König Artus suchte sein Leben lang nach dem heiligen Gral. Aber auch in der Gegenwart nehmen Objekte einen besonderen Platz ein. „Mein Schatz“- Dieser Ausspruch des Gollum aus Herr der Ringe ist in den Alltagsgebrauch übergegangen. Damit betitelt er den Ring, von welchem er besessen ist. Mit verstellter Stimme wird dieses Zitat immer wieder scherzhaft in Gespräche eingebracht. Für Janine Lancker, ehemalige Studentin der Kulturwissenschaft an der Universität Bremen, liegt die Popularität dieses Satzes auf der Hand: „Als Witz angewandt, transportiert er eine wahre Pointe. Unser Verhältnis zu den uns umgebenen Objekten ist nie rein neutraler Natur. Bei dem ständigen Versuch, die (Um-)Welt zu erschließen, reflektieren wir Eigenschaften auf sie, greifen Gegenstände heraus und nehmen Zuweisungen vor, die nicht selten fetischistische Züge aufweisen“.
Diese Überlegungen bilden die Basis der Magisterarbeit „Markenartikel – Fetischisierung des Dinglichen“, die untersucht, in welcher Form Markenartikel als Fetische auftreten. Betreut wurde Janine Lancker von den Kulturwissenschaftlern Dr. Jochen Bonz und Professorin Dorle Dracklé. Das Fazit der Arbeit: Wie bei sakralen Objekten findet auch bei Markenartikeln eine willkürliche Bedeutungsübertragung auf einen Gegenstand statt. Dabei scheint es so, als handle es sich um eine natürliche Eigenschaft des Dinges. Auch hier spielt der Glaube des Konsumenten eine Rolle. Etwa der Glaube daran, dass der Besitz eines flachen Handymodells mit 3 Megapixel Kamera die Chancen auf einen Sexualpartner erhöhen könne.
An den Beispielen Big Mäc von McDonald´s, dem Deckenfluter Not von Ikea und dem Mobiltelefon Nokia 6500classic beschreibt sie die Bedeutungen, die diese Dinge für ihre Besitzer oder Konsumenten haben: So sind die meisten Handynutzer nach Janine Lanckers Beobachtungen nie mehr als einen Meter von ihrem Gerät entfernt. Während des Schlafens liegt es griffbereit in Bettnähe. Mit seinem Verlust reißen persönliche Kontakte ein und Erinnerungen gehen verloren. Der Ikea Katalog möchte - wie die Bibel - seinen Lesern Vorbilder geben und eine Richtung weisen. Eine Richtung unter anderem zum Deckenfluter Not. Der Bic Mäc geht den Weg einer Oblate, die der Priester dem Gläubigen in den Mund legt. Denn auch der Big Mäc ist eingebettet in ein gut durchdachtes System von Raum und Logistik, Werbeworten, Werbetafeln, Bildern und Eingeweihten(den Angestellten). Markenartikel sind durch zugeschriebene Eigenschaften, die über ihre eigentliche Funktion hinausgehen, durchaus mit religiösen Artefakten zu vergleichen. Denn „wie im Falle sakraler Objekte wird der Markenfetisch auf Grundlage kollektiver Glaubensdogmen durch innerpsychologische Prozesse bestätigt, vervollkommnet und ritualisiert“, fasst Janine Lancker die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaft
Janine Lancker
Tel. 04213052332
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