der so genannten „Streber-Angst“, also auf die Angst vor sozialer Ausgrenzung aufgrund guter schulischer Leistungen. Sie tendieren dazu, den schulischen Erfolg anderer als negativ, also als „unmännlich“ und „uncool“ zu bewerten, um von eigenen Defiziten in diesem Bereich abzulenken. Insgesamt aber ist dieses Phänomen in Bremen eher selten beobachten: Nur rund 16% der Befragten geben an, schulische Leistungen seien „uncool“.

Warum schneidet Bremen bei den PISA-Tests dennoch schlecht ab?

Auf die Frage, warum sich die von den Bildungsexperten als durchgehend positiv nachgezeichneten Bildungseinstellungen nicht in den Ergebnissen der PISA-Studien der vergangenen Jahre niederschlagen, liefert die Studie Antworten: Zwar ist es den meisten Schülerinnen und Schülern in Bremen sehr wichtig, dass sie sich mit einem guten Abschlusszertifikat entscheidende Berufs- und Lebensperspektiven erschließen, und sie verbinden mit der Schule entsprechend stark das Bild einer Leistungsschule. Dennoch gelingt es der Schule noch zu wenig, diese Bedeutung und Relevanz für das Lernen auch zu nutzen: Die positiven Emotionen, das Interesse sowie die Motivation der Schülerinnen und Schüler nehmen vom siebten bis zum neunten Jahrgang wesentlich stärker ab als der Stellenwert von Schule.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Erziehungs- Und Bildungswissenschaften
Institut für Bildungsforschung
Prof. Dr. Christian Palentien
Tel. 0421-218-69110 oder 218 69027
mobil 0160-91 623 715 (direkt)

Prof. Dr. Carsten Rohlfs
Universität Jena
Institut für Erziehungswissenschaft
Tel. 03641-9300