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Von Tumoren lernen

Wissenschaftler aus Bremen und Hannover beschreiben Wachstumsmechanismen häufiger Tumoren / Beitrag wurde jetzt in der Online-Fachzeitschift „PlosOne“ veröffentlicht

Tumoren etwas Positives abgewinnen – so absurd, wie es zunächst klingt, ist diese Vorstellung nicht. Wissenschaftler der Universität Bremen und der Tierärztlichen Hochschule Hannover beschreiben in der neuesten Ausgabe der renommierten Online-Zeitschrift PlosOne Wachstumsmechanismen sehr häufiger Tumoren, deren Kenntnis zukünftig auch für den Wiederaufbau von Geweben genutzt werden könnte.

„Von Tumoren lernen“: Auf diese kurze Formel bringt Jörn Bullerdiek, Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Bremen und Leiter einer Arbeitsgruppe des Exzellenzclusters „Rebirth“ an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die Ziele seiner Forschungsarbeit. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen gutartige Tumoren. Das sind Erkrankungen, bei denen die Zellen zwar oft über ein hohes Wachstumspotenzial verfügen, ihnen aber die Fähigkeit zur Zerstörung von Geweben und Organen durch aggressives Wachstum und Bildung von Tochtergeschwülsten fehlt. Gelingt es, die Mechanismen der Entwicklung solcher Tumoren zu ergründen, lassen sich die Erkenntnisse möglicherweise auch zur Regeneration von Gewebe einsetzen, so die Überlegung.

Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist den Wissenschaftler-Teams aus Bremen und Hannover jetzt gelungen. Bei gutartigen Schilddrüsentumoren finden sich häufig Veränderungen des Chromosoms 19, ohne dass bisher klar war, was genau diese Veränderungen bewirkt. Durch die jetzt veröffentlichte Arbeit wurde dieser Zusammenhang aufgeklärt: Es wird gleich eine ganze Gruppe von Genen aktiviert, die sonst fast nur in der Embryonal- und Fetalentwicklung wichtig sind. Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um Gene im klassischen Sinne wie Volkhard Rippe, Leiter der Bremer Arbeitsgruppe, erläutert: „Nach den Bauanleitungen der von uns untersuchten Gengruppe werden sogenannte Mikro RNAs gebildet, das sind kleine Nukleinsäuremoleküle, die den Prozess der Umsetzung anderer Gene in Proteine steuern können.“ Im konkreten Fall der Schilddrüsentumoren führt das „Überangebot“ dieser Mikro RNAs in den Schilddrüsenzellen Erwachsener zu einer gestörten Balance zwischen Zellauf- und -abbau mit dem Ergebnis, dass ein gutartiger Tumor entsteht.

In Zukunft, so die Hoffnung der Wissenschaftler, wird sich das Potenzial dieser ungewöhnlichen Gene auch einsetzen lassen, um gezielt Gewebe wiederaufzubauen. Die Kooperation zwischen der Universität Bremen und der Tierärztlichen Hochschule bietet in jedem Fall exzellente Voraussetzungen, die jetzt gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis, sei es bei der Tumordiagnostik oder der Geweberegenration, einzusetzen.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Zentrum für Humangenetik
Prof. Dr. Jörn Bullerdiek
Dr. Volkhard Rippe

Tel. 0421-218-2589
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