Nr. 280 / 27.Oktober 2015 SC
Was interessiert Kulturwissenschaftler am Meer? Wo überschneiden sich die Sichtweisen von Vertretern unterschiedlicher Fachdisziplinen, wenn sie das Meer und seine Bewohner erforschen? In der öffentlichen Veranstaltungsreihe werden kulturwissenschaftliche und transdisziplinäre Perspektiven auf das Meer vorgestellt, das wie kaum eine andere Landschaft vielförmiger Lebensraum, Bühne unterschiedlicher sozialer Praxen und kulturelles Wahrnehmungsmotiv in einem ist.
Meere bedecken rund 70 % der Oberfläche unseres Planeten, sie dienen als romantische Sehnsuchtsorte und als Abfallhalden unserer Gesellschaften zugleich. Als elementare Urgewalt oder „blanker Hans“ wird die See gefürchtet, als Ursprung allen Lebens verehrt und als tödliche Grenze auf Flucht und Migration überwunden. Die Geschichte der See wird gerne als eine des technischen und kommerziellen Fortschritts gedacht, doch die Kehrseiten des Fortschritts sind im globalen Zeitalter besonders bei denjenigen zu suchen, die von der Arbeit auf See leben.
Zu der öffentlichen Veranstaltungsreihe, die auch in die Lehre des Bremer Studiengangs Kulturwissenschaft eingebunden ist, sind internationale Meeresforscher aus Kultur-, Sozial- und Naturwissenschaften eingeladen. Die Referenten haben u.a. Küstenleben auf Java, Küstenschutz und Erinnerungskultur für Sturmfluten an der Nordsee untersucht. Weitere Beiträge befassen sich mit Hochseefischerei und Walfang aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, beleuchten die Arbeit von Seeleuten, deren kulturelle Wahrnehmung oder das amphibische Leben in Flussdeltas.
Studierende, Lehrende und Neugierige sind zu der Vortragsreihe jeweils dienstags um 18 Uhr (Ausnahme am 12. Januar 2016 um 19 Uhr) in der Rotunde im Gebäude Cartesium (Enrique-Schmidt-Straße 5) herzlich eingeladen. Den Auftakt macht am 3. November die Ethnologin Dr. Silja Klepp vom Bremer artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit mit einem Vortrag über das Meer als Grenze: Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zwischen Seenotrettung und Grenzkontrollen.
Programm:
3.11.15 Dr. Silja Klepp (ARTEC Universität Bremen)
Flüchtlinge auf dem Mittelmeer im Spannungsfeld von Seenotrettung und Grenzkontrollen.
10.11.15 Prof.Dr. Norbert Fischer (Universität Hamburg)
Gedächtnislandschaft der Katastrophe: Über Schiffbrüche, Sturmfluten und maritime Erinnerungskultur an der Nordsee.
24.11.15 Dr. Katharina Schneider (Universität Heidelberg)
Northern Javanese Waterscapes: A Comparative Perspective.
1.12.15 Prof.Dr. Dieter Richter (Universität Bremen)
Das Meer als kulturelle Existenz.
8.12.15 Prof.Dr. Karsten Reise (Alfred Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung, List)
Kurswechsel Küste: Was tun, wenn die Nordsee steigt?
15.12.15 Dr. Rob van Ginkel (Universität Amsterdam)
Whaling in Europe
12.01.16 Prof.Dr. Timo Heimerdinger (Universität Innsbruck)
Achterlicher Wind für die Phantasie. Kulturelle Inszenierungen der Seemannsfigur.
Achtung: Beginn: 19:00 Uhr
19.01.16 Dr. Jenny Sarazin (Museum Windstärke 10, Cuxhaven)
Hochseefischerei – ein Beruf der Extreme
26.01.16 Prof.Dr. Heide Gerstenberger / Dr. Ulrich Welke (Universität Bremen)
Kultur in Arbeit an Bord.
Kulturelle Aushandlungsstrategien in globalisierten Arbeitsverhältnissen
02.02.16 Dr. Franz Krause (University Tallin)
Towards an amphibious anthropology of delta life: volatility, wetness, rhythms and hydrosociality.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft
Prof.Dr. Dorle Dracklé (drackleprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de)
Dr. Oliver Hinkelbein (hinkelbeinprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de)
Dr. Jan Oberg (jcobergprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de)
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