Themenreihe Physiker:innen

Wo findet sich Physik im Alltag, in der Forschung? Diese Fragen sind wir gewohnt und jede(r) weiß hierzu etwas zu berichten.

Aber: Wo arbeiten eigentlich Physiker:innen?

Diese Frage haben Bachelorstudierende aus der Physik aufgegriffen und stellen in einer Portraitreihe Physikerinnen und Physiker vor, auf die sie aufmerksam wurden oder die sie inspiriert haben.
Die Beiträge entstanden im Winstersemester 2021/22 im Rahmen der Lehrveranstaltung Experimentalphysik 5, bei Prof. Falta, und  stellen ein Experiment dar, das darauf zielt bekannter zu machen, wie interessant der Beruf der/s Physiker:in ist.

Dr. Volkmar Denner (Jahrgang 1956)

Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH (2012 bis 2021)

Diplomexamen der Physik an der Universität Stuttgart, promovierte 1985 an der Universität Stuttgart nach Auslandsaufenthalt in der USA, begann 1986 berufliche Laufbahn in der Robert Bosch GmbH Über Fachreferent der Entwicklung von Leistungshalbleitern und elektronischen Steuergeräten (1986) zum Vorsitzenden des Bereichsvorstands im Geschäftsbereich Automobilelektronik hochgearbeitet (2003) Ab 2006 einer von 10 Geschäftsführern bis zur Ernennung zum Vorsitzenden der Geschäftsführung 2012, Ende dieses Jahres 2021 endet seine Geschäftsführung.

Portrait erstellt von Henrik Mahnke
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Volkmar_Denner
de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bosch_GmbH

Prof. Dr. Harald Lesch (Jahrgang 1960)

Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Hörbuchsprecher

Studierte Physik und als Nebenfach Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Promotion 1987 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie über Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen, 1994 Habilitation an der Universität Bonn, seine Hauptforschungsgebiete sind kosmische Plasmaphysik, Schwarze Löcher und Neutronensterne bekannt als Moderator der von 1998 bis 2007 ausgestrahlten Sendereihe „alpha-Centauri“, viel Medienpräsenz so auch auf YouTube mit dem Kanal „Terra X Lesch & Co“, er erklärt komplexe Themen und spart weder den philosophischen noch den politischen Part aus.

Portrait erstellt von Justin A. Bich
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Harald_Lesch und www.forschung-undlehre.de/zeitfragen/senior-influencer-harald-lesch-wird-60-2966
Foto: Von Superbass, CC-BY 4.0, commons.wikimedia.org/wiki/File:2021-09-16-Harald_Lesch_Deutscher_Fernsehpreis_2021_-2757.jpg

Brian Harold May (Jahrgang 1947)

Britischer Gitarrist, Komponist, Sänger, Astrophysiker, Sachbuchautor und Tierschützer

Der nun 74 Jahre alte Physiker ist viel mehr als Leadgitarrist der Band Queen bekannt. 1974 brach Brian seine Dissertation in Astrophysik ab, als der internationale Erfolg mit Queen einsetzte. Seine Arbeit befasste sich dabei mit Radialgeschwindigkeiten von interplanetarem Staub.
Nach dreieinhalb Jahrzehnten konnte May dann seine Doktorarbeit am Londoner Imperial College erfolgreich beenden, welche dann 2007 auch angenommen wurde. Von 2008 bis 2013 wurde ihm das Amt des Ehrenkanzlers der Liverpool John Moores University erteilt.
Heutzutage tritt May gelegentlich in der BBC-Fernsehsendung “The Sky at Night” auf und ist Co-Autor von zwei populärwissenschaftlichen Büchern von Patrick Moore und Chris Lintott, welche sich mit den Eigenschaften und Phänomenen des Universums auseinandersetzen.
Zusätzlich wurde May 2015 bei einer Pressekonferenz des Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University als Mitarbeiter des NASA Teams vorgestellt, welches das Projekt “New Horionzs“ betreut.

Portrait erstellt von Henrik Mahnke
Quellen: de.wikipedia.org/wiki/Brian_May, www.spiegel.de/geschichte/queen-gitarrist-brian-may-der-oeffentliche-freddie-mercury-war-wie-ein-avatar-a-48c94b38-4f7c-4b46-9fc7-48240b1d838a
Foto: de.wikipedia.org/wiki/Brian_May

Dr. Merritt Moore (Jahrgang 1988)

Tänzerin. Physikerin.

Die 33-jährige US-Amerikanerin Merritt Moore verknüpft die Kunst des Tanzens mit der Wissenschaft der Physik.

Mit 13 Jahren betrat Merritt Moore auf Drängen ihrer Mutter zum ersten Mal ein Tanzstudio. Inzwischen tanzte sie in verschiedenen Ballettkompanien auf der ganzen Welt, darunter in der englischen und der norwegischen Nationalballettkompanie. In ihren Choreographien drückt sie physikalische Zusammenhänge aus, zum Beispiel ein Photonenpaar in einem Kristall oder tanzt mit Robotern.

Merritt Moores Kindheitstraum: Astronautin werden.

Mit 18 Jahren begann sie ihr Physikstudium an der Harvard University. Nachdem sie ihren Bachelorabschluss erreicht hatte, wechselte sie an die University of Oxford, wo sie kurz vor ihrem 30 Geburtstag ihre Doktorarbeit in Atom- und Laserphysik fertigstellte. In ihrer akademischen Karriere spezialisierte sich Merritt Moore auf Quantencomputer: für ein effizienteres Quantencomputersystem nutze sie Qubits und Phasentore, und kombinierte in ihrem zweiten Paper Quantencomputer mit klassischen Computern. Dabei experimentierte sie, ob abgemessene Lichtpakete genutzt werden könnten, um sicher Informationen zwischen Servern zu transportieren.
Neben ihrer Arbeit in der Forschung und als professionelle Tänzerin gründete Merritt Moore die SASters (Scienes-Art-Sisters), eine Organisation die sich darauf fokussiert Mädchen zu ermutigen MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu studieren und ihre Träume zu verwirklichen, unabhängig von gesellschaftlichen Rollenbildern.

Ihr eigener großer Traum: schwerelos im All tanzen.

Portrait erstellt von Jana O.
Quelle:  en.wikipedia.org/wiki/Merritt_Moore

Dr. Diane Nalini de Kerckhove (Jahrgang 1975)

Physikerin und professionelle Jazzsängerin

Physikerin für angewandte Physik an der University of Guelph und professionelle Jazzsängerin, die es geschafft hat, ihre Leidenschaften für Physik, Musik, neue Kulturen und Reisen in ihrer Karriere zu vereinen, wobei sie in allen Bereichen erstaunliche Erfolge erzielt und sich einen ständigen Bildungshunger bewahrt hat.
Schon früh in ihrem Leben fühlte sie sich zur Physik hingezogen, als sie das Dawson College (ein voruniversitäres Programm in Quebec, Kanada) besuchte. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine weitere ihrer Leidenschaften in Gang gesetzt, als sie in Dawson ihren ersten bezahlten Auftritt als Jazzsängerin hatte. Die Kombination von Musik und Physik funktionierte bis zum Ende ihres Studiums gut: "Ich erhielt ein Rhodes-Stipendium für ein Studium an der Universität Oxford und einen Plattenvertrag bei einem kleinen Indie-Jazz-Label in Montreal.  Ein befreundeter Musiker gab mir den guten Rat, dass ich in Zukunft immer eine Platte aufnehmen könnte, aber das Rhodes-Stipendium würde nur einmal in mein Leben treten."
Sie weigerte sich, eine Seite Ihres Gehirns der anderen vorzuziehen und promovierte an der Fakultät für Werkstoffe im Bereich der angewandten Kernphysik, während sie an den Wochenenden Auftritte in lokalen Clubs und Restaurants hatte.
Sie begann an der Universität von Guelph zu unterrichten. Als sie bereits drei Alben auf den Markt gebracht hatte, entdeckte sie, dass sie einen Teil des Lehrstoffs in ihre Texte einfließen ließ. In ihrem vierten Album mit dem Titel Kiss Me Like That fand sie einen Weg, Physik und Musik zu verbinden. Sie sagte: "Ich habe den Titelsong ursprünglich als etwas geschrieben, das ich im Astronomieunterricht für Studenten an der Universität von Guelph verwenden wollte ... mir wurde klar, dass ich bereits einige Songs geschrieben hatte, die von der Astronomie beeinflusst waren [...] und ich beschloss, sie aufzunehmen und einige Jazz-Standards mit einem Sternenthema hinzuzufügen." Jetzt, während des Schuljahres, versucht Nalini, die unter ihrem vollen Namen Diane Nalini de Kerckhove unterrichtet, sich auf zwei Auftritte pro Monat zu beschränken. Sie spielt in Jazzclubs und auf Festivals - nicht in lauten Bars. Dennoch nutzt sie weiterhin Musik für ihre Vorträge, bringt 2019 ein 5. Album heraus und veröffentlicht am 3. April 2020 ihr bisher letztes Lied We'll Meet Again (OFB Fundraiser).

Portrait erstellt von María José Sánchez Noguera
Quellen: blog.cdnsciencepub.com/women-in-physics-dr-diane-nalini-de-kerckhove/
www.macleans.ca/culture/writing-songs-in-the-key-of-emc2/
dianenalini.bandcamp.com/track/well-meet-again-ofb-fundraiser
gizmodo.com/10-scientist-rock-stars-5810217
Foto: Von Joao Pinheiro Neto, CC-BY 4.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Dr. Viola Priesemann (Jahrgang 1982)

ntv +++ 14:35 Forscherin Priesemann: Geplante Maßnahmen reichen nicht +++

Physikerin, Studium an der Technischen Universität Darmstadt, Forschungsaufenthalt an der École normale supérieure in Paris, am Caltech in Kalifornien und am Max - Planck - Institut für Hirnforschung in Frankfurt. Promotion 2013 an der Universität Frankfurt zur Ausbreitungsdynamik in neuronalen Netzen. 2014 Fellow am Bernstein Center for Computational Neuroscience Göttingen. Sie leitet eine unabhängige Max-Planck-Forschergruppe am MPI in Göttingen.
Priesemann erforscht die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie und der COVID-19-Pandemie in Deutschland und Strategien, wie man die Pandemie eindämmen kann und tritt auch öffentlich in Erscheinung. Sie war Mitautorin und Erstunterzeichnerin der Stellungnahmen der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, des John-Snow-Memorandums und der Leopoldina.

Portrait erstellt von Jens Falta
Quelle: Wikipedia und n-tv.de
Foto: Von Joao Pinheiro Neto, CC-BY 4.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Dr. Suzanna Randall (Jahrgang 1979)

Astrophysikerin, angehende Astronautin

Studierte Astronomie am University College London, 2002 – 2005 Doktorandin an der Universität Montreal in Kanada, 2006 Abschluss der Dissertation mit dem Titel „Asteroseismological Studies of Long- and Short-Period Variable Subdwarf B Star“, arbeitete am Very Large Telescope in Chile, seit 2010  Wissenschaftlerin am europäischen ALMA-Regionalzentrum bei der ESO Garching.
2016 Bewerbung bei der Initiative „Die Astronautin“ welche das Ziel hat erstmals eine Deutsche zur Astronautin zu machen, wurde 2018 als Kandidatin gewählt, seit September 2020 auf dem YouTube-Kanal „Terra X Lesch & Co“.

Portrait erstellt von Justin A. Bich
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Suzanna_Randall
Foto: Von ESO/M.Zamani, CC-BY 4.0, www.eso.org/public/images/eso1807a/

Dr. Rebecca Saive (Jahrgang 1987)

Professorin, Erfinderin, Unternehmensgründerin

Mit viel Enthusiasmus und Fleiß erreichte Rebecca Saive ihr Ziel, Professorin der Physik zu werden. Mit 27 Jahren promovierte sie in Heidelberg am Innovationlab zu organischen Solarzellen. Um direkt im Anschluss daran an ihrer Professur zu arbeiten, scheute sie keine Mühen und bekam nach viel Bitten und Drängen eine Stelle am Caltech (California Institute of Technology), wie sie es sich gewünscht hatte. Dort lehrte und forschte sie vier Jahre lang. Vor zwei Jahren zog sie von dort in die Niederlande, wo sie als Assistenzprofessorin an der Universität Twente am Lehrstuhl für Anorganische Materialwissenschaft lehrt.

Rebecca Saive ist beeindruckt von der Kraft und Energie der Sonne, von der sehr viel auf die Erdoberfläche trifft, aber bisher nur zu wenigen Anteilen genutzt wird. Mit ihrem Mann zusammen gründete sie die Firma ETC solar in den USA, die an Solarzellen arbeitet. Sie fand eine geschickte Möglichkeit die Drähte von Solarzellen spitz nach oben zulaufend zu arrangieren, um die Spiegelung des Lichts auf das Silicium der Solarzelle zu lenken und nicht in den Himmel zu reflektieren, um so 4% bis 10% mehr Energie einzufangen.

Portrait erstellt von Jana O.
Quelle: brand eins, Erscheinungsdatum 25. September 2020, S.46ff