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Universität Bremen: Maria Kristalova fährt zum Nobelpreisträgertreffen nach Lindau am Bodensee

Start der neuen Serie „Campusgeschichten“ / Porträtierte stehen für Interviewanfragen zur Verfügung

Nr. 151 / 08. August 2017 KG

Was die Universität Bremen ausmacht, das sind die Menschen, die hier forschen, lehren, arbeiten und studieren. Wer die Universität besser kennen lernen möchte, hört und liest häufig vom sogenannten „Bremer Spirit“. Doch was verbirgt sich dahinter? Unter dem Titel „Campusgeschichten“ stellen wir ab sofort in loser Folge erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler, herausragende Forscherinnen und Forscher, Lehrende mit neuen Ideen sowie engagierte Studierende vor. Aber auch die Menschen, die in den Büros und hinter den Kulissen dafür sorgen, dass der Universitätsbetrieb tagtäglich reibungslos vonstattengeht, sollen Platz in dieser Serie finden. Lernen Sie uns kennen – lernen Sie die Universität Bremen kennen!

Porträt der Doktorandin Maria Kristalova

Wenn Maria Kristalova von ihrer wissenschaftlichen Arbeit erzählt, dann gerät sie ins Schwärmen. Die Doktorandin von Professorin Jutta Günther im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft ist voller Vorfreude. Nicht nur auf den Abschluss ihrer Dissertation, sondern weil ein großes Ereignis für die junge Frau näher rückt. Sie ist von einer Jury als eine von 350 Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern aus 66 Ländern für das diesjährige Nobelpreisträgertreffen ausgewählt worden. Vom 22. bis 26. August 2017 werden in Lindau am Bodensee 18 Nobel Laureaten der Ökonomie mit ausgewählten Nachwuchstalenten in ihrem Fach zusammenkommen. Sie geben ihr Wissen und ihre Anregungen in Vorträgen und Diskussionen weiter. Private Gespräche sind möglich, meist entsteht ein neues Netzwerk, und dazu wird ein interessantes Rahmenprogramm angeboten.

„Echte Stars“

„Es ist eine große Chance für mich“, sagt Maria Kristalova und gesteht „Für mich sind diese Nobelpreisträger echte Stars.“ So hätten Freundinnen bei Facebook Fotos von Celebrities eingestellt – Stars und Sternchen. Maria Kristalova hat mit ein paar Ökonomen nachgezogen und wurde prompt gefragt „was sind das für alte Männer?“ Für das Treffen am Bodensee fiebert sie dem Vortrag des Amerikaners Christopher Albert Sims entgegen, der für seine vektorautoregressive Modelle, so genannte VAR-Modelle, bekannt ist. „Damit arbeite ich“, sagt sie begeistert. Auch wird es ein großes Ereignis, Daniel McFadden zuzuhören, dessen Modelle für diskrete Entscheidungen ihren Berechnungen ebenfalls zugrunde liegen.

Einstieg über Praktikum

Maria Kristalova hat einen ungewöhnlichen Weg in wissenschaftliche Spitzenleistungen hinter sich. Sie ist in Belgorod, einer russischen Stadt an der ukrainischen Grenze, 700 Kilometer südlich von Moskau, aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. An einer Außenstelle der Moskauer Universität für Statistik, Informatik und Ökonomie hat sie in ihrer Heimatstadt ihren wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss gemacht. „Ich wollte meinen Master auf alle Fälle in Europa anschließen“, sagt die junge Frau. Beim Surfen im Netz sei ihr aufgefallen, dass Bremen ein exportstarkes deutsches Bundesland ist. Also erschien ihr die Hansestadt als der attraktivste Ort zur Verwirklichung ihrer Ziele. „Ich bin nicht den üblichen Weg gegangen, sondern habe mich für ein Praktikum beworben.“ Das habe bei BEGO, der Bremer Goldschlägerei, einem führenden Unternehmen in der Medizintechnik, auch geklappt. Maria Kristalova berichtet in den höchsten Tönen von der Firma. „Sie haben mir den Anfang erleichtert und sind vorbildlich sozial eingestellt.“ Da die Firmenbüros auf dem Campus gleich neben dem Gebäude der Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen liegen, war sie nur noch einen Sprung von ihrer Masterzulassung entfernt. Sie wurde angenommen. BEGO habe ihr sogar die Möglichkeit geboten, neben ihrem Studium dort weiterzuarbeiten, um ihren Unterhalt zu verdienen.

Thema: Russland-Sanktionen

Als die junge Russin, die fließend Deutsch und Englisch spricht, von ihrer Professorin gefragt wurde, ob sie promovieren möchte, war sie begeistert. „Das war ein attraktives Angebot“. Zuvor hatte sie eine Auszeichnung für ihre Studienleistungen erhalten. Seither forscht sie im Bereich der Arbeitsgruppe Innovationsökonomik und Strukturwandel und unterrichtet Studierende. Mathematik, Statistik, Modellrechnung – das sind anregende Dinge für sie, Sachen, die einfach Spaß machen. Ihre Dissertation schreibt Maria Kristalova über die Auswirkungen der Russland-Sanktionen von 2014 bis 2016 auf die 27 EU- Länder mit speziellem Fokus auf Deutschland. Das Thema ist komplex, weil sie auch die veränderten Handelsbeziehungen der Länder untereinander beleuchtet. Spürt sie beim Gesprächspartner Interesse, hat die junge Wissenschaftlerin sofort ihr Notebook zur Hand und klickt sich erläuternd durch anschauliche Grafiken. „Ich werde kumulativ promovieren“, sagt sie. Das bedeutet, dass sie zu festgelegten Terminen Papers zu Zwischenergebnissen ihrer Forschungsarbeit in ausgewählten Fachmagazinen veröffentlicht oder auf wissenschaftlichen Konferenzen vorträgt. Am Ende werden diese Teilergebnisse zusammengefasst. Bis November 2018 will sie es schaffen. „Ich denke, das erreiche ich.“

Offenheit und Teamgeist an der Uni

An der Universität Bremen fühlt sich die junge Volkswirtschaftlerin zu Hause. „Ich schätze hier die Offenheit, den Teamgeist und besonders die Diversität“, unterstreicht sie. „Es ist schön, an einer exzellenten Uni zu forschen.“ In ihrem Fachbereich mag sie das Arbeitsklima, engagiert sich als Frauenbeauftragte in einem Team und liebt ganz besonders die Bibliothek. „Da arbeiten aufmerksame Leute.“

„Ich kann es nicht fassen“

In Lindau wird sie auch Dr. Maciej Grodzicki treffen, einen Kollegen aus Professorin Jutta Günthers Arbeitsgruppe. Er hat eine begehrte Postdoktoranden-Förderung des DAAD erhalten und forscht für 18 Monate an der University of Sussex in Großbritannien. Auch er wurde ausgewählt, und somit ist die Bremer Wirtschaftswissenschaft äußerst präsent bei der Zusammenkunft der Nobelpreisträgerinnen und -träger. „Ich kann es noch gar nicht fassen, dabei zu sein, es ist für mich eine große Ehre, dass ich die Universität Bremen bei dem Treffen aktiv vertreten darf“, sagt Maria Kristalova. Für die  27-Jährige ist es wie der Vortag vor dem Geburtstag. Denn genau in dieser aufregenden Zeit am Bodensee – wird sie 28 Jahre alt.

Achtung Redaktionen: Porträtfotos von Maria Kristalova können Sie hier herunterladen https://seafile.zfn.uni-bremen.de/f/0b72a2fefd1c455dab07/

Interviewkontakt:

Universität Bremen
Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Maria Kristalova
Tel.: 0421 218 666 38
E-Mail: maria.kristalovaprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de