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Wie können Computerspiele bei Rückenleiden helfen?

Im Forschungsprojekt „Adaptify“ entwickeln fünf Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesundheitswesen neue Technologien für die Physiotherapie und die Rehabilitation

Nr. 174 / 23. Juni 2015 RO


Auf Grund steigender Lebenserwartung werden immer mehr Menschen Rehabilitation und Physiotherapie benötigen. Um die Bewegungsfähigkeit wiederherstellen zu können, müssen Übungen auch alleine fortgesetzt werden. Trainingsspiele können motivieren, solche Maßnahmen zu Hause weiterzuführen. Im neuen Forschungsprojekt „Adaptify“ (adaptive Nutzermodelle für den Einsatz im Gesundheitssektor) gehen fünf Partner aus Forschung und Unternehmen nun noch einen Schritt weiter: Sie entwickeln ein System mit Hardware- und Softwarekomponenten, das Rückmeldungen zur Umsetzung der Übungen durch den Patienten liefert. In Kombination mit dem individuellen Profil des Nutzers kann die Therapie somit jederzeit an die aktuellen Fortschritte und Behandlungsziele eines Patienten angepasst werden. Das Projekt ist im Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen angesiedelt. Die federführende Leitung hat Professor Rainer Malaka inne.

Sensormatte prüft die Qualität der Übungen

Das dreijährige Projekt Adaptify wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2018 mit rund 1,35 Millionen Euro gefördert. Während dieser Laufzeit werden erste Spiele – sogenannte Serious Games – entwickelt und auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Die spielerischen Bewegungsprogramme erhöhen so die Motivation, Übungen auch alleine durchzuführen. Ein virtueller Therapeut gibt Hinweise zur Verbesserung. Neben der Software für die Spiele entwickeln die Projektteilnehmer auch eine Sensormatte, auf der die Patienten ihre Übungen absolvieren. Die Matte erfasst die Bewegungen, indem sie Druckveränderungen an einer Vielzahl von Punkten misst. Ergänzt werden diese Daten durch ein sogenanntes Ganzkörper-Tracking, bei dem die einzelnen Bewegungen durch eine Kamera erfasst werden. Auf diese Weise kann das System präzise Rückmeldungen zur Qualität der Durchführung der Übungen liefern.

Ziele und Vorgehen

Ebenfalls neu entwickelt wird die Software, die alle Informationen – unter strenger Wahrung des Datenschutzes – mit dem Nutzerprofil verknüpft und so individuell anpasst. Die Software kann sogar Entwicklungsprognosen abgeben. Diese können die Arbeit der Therapeuten in Zukunft unterstützen. Wichtig ist dabei, so die Projektpartner, dass auch ältere Menschen die Serious Games intuitiv nutzen können. Viel Erfahrung mit digitalen Spielen müssen sie nicht mitbringen: Die entwickelten Serious Games passen sich dem Vorwissen und der körperlichen Belastbarkeit des Anwenders an. Deshalb werden von Beginn an Therapeuten, medizinisches Personal und Patienten in den Entwicklungsprozess der Software eingebunden.

Adaptify widmet sich zunächst der Behandlung von unspezifischen Rückenbeschwerden, die für viele Menschen ein großes Problem darstellen. Die Software dient der Hilfestellung für Therapeuten in Rehabilitation und Physiotherapie. In Verbindung mit der leistungsfähigen und kostengünstigen Sensormatte bietet sie auch Chancen für eine Vermarktung, die über das Webportal PhysioNetzwerk bereits anläuft. Mehr als 600 Praxen und Reha-Zentren haben sich dem Portal schon angeschlossen. Die Therapieangebote von PhysioNetzwerk wurden bislang europaweit für über 10.000 Patienten eingesetzt. In einem weiteren Schritt soll die Personalisierungs-Software, die im Rahmen von „Adaptify“ entwickelt wird, für medizinisch betreute Fitness-Studios angepasst werden.

Zu den Projektpartnern zählen neben dem TZI auch die Delmenhorster Physiotherapiepraxis Rehamed mit dem PhysioNetzwerk, die Online-Agentur HFC inter.net aus Cloppenburg, vacances, mobiler Sozial- und Pflegedienst Bremen und das Bremer Institut für IT-, Medien- und Immaterialgüterrecht (MLS LEGAL).


Achtung Redaktionen:
In der Uni-Pressestelle ist unter der E-Mail presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de ein digitales Foto einer Übung mit der Sensormatte erhältlich.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik

Prof.Dr. Rainer Malaka
Tel.: 0421 218 64401
E-Mail malakaprotect me ?!tziprotect me ?!.de

Pressekontakt: Axel Kölling
Tel.: 0421 2208-306
E-Mail: koellingprotect me ?!k-msprotect me ?!.de
https://adaptify.de/