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Studentisches Wohnen in Bremen: Neustadt im Aufwind

Bachelor-Studienprojekt im Fach Geographie untersucht Wohnsituation Bremer Studentinnen und Studenten: Wohnraum wird knapper und teurer

Nr. 180 / 26. Juni 2015 SC

In der Neustadt und Horn-Lehe wohnen die meisten Studierenden. Die Wohngemeinschaft ist weiterhin die beliebteste Wohnform. Die durchschnittliche Mietbelastung liegt für Studierende in Bremen bei 334 EUR im Monat. Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie über studentisches Wohnen in Bremen im Wintersemester 2014/2015. Im Rahmen einer Projektarbeit im Bachelor-Studiengang Geographie haben Studierende der Uni Bremen die Wohnsituation ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen untersucht. 

Anlass der Untersuchung bildet die Diskussion um einen immer angespannteren Mietwohnungsmarkt in deutschen Großstädten. Kleinere Haushaltsgrößen, höhere Wohnflächenansprüche und Veränderungen von Präferenzen hin zu zentralen, innerstädtischen Wohnquartieren sorgen vielerorts für einen angespannten Markt und steigende Mietpreise. Von dieser Entwicklung bleibt Bremen nicht verschont und betrifft besonders wohnungssuchende Studentinnen und Studenten mit kleinem Geldbeutel. In Zeiten wachsender Studierendenzahlen nimmt die Konkurrenz um studentischen Wohnraum zu. Die Entscheidung, in welcher Wohnlage und in welcher Wohnform die Studierenden leben möchten, unterliegt zunehmend finanziellen Restriktionen.

Die Grundlage der von Professor Ivo Mossig und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Verena Andreas geleiteten Untersuchung bildete eine Befragung von insgesamt 461 Studierenden der Universität Bremen. Im Fokus standen drei zentrale Fragestellungen: Wo wohnen die Studierenden in Bremen, in welchen Wohnformen leben sie und welche finanzielle Belastung geht für die Studierenden mit der jeweiligen Wohnsituation einher? Die Untersuchung schließt an eine Befragung aus dem Wintersemester 2009/10 an, so dass Veränderungen im Zeitverlauf erfasst werden konnten.

Wo wohnen die Studierenden?

•    Die Mehrheit der Studierenden an der Universität Bremen lebt in der Stadt Bremen (82,6%). Die Neustadt ist der Stadtteil in Bremen, in dem die meisten der befragten Studierenden wohnen (15,5%). Horn-Lehe liegt mit 13,9% der befragten Studierenden auf dem zweiten Platz.
•    In Findorff sind die Befragten insgesamt am zufriedensten mit ihrem Wohnstandort (Mittelwert 1,7 auf einer Skala von 1 ‚vollkommen zufrieden‘ – 6 ‚gar nicht zufrieden‘), dicht gefolgt von der Neustadt und Walle (jeweils 1,8). Der Durchschnitt aller befragten Studierenden liegt bei 2,0.
•    Bei der Wohnortwahl spielen in erster Linie finanzielle Aspekte eine Rolle, aber auch eine gute ÖPNV-Anbindung sowie die Nähe zur Uni.
•    Im Vergleich zur Erhebung 2009/2010 ist eine Tendenz zur Dezentralisierung erkennbar. Aktuell leben 65,8% der Studierenden in einem der sechs zentrums- und uninahen Stadtteile Mitte, Neustadt, Östliche Vorstadt, Findorff, Schwachhausen und Horn-Lehe. Fünf Jahre zuvor war dieser Anteil um 6,7%-Punkte höher (72,5%).
•    Rund ein Drittel aller Befragten (31,9%) würde lieber in einem anderen Stadtteil wohnen als derzeit. Davon gaben 28,2% das „Viertel“ als bevorzugten Wohnstandort an. 2009/2010 wollten noch 41,1% lieber im „Viertel“ als in ihrem derzeitigen Stadtteil wohnen. Auch Schwachhausen hat als Wunschstadtteil deutlich an Bedeutung verloren (von 30,1% auf 21,1%). Demgegenüber konnte die Neustadt eine deutliche Steigerung bei den Nennungen als bevorzugter Wohnstandort verzeichnen (von 6,9% auf 14,1%).

In welcher Wohnform leben die Studierenden?

•    Die meisten Studierenden leben in einer Wohngemeinschaft (34,6%). Mit 28,6% folgt das Wohnen bei den Eltern oder Verwandten. 2009/2010 lebten nur rund 23% der Studierenden bei der Familie. In dieser Wohnform leben zudem deutlich mehr Männer (34,5%) als Frauen (25,0%). An dritter Stelle steht die gemeinsame Wohnung mit dem Lebenspartner oder der Lebenspartnerin (14,4%). In einer Wohnung allein leben 13,7%, in einem Studentenwohnheim 6,7%.
•    Bei der Entscheidung für die jeweilige Wohnform spielen finanzielle Aspekte die wichtigste Rolle.
•    Der größte Teil der Studierenden ist mit seiner Wohnform zufrieden. Die besten Bewertungen erhält die gemeinsame Wohnung mit der Freundin oder dem Freund (1,4), gefolgt von der Wohnung allein (1,8).
•    Die Wohnform Eltern/Verwandte stellt nur für 25,8% der dort lebenden Studierenden auch die gewünschte Wohnform dar. Auch ist das Studentenwohnheim nur für ein Drittel (33,3%) der dort wohnenden Studierenden die gewünschte Wohnform.

Welche finanzielle Belastung geht für die Studierenden mit der jeweiligen Wohnsituation einher?

•    Die Studierenden geben in Bremen durchschnittlich 334,60 € für ihre Warmmiete aus. Studierende, die bei ihren Eltern wohnen, wurden nicht berücksichtigt. Im Vergleich mit der Erhebung 2009/2010 hat sich die Warmmiete im Schnitt um 40 € erhöht.
•    Die Warmmiete macht 43,5% des monatlichen Budgets der Studierenden aus (2009/10: 46%).
•    Am günstigsten wohnen die Studierenden im Studentenwohnheim (251,66 €), am teuersten ist die Wohnung mit dem Partner (451,18 €) bzw. die Wohnung allein (371,23 €). Für die häufigste studentische Wohnform der Wohngemeinschaft werden im Durchschnitt 295,95 € gezahlt.
•    Das Preis-Leistungs-Verhältnis ihrer Wohnform wird von allen Befragten mit einem Mittelwert von 2,1 überwiegend positiv beurteilt. Dabei erhält die Wohnform Eltern/Verwandte die besten Noten (1,6). Das Studentenwohnheim als die günstigste Wohnform wird beim Preis-Leistungs-Verhältnis mit der Durchschnittsnote 2,0 positiv bewertet, ebenso die teuerste Wohnform, die Wohnung für das Paar, mit 2,1. Die Wohngemeinschaft als häufigste Wohnform der Studierenden erhält hingegen mit einem Mittelwert von 2,5 die schlechteste Bewertung aller Wohnformen.
•    Das studentische Wohnen ist in Schwachhausen (durchschnittliche Warmmiete 378,22 €) und in der Östlichen Vorstadt (378,17 €) am teuersten. Am günstigsten wohnen die Studierenden in Horn-Lehe (291,36 €).
•    Für die häufigste Wohnform der Wohngemeinschaft müssen in Schwachhausen die höchsten Warmmieten (341,93 €) gezahlt werden. Die geringsten Warmmieten pro WG-Mitbewohner werden mit 269,44 € in der Vahr gezahlt.

Die Studienergebnisse sind abrufbar unter: www.regionalentwicklung.uni-bremen.de

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Geographie
Prof.Dr. Ivo Mossig
Tel.: 0421 / 218 67410
E-Mail: mossigprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de