Nr. 318 / 18. November 2015 SC
Europa ist immer wieder Schauplatz von Krisen: Der Ukraine-Konflikt, die Probleme der griechischen Wirtschaft, die Flüchtlingskrise oder die Schwäche der Gemeinschaftswährung Euro sind hierfür beispielhaft. Was bleibt von Europa übrig, wenn Krisen die Wertegemeinschaft auf die Probe stellen? Wie verändert sich das gemeinsame politische Projekt Europa, wenn nationalstaatliche Probleme in den Vordergrund rücken? Welchem Legitimationsdruck ist Europa in Krisenzeiten ausgesetzt? Am ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen, wurden solche Fragen über einen Zeitraum von zwölf Jahren untersucht. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die europäische Idee kommunikativ konstruiert wird. Nun ist ein umfangreicher Abschlussband zu den Ergebnissen des Forschungsprojektes erschienen.
Das Buch „The Communicative Construction of Europe“ (erschienen bei Palgrave) zeigt, wie der Prozess der kommunikativen Konstruktion von Europa unweigerlich weitergeht. Krisen sind produktiver Teil dieses komplexen Ablaufes, der aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht wurde. Die Autorinnen und Autoren Professor Andreas Hepp, Monika Elsler, Dr. Swantje Lingenberg, Anne Mollen, Dr. Johanna Möller und Dr. Anke Offerhaus zeigen anhand verschiedener Teilstudien in sechs europäischen Ländern, wie unterschiedlich sich der Wandel von Öffentlichkeiten in Europa vollzieht. Das Projekt war Teil des kürzlich abgeschlossenen Sonderforschungsbereichs 597 „Staatlichkeit im Wandel“ an der Universität Bremen und der Jacobs University.
Das Forscher-Team weist nach, dass Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Polen trotz der Unterschiede nationaler Diskurskulturen länderübergreifend ein ähnliches Bild von Europa haben. Trotz der Eurokrise blieben beispielsweise Muster der Berichterstattung über Europa weitestgehend stabil. Zugleich wird heftig über die Legitimation Europas gestritten. Aus Publikumsperspektive zeigt sich nicht zuletzt eine grundsätzliche Anbindung an Europa. Auch wenn Interesse und Wissensstand unter den europäischen Bürgerinnen und Bürgern stark variieren, setzt sich der Großteil der Bevölkerung mit Europa und dessen Bedeutung für den Alltag auseinander. Krisen fungieren dabei nicht selten als eine produktive Herausforderung bestehender Mediennutzungsgewohnheiten.
Auf diese Weise können die Forscherinnen und Forscher den zutiefst widersprüchlichen Charakter der kommunikativen Konstruktion Europas nachweisen. Kombiniert wurde die Analyse journalistischer Praktiken mit einer Langzeit-Inhaltsanalyse von Zeitungsberichterstattung, einer Analyse digitaler Bürgerkommunikation sowie mit einer Publikumsstudie. Der Abschlussband erscheint in der Reihe „Transformations of the State“ beim britischen Verlagshaus Palgrave.
Angaben zum Buch:
Titel: The Communicative Construction of Europe. Cultures of Political Discourse, Public Sphere and the Euro Crisis
Autorinnen und Autoren: Andreas Hepp, Monika Elsler, Swantje Lingenberg, Anne Mollen, Johanna Möller, Anke Offerhaus
ISBN: 9781137453129
Verlag: Palgrave Macmillan
Buchreihe: „Transformations of the State“
Weitere Informationen
Universität Bremen
Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung
Prof.Dr. Andreas Hepp
Tel.: 0421 218 67621
E-Mail: andreas.heppprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de