Die Universität Bremen ist in einer widersprüchlichen Situation: Auf der einen Seite hat sie 2007 mit 73 Millionen Euro die höchsten Drittmittel in ihrer Geschichte eingeworben. In der Exzelleninitiative gehört sie bundesweit zu den erfolgreichsten Universitäten. Im vergangenen Jahr hat sie zudem die höchste Absolventenquote erreicht. Andererseits sinken die staatlichen Zuschüsse. Uni-Rektor Professor Wilfried Müller sieht „die Universität Bremen einem einzigartigen Sparkurs ausgesetzt, der die Forschungs- und Ausbildungsleistungen auf Dauer gefährdet.“
Hochschulentwicklungsplan V
Mit dem Beschluss zum Hochschulentwicklungsplan (HEP) V hat sich das Rektorat die Kürzungsvorstellungen aus dem Hochschulgesamtplan des Landes nicht zu eigen gemacht. Dem Vorschlag der HEP-Kommission des Akademischen Senats folgend sind 255 Fachgebiete anstelle der im Hochschulgesamtplan des Landes (Wissenschaftsplan) für 2010 eingeplanten 243 vorgesehen. , Im HEP V sind 242 Professuren und 13 Universitäts-Lektorate ausgewiesen, die allerdings noch nicht ausfinanziert sind. Das vom Bremer Senat aufgelegte Sonderprogramm zur Verbesserung von Studium und Lehre für 2008 und 2009 wertet das Rektorat als Ergebnis des Protestes der gesamten Universität. Finanziell kompensieren die zusätzlichen staatlichen Mittel für Lehre und Studium zum Teil die Haushalts-Kürzungen.
Die Uni-Leitung steht zu der Entscheidung der HEP-Kommission, in der Stellenplanung - auch unter restriktiven Bedingungen - für die Universität eine Politik der Profilschärfung und in diesem Rahmen alle Ansätze einer forschungsorientierten Lehre zu stärken. Es steht jedoch fest: Die Effekte der staatlichen Sparpolitik treffen in den kommenden Jahren auch die Drittmittelquote. Mit deutlich reduziertem Personal - gerade bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - lassen sich die Erfolge der Vergangenheit nicht aufrechterhalten
Berufungen
Berufungen sind aus Sicht des Rektorates zentrale Weichenstellungen für die Ausrichtung und Weiterentwicklung der Fachprofile und damit auch für das Profil der Universität insgesamt. Das Jahr 2007 war von einem weitgehenden Stillstand in Bezug auf die Berufung von neuen Professorinnen und Professoren geprägt, der erst mit den HEP-Entscheidungen vom Frühjahr 2008 überwunden werden konnte. Mit HEP V liegt inzwischen eine hochschulöffentliche Planungsgrundlage über die künftige Fächerstruktur und die Ausstattung mit Professuren (bzw. Universitäts-Lektoraten) vor, die das Rektorat als Basis seiner Strukturentscheidungen betrachtet. Das Rektorat hält es für unabdingbar, dass weitere Einbrüche bei der Bereitstellung von Mitteln durch das Land vermieden werden.
Juniorprofessuren
Für die an der Universität tätigen Juniorprofessorinnen und -professoren gilt nach wie vor das Modell der „Bremer Perspektive“. Sie bedeutet, dass Juniorprofessoren sich auf ausgeschriebene Vollzeitprofessuren in ihrem Fachgebiet bewerben können und nicht durch das Verbot von Hausberufungen daran gehindert sind. Sie müssen sich so dem üblichen Wettbewerb mit externen Bewerbern stellen. Das Rektorat ist nach wie vor überzeugt von diesem Modell, das die Interessen der Bewerberinnen und Bewerber nach einer realistischen Karriereperspektive und der Universität nach Qualitätssicherung in den Berufungsverfahren in einer für die Verhältnisse im deutschen Wissenschaftssystem nach wie vor einzigartigen Weise ausbalanciert.
Bologna-Prozess
Die Universität ist im Prozess des Umbaus der Studienstruktur hin zu Bachelor- und Master-Studiengängen ein großes Stück voran gekommen. Das Ziel ist weiterhin, bis zum Jahre 2009 alle Studiengänge (außer Rechtswissenschaft) auf die neue Studienstruktur umzustellen. Allerdings sieht das Rektorat durch die unzureichende Mittelausstattung der Universität und die in den Massenfächern unzureichende Betreuungsrelation die Studienerfolge in den neuen Studienstrukturen gefährdet, da die erforderliche hohe Betreuungsintensität nicht in ausreichendem Maß gesichert ist.
Insgesamt beabsichtigt das Rektorat die Qualitätsorientierung, wie sie unter dem Stichwort „Forschungsuniversität“ für den Bereich der Forschung in den vergangenen Jahren erreicht worden ist, auf die Lehre und das Studium auszudehnen.
Kooperationen mit den regionalen Forschungsinstitutionen
Von herausragender Bedeutung für die Entwicklung der Universität ist die Kooperation mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Umfeld der Universität und im Land Bremen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Verbünden aus universitärer und außeruniversitärer Forschung bei der Planung und Durchführung von großen Forschungsvorhaben, wie sie insbesondere die Exzellenzinitiative der Bundes und der Länder vor Augen geführt hat, hält das Rektorat die Ansiedlung weiterer außeruniversitärer Forschungsinstitute für eine Aufgabe von strategischer Bedeutung für die Stärkung des Forschungsstandortes Bremen.
Essentiell für die Forschungslandschaft im Nordwesten Deutschlands und damit für die Weiterentwicklung der Universität ist darüber hinaus der Ausbau der Kooperationsbeziehungen mit der Universität Oldenburg und der Jacobs University. Ein vielfältiges Lehrangebot und eine in der fachlichen Breite akzeptable und für die Einwerbung von Forschungsmitteln bei Drittmittelgebern ausreichende Ausstattung verschiedener Fächer wird künftig nur in Kooperation mit den Nachbaruniversitäten zu erreichen sein.
Weitere Ziele:
- Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft für die Stärkung der Metropolregion Bremen-Oldenburg;
- Werbung von ausländischen Studierenden: Im Zuge der weiter voran schreitenden Globalisierung auch des Bildungssektors wird die Universität ihre Bemühungen um ausländische Studierende ausbauen. Das betrifft sowohl das Marketing, insbesondere in außereuropäischen Ländern, als auch Hilfen zur Integration ausländischer Studierende in Bremen.
- Intensive Kontakte zu Alumni, Stiftungen und „unifreunden“: Zu den wichtigen Kooperationspartnern zählt das Rektorat auch ihre Alumni, Bremer Stiftungen und die „Freunde der Universität Bremen und der Jacobs University“ sowie am Ort ansässige Unternehmen. Durch öffentliche Veranstaltungen, die Unterstützung von Forschungs- und Studienpreisen und die Finanzierung von Stiftungsprofessuren unterstützen sie die Universität, in der Öffentlichkeit Profil und Kompetenz zu zeigen und neue Forschungsfelder anzugehen. Auf ihre Hilfen wird die Universität in Zukunft noch stärker angewiesen sein, damit auch bei sinkendem Grundhaushalt die Innovationsfähigkeit der Universität erhalten bleibt.