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Datenschätze für die Forschung: Universität hat Schlüsselrolle

In der neuen Nationalen Forschungsdateninfrastruktur nimmt Bremen eine Schlüsselrolle ein. Auf Empfehlung der DFG hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz jetzt beschlossen, vier Konsortien mit Bremer Beteiligung zu fördern. Das Konsortium NFDI4BioDiversity wird federführend am MARUM koordiniert

Wissenschaft basiert auf Daten. Diese Forschungsdatensätze werden immer umfangreicher und komplexer. Weil sich Methoden und Herangehensweisen mit der Zeit ändern und weiterentwickelt werden, können neue Analysen auch neue Erkenntnisse aus alten Datensätzen fördern. Grundlage dafür ist allerdings, dass die Daten gut aufbewahrt und kuratiert werden sowie nach Bedarf auch schnell gefunden werden. Mit wachsenden Datensätzen muss also auch die Dateninfrastruktur weiterentwickelt werden.  

Dynamisches Netzwerk aus Konsortien

2016 hat der der Rat für Informationsinfrastrukturen empfohlen, eine Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) einzurichten – als Basis des Forschungsdatenmanagements in Deutschland. Ziel ist es, ein dynamisches, wachsendes Kooperationsnetzwerk zu schaffen, das aus verschiedenen spezialisierten Knotenpunkten, den einzelnen Konsortien, besteht. Jedes einzelne thematische Konsortium kümmert sich darum, dass die Daten konsistent und kompatibel aufbewahrt werden. Dabei gelten die Prinzipien des „FAIR Data“. In diesem Zusammenhang steht FAIR für „Findable, Accessible, Interoperable and Re-usable”, also auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar. Neben NFDI4BioDiversity werden die Konsortien NFDI4Health, NFDI4Ing und KonsortSWD gefördert.

„Zugang zu umfangreichen Forschungsdaten entscheidend“

Das Konsortium Biodiversität wird am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen koordiniert. Sprecher ist Professor Frank Oliver Glöckner. Im NFDI4BioDiversity-Konsortium kooperieren Partnereinrichtungen aus den Bereichen Biodiversität, Ökologie und Umweltdaten. Hinter Biodiversität verbirgt sich allerdings mehr als „nur“ die Vielfalt der Arten. Biodiversität umfasst hier auch die genetische Vielfalt, die funktionelle Vielfalt, die Interaktionen und die Vielfalt ganzer Ökosysteme. „In Zeiten, in denen eine Million Arten vom Aussterben bedroht ist, ist der Zugang zu umfangreichen, qualitätsgesicherten Forschungsdaten entscheidend für die jetzt anstehenden Entscheidungen in Politik und Gesellschaft“, sagt Professor Frank Oliver Glöckner.
In Bremen fördert die DFG bereits seit 2013 das Projekt GFBio (German Federation for Biological Data). GFBio umfasst technische, organisatorische, finanzielle und wissenschaftliche Aspekte, um das Bewusstsein für das Forschungsdatenmanagement in der Biodiversitätsforschung und den Umweltwissenschaften zu schärfen. Auf diesen Erfahrungen baut die NFDI4BioDiversity ebenso auf wie auf der Gemeinschaft der Nutzerinnen und Nutzer. GFBio umfasst bereits Datenzentren für Nukleotid- und Umweltdaten sowie die sieben etablierten Datenzentren der größten naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Deutschlands, Museen und die weltweit vielfältigste mikrobiologische Ressourcensammlung. Das Netzwerk wird nun um das Netz der Botanischen Gärten und die größten Sammlungen von Nutzpflanzen und deren wilden Verwandten erweitert.

NFDI4Health - wesentliche Komponente eines modernen Gesundheitswesens

Ein multidisziplinäres Team baut in Deutschland eine Forschungsdatenbank für personenbezogene Gesundheitsdaten auf. Das Institut für Informations-, Gesundheits- und Medizinrecht (IGMR) der Universität Bremen und das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sind beteiligt. Das Ziel von NFDI4Health ist ein besserer Austausch von Forschungsdaten. Denn das Gesundheitswesen hat viele Datenschätze, egal ob es die Daten der Krankenkassen, der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind oder in medizinischen Studien erhobene Daten. Diese Schätze zu heben und sie im Dienste einer besseren Gesundheitsversorgung für die medizinische Forschung zugänglich zu machen und zu erschließen, ist eine wichtige Aufgabe, um Impulse zu geben und Innovation in der Wissenschaft voranzutreiben.
„Die Erfassung und Analyse personenbezogener Daten zu Gesundheits- sowie Krankheitsstatus und wichtiger Einflussfaktoren darauf sind eine wesentliche Komponente zur Entwicklung neuer Therapien, übergreifender Versorgungsansätze und präventiver Maßnahmen eines modernen Gesundheitswesens“, sagt Professorin Iris Pigeot, Direktorin des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS und stellvertretende Sprecherin von NFDI4Health. „Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einem erheblichen Wachstum des hierfür nutzbaren Datenbestands, aber auch zu einem erhöhten Bedarf an beschreibenden Daten. Die personenbezogenen Gesundheits- und Krankendaten bieten eine hervorragende Ressource, verlangen jedoch auch einen besonderen Schutz. Sicherheit und Nutzbarkeit zu vereinen, darauf zielt NFDI4Health!“

Akzeptanz nur bei starkem Datenschutz

Die aktuelle Diskussion um die Corona-App zeigt, dass die Akzeptanz neuer Methoden und Instrumente entscheidend davon abhängt, dass der Schutz personenbezogener Daten lückenlos gesichert ist. Dies gilt auch für NFDI4Health: Auch hier muss die Nutzung personenbezogener Gesundheitsdaten, die durch NFDI4Health erschlossen und bereitgestellt werden, höchsten datenschutzrechtlichen Anforderungen genügen. Das Institut für Informations-, Gesundheits- und Medizinrecht (IGMR) wird NFDI4Health daher in allen Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit beraten und begleiten.
Professor Benedikt Buchner, Direktor des IGMR, verweist mit Blick auf die Corona-Pandemie darauf, wie wichtig nicht nur die Schaffung einer umfassenden Forschungsdateninfrastruktur als Basis für die weitergehende Forschung ist, sondern dass es auch unverzichtbar ist, berechtigtes Vertrauen in die strenge Einhaltung aller rechtlichen Datenschutzvorgaben zu schaffen: „Es geht um Vertrauen nicht nur innerhalb der Wissenschaftscommunity, sondern ganz besonders auch in der Bevölkerung, also bei jedem Einzelnen, und somit um Akzeptanz und Kooperation. Diese Vertrauensfrage stellt sich allenthalben, ob bei der Nutzung der neuentwickelten Corona-App oder eben bei der Verarbeitung und Weitergabe personenbezogener Daten zu Forschungszwecken. “
NFDI4Health wird die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit von Forschungsdaten erhöhen, zu einem Reputationsgewinn von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ihre Daten austauschen, beitragen und neue Kooperationen fördern. NFDI4Health setzt sich aus einem interdisziplinären Team von 18 Partnern zusammen. Insgesamt 46 namhafte Institutionen aus dem Gesundheitsbereich haben ihre Beteiligung zugesichert, darunter etwa große Fachgesellschaften oder wichtige epidemiologische Kohorten; von 37 internationalen Institutionen liegen Unterstützungsschreiben vor.

NFDI4Ing

Das Konsortium NFDI4Ing bringt die Ingenieurswissenschaftlichen Disziplinen zusammen und vernetzt deren Forschungsdaten. Die Struktur von NFDI4Ing ist geprägt von sieben sogenannten Archetypen. Diese fokussieren sich auf spezielle Vorgehen, Prozesse oder Datenstrukturen, die in den verschiedenen Disziplinen verwendet werden. Während sich der Archetyp Alex beispielsweise mit dedizierten Experimenten, d.h. sehr verschiedenen Setups beschäftigt, liegt der Fokus des Archetyps Betty auf der Software, die für die Forschung benötigt wird. Der Archetyp Golo wiederum beschäftigt sich mit Felddaten von Systemen und Verteilten Systemen, sogenannten "Systems of Systems".
Das DFKI Robotics Innovation Center (RIC) in Bremen ist Teil des Archetypen Golo. Hier wird die robotische Komponente mit in das Konsortium eingebracht. Die Robotik selbst ist bereits ein multi-disziplinäres Feld und bringt Informatiker, Maschinenbauer, Elektrotechniker aber auch Bioniker und weitere Ingenieursdisziplinen zusammen. In einem ersten Schritt sollen in Golo digitale Zwillinge von Systemen erstellt werden, über die die Versuchsdaten und Daten aus laufenden Systemen geordnet und wiederauffindbar gesammelt und verarbeitet werden.

Vernetzung der Universität Bremen wird weiter gestärkt  

Wissenschaftssenatorin Dr. Claudia Schilling zeigt sich begeistert, dass der Wissenschaftsstandort Bremen mit vier von neun ausgewählten Konsortien eine bedeutende Rolle in der NFDI spielen wird: „Dieser Erfolg belegt einmal mehr die Forschungsstärke der Universität Bremen und der Bremer Forschungseinrichtungen, noch dazu in einem sehr breiten Themenspektrum. Die Bremer Forschung wird durch die Beteiligung an der NFDI ihre nationale und internationale Vernetzung weiter vorantreiben und dabei eigene Impulse geben können. Zu diesem Erfolg gratuliere ich allen Beteiligten sehr herzlich.“

Weitere Informationen:

www.nfdi4biodiversity.org
www.nfdi4health.de
www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Pressemitteilungen/pm2020-04.pdf
www.uni-bremen.de
www.marum.de

 

Fragen beantworten:


Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen und Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung
E-Mail: fogloecknerprotect me ?!marumprotect me ?!.de

Prof. Dr. Benedikt Buchner
Institut für Informations-, Gesundheits- und Medizinrecht (IGMR)
Telefon: +49 (0)421 218-66040
E-Mail: bbuchnerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

 

 

 

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