Ausgewiesene Experten aus Deutschland, Frankreich, Spanien und England diskutieren ein Thema von internationaler Tragweite beim literaturwissenschaftlichen Symposium „Auto(r)fiktion in der spanischen und lateinamerikanischen Literatur“, das vom 6. bis 8. Februar im Gästehaus Teerhof der Universität Bremen stattfindet. Dabei sollen der Hispanistik längst fällige neue Perspektiven eröffnet werden.
Zum Hintergrund: Die Werke von Jorge Luis Borges, Javier Cercas, Mario Vargas Llosa und César Vallejo beweisen das steigende Interesse am auto(r)fiktionalen Schreiben. Dieses Phänomen beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf den spanischen Sprachraum, wie es Michel Houllebecq, France Daigle, Thomas Glavinic, Philip Roth, Paul Auster oder Kenzabouro Oe in ihren jüngsten Romanen zeigen. Hartmann von Aues Iwein (1205) oder Francisco Delicados La lozana andaluza (1528) machen außerdem deutlich, dass auto(r)fiktionale Schriften bereits sehr früh zu finden sind.
Bereits 1977 klassifizierte Serge Doubrovsky seinen Roman fils als "autofiction". Mit diesem Text wollte er das umstrittene leere Kästchen in Philippe Lejeunes Modell des autobiographischen Paktes ausfüllen. Seit den achtziger Jahren schlägt die Autofiktion – auch "nouvelle autobiographie", "autographie", "autoroman" genannt – sowohl in der wissenschaftlichen Debatte als auch im literarischen Schaffen hohe Wogen.
Die Abgrenzung zur Autobiographie erscheint nicht immer klar und eindeutig, denn diese Texte ähneln zuweilen extravaganten und innovativen Autobiographien, zuweilen aber Romanen. Die Forschung spricht häufig von "hybriden Texten", wobei sie sich auf die vermeintlich unbestimmte Position autofiktionaler Texte zwischen Fiktion und Faktualität bezieht. Durch verschiedene Verfahren ensteht zunächst die Illusion, dass eine nominale und/oder ontologische Identität zwischen realem Autor und Erzähler besteht, nur um wenig später wieder zerstört zu werden. Dieses Spiel setzt voraus, dass der Leser fortwährend sehr bewusst seinen Rezeptionsprozess und den daraus resultierenden Lektürepakt hinterfragt.
Im Rahmen dieses Symposiums soll nicht nur von narratologischem und fiktionstheoretischem Standpunkt aus die Auto(r)fiktion als mögliche Gattung analysiert werden. Darüber hinaus soll Auto(r)fiktion erstmalig als paradoxes Erzählverfahren untersucht werden, bei dem sich der Autor in sein eigenes Werk einschreibt (z.B. in Niebla von Miguel de Unamuno).
Wetere Informationen:
María José Pérez
Tel. 0421/218-68056
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