Nr. 131 / 20. Mai 2016 RO
Gut drei Dutzend Kinder wuseln herum, Mädchen in bunten Röckchen, Jungen im Muskelshirt: Es ist Probe! Die Kinder sind zwischen vier und 12 Jahren alt und kommen aus über 15 Ländern. Sie alle machen mit beim Musiktheaterprojekt „Heba und Nagham“ der Theater-AG der Bremer Grundschule Nordstraße. Grundlage ist die Geschichte der beiden syrischen Freundinnen Heba und Nagham, die sich durch die Flucht von Naghams Familie aus den Augen verloren haben. Die Erzählung um Heba und Nagham steht stellvertretend für unzählige Fluchtgeschichten, die sich zurzeit in Südeuropa ereignen. Die Schülerinnen und Schüler haben ein Musiktheater auf die Bühne gebracht, das sich mit Erlebnissen geflüchteter Menschen in ihrer Nachbarschaft beschäftigt. Zusammen mit der Theaterpädagogin Angelika Hofner haben sie über mehrere Monate die Geschichte entwickelt und die Choreografie geprobt. Die Premiere findet am Freitag, den 27. Mai 2016 um 18 Uhr in der Aula der Grundschule Nordstraße statt. Im Juni wird das Theaterstück auch im Rahmen der Grundschultheatertage im MOKS gezeigt werden.
Kinder unserer Schule mussten flüchten
Die Kinder haben sich für ihr Projekt mit Migrantinnen und Migranten, die schon vor einigen Jahren aus ihrer Heimat fliehen mussten, aber auch mit Menschen, die erst vor kurzem geflohen sind, unterhalten. Die meisten von ihnen sind Eltern von Schülerinnen und Schülern der Schule. Die Theaterpädagogin Mirjam Dirks hat dann aus den echten Fluchtgeschichten und dem, was für die Kinder besonders eindrücklich war, das Theaterstück geschrieben. Sara Ercik, 10 Jahre, übernahm die Rolle der Nagham: „Es ist unheimlich schwierig, sich in die Lage von Menschen, die diese Flucht erlebten, hineinzuversetzen. Diese Rolle spielen zu dürfen macht mich sehr glücklich. Einige Kinder unserer Schule haben das ja tatsächlich erlebt.“
Die Theaterkinder sprechen – zum Teil auch auf der Bühne – Arabisch, Bassa, Serbisch, Kurdisch, Wolof, Urdu, Lingala, Albanisch. Viele von ihnen sind in Deutschland geboren, aber etliche sind vor dem Krieg in Syrien geflohen und in den letzten Monaten zur Theatergruppe dazugekommen. Mittlerweile sprechen die meisten Kinder ein bisschen Deutsch. Im Projekt machen Kindergartenkinder und ehemalige Schülerinnen mit, so dass das Altersspektrum breit gefächert ist.
Unterstützung von allen Seiten
Mehrere Tänzerinnen aus unterschiedlichen Bereichen haben mit den Kindern die Choreografien entwickelt. Geholfen hat auch die Musikerin Marie Adamowicz, die zusammen mit den Kindern die Stücke schrieb und auch syrische Lieder ins Repertoire mit aufnahm. Um die Unwegsamkeiten von Flucht zu zeigen hat die Bremer Akrobatin Anne Reuper mit den Kindern gearbeitet: „Beim Entwickeln der akrobatischen Bilder lernten viele der geflüchteten Kinder Deutsch ganz von selbst. Denn Tanzen kann man ja in jeder Sprache.“ Weitere Unterstützung hat die Theatergruppe durch Kunststudierende der Universität Bremen erfahren. „Die Studierenden empfinden die Arbeit mit den Theaterkindern als Gewinn, wenn nicht gar als Geschenk, und wir ebenso“, beschreibt Angelika Hofner das Projekt. “Ich habe selten so viel ungebremste Energie und Teilnahme erlebt wie mit diesen Kindern.“
Der Eintritt für „Heba und Nagham“ ist frei. Die Kinder sammeln am Ende jeder Aufführung Spenden für den Verein Kindertränen e.V., der sich für Kinder in Flüchtlingslagern einsetzt. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Kultur macht stark“ von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (bkj) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Achtung Redaktionen: Sie haben die Möglichkeit, die Kinder noch vor der Premiere bei den Proben zu interviewen. Ein Termin kann über Angelika Hofner (E-Mail: ahofnerprotect me ?!hotmailprotect me ?!.com) vereinbart werden.
Weitere Informationen und Karten unter:
Angelika Hofner
Tel.: 0421/361-8282
E-Mail: 085protect me ?!bildung.bremenprotect me ?!.de