Nr. 046 / 2. Februar 2012 MM
Tugenden und Laster scheinen Gegensätze zu sein, die sich nicht vertragen, aber ohne einander nicht sein können. Dabei ermahnt die Tugend mit erhobenem Zeigefinger zum Anstand, das Laster dagegen scheint Spaß zu machen. Tatsächlich entspringen beide Konzepte dem Versuch, das individuelle Verhalten der Menschen normativ zu regeln. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich aber auch immer wieder, was als Tugend erstrebenswert und was als Laster anzusehen sei. In einem öffentlichen Colloquium nehmen Geschichtswissenschaftler der Universität Bremen die Tugenden und Laster in der Vormoderne unter die Lupe. In der Veranstaltung am Freitag, 10. Februar 2012, werden in vier kurzen Vorträgen mit anschließender Diskussion die Ideen von Lastern und Tugenden am Beispiel von Schädeluntersuchungen, Ammenratgebern und archäologischen Funden auf den Prüfstand gestellt. Das Colloquium findet auf dem Campus der Uni Bremen im GW2, Raum B 2900 (am Haupttreppenhaus) von 15 bis 18 Uhr statt. Interessierte sind herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Der auf den ersten Blick aus unserer heutigen Sicht eher verstaubte Begriff der Tugend wirkte über lange Zeit disziplinierend als Handlungsmaßstab. Sei es als Tugenden der Herrscher, die gemäß den Fürstenspiegeln fromm, gerecht, gnädig und mildtätig sein sollten, sei es als Charakterideal der Ammen für den eigenen Nachwuchs, sei es als generelle Vorgabe für die innere Haltung jedes Einzelnen. Die Tugenden befanden sich dabei immer im Kampf mit den Lastern, die nicht nur ihr jeweiliges Gegenteil darstellen, sondern noch darüber hinausgehen. So liegen der Natur der Menschen, wie die Gelehrten und Theologen immer wieder feststellen mussten, die Laster leider wesentlich näher als die Tugenden. Deswegen musste gegen Neid, Aberglaube, Luxus, Hochmut sowie Zuchtlosigkeit aller Art (um nur einige zu nennen) immer wieder angekämpft werden.
Die Vorträge im Überblick:
„Die Tugenden kämpfen mit den Lastern“ – Einführung in das Thema (Dr. Jan Ulrich Büttner, Institut für Geschichtswissenschaft)
„Die schöne Mainzerin: Tugend, Anmut und die Wirklichkeit der Knochen“ (Dr. Sabine Ritter, Institut für Soziologie)
„Wie die Mutter, so die Tochter ... wie die Amme, so das Kind? Tugend und Laster in der frühneuzeitlichen Ammendebatte“ (Julia Gebke, Institut für Geschichtswissenschaft)
„Die Äbtissin und ihr Phallusglas. Tugend und Laster in der Archäologie“ (Prof.Dr. Uta Halle, Landesarchäologie Bremen)
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Geschichtswissenschaft
Julia Gebke M.A.
Telefon: 0421 218-67221
E-Mail: julia.gebkeprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Dr. Jan Ulrich Büttner
Telefon: 0421 218-67231
E-Mail: buettnerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.geschichte.uni-bremen.de