Nr. 108 / 12. April 2011 SC
Um die Öffentlichkeit mit dem Forschungsfeld wohnen+/-ausstellen bekannt zu machen, wurde die Vortragsreihe Studio im Wintersemester 2010 eingerichtet. Hier setzen sich renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kunstwissenschaft, Architektur, Philosophie und Gender Studies mit Wohnen und Ausstellen als Konstellationen kultureller Erzählungen und sozialer Anordnungen auseinander.
Im Sommersemester 2011 wird die Reihe fortgesetzt. Den Anfang macht am 19. April Christina Threuter (Trier) mit einem Beitrag zum Thema „Ausschlüsse des Unerwarteten: Herlinde Koelbls Fotobuch „Das deutsche Wohnzimmer“. Die Referentin stellt Koelbl als anthropologische Feldforscherin vor, die bei ihrem „Streifzug“ durch deutsche Wohnzimmer nicht allein das Verhältnis zwischen individuellem und sozialem Status der Bewohner/innen und ihren Einrichtungsstilen untersucht; die Fotografin vertritt vielmehr darüber hinausgehend die Forderung nach einer „wahrhaften Wohnkultur“ als gesellschaftlichen und nationalen Anliegen. Den Betrachter/innen wird dabei die verantwortungsvolle Rolle zugewiesen, sich ein Urteil über Wohnkultur als „Ausdruck der kulturellen und zivilisatorischen Situation“ unserer Gesellschaft zu bilden. Christina Threuter ist Privatdozentin der Universität Trier und Lehrbeauftragte der Fachhochschule Trier. Außerdem arbeitet sie als Kuratorin und Projektleiterin von kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen.
Am 17. Mai spricht Regina Wonisch (Wien/Klagenfurt) zum Thema „Verbürgerlichung der Lebenskultur – Zur Ausstellung „Die Frau und ihre Wohnung“ in Wien. Regina Wonisch richtet den Blick auf die spezifischen gesellschaftspolitischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen, die der Art und Weise, wie Wohnräume in den 1950er Jahren gestaltet und eingerichtet wurden, zugrunde liegen. Eine der bekanntesten und wirkungsvollsten Initiativen zur Propagierung einer „zeitgemäßen“ Wohnkultur war die 1950 bis 1960 gezeigte Wiener Möbelausstellung „Die Frau und ihre Wohnung“. Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich hier der Zusammenhang von propagiertem Wohnideal und geschlechtsspezifischen Zuschreibungen manifestiert. Regina Wonisch ist Historikerin, Museologin und Ausstellungskuratorin sowie Mitarbeiterin des Instituts für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Universität Klagenfurt.
Am 7. Juli schließt sich der Vortrag von Jennifer John (Zürich) zum Thema „Geografien des Museums. Geschlechtliche Codierungen von Ausstellungen und Sammlungen“ an. Jennifer John untersucht die Strategien von Museen, durch Ein- und Ausschlüsse sowie durch die Form der Sichtbarmachung von Werken eine kunsthistorische Wissensordnung hervorzubringen bzw. zu reproduzieren. So werden etwa Bedeutungen und Wertigkeiten durch die Auswahl und Zusammenstellung von Exponaten, ihre Platzierung in den Ausstellungsräumen sowie ihre Darstellung in Katalogen und Jahrbüchern erzeugt. Eine der Grundlagen für diese Vorgangsweise bildet die Kategorie Geschlecht. In dem Vortrag geht die Referentin den Einschreibungen von Geschlecht in die Wissensordnung anhand einer Analyse von Ausstellungen und der Sammlung der Hamburger Kunsthalle nach. Jennifer John ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut for Cultural Studies in the Arts der Hochschule der Künste in Zürich. Sie gehört zum Kreis der Herausgeberinnen von FKW/Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur.
Die Vorträge finden jeweils um 19 Uhr im Uni-Gebäude GW 2, Raum B 3850 statt.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik
Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender
Christiane Keim
Tel. 0421 218 67711, -67700, -67701
E-Mail: keimprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de