Vorträge
Vortrag 1 – Mittwoch, 18.05.2022, 18:30 Uhr
MINIMALIST CINEMA AS GREEN CINEMA: THE EXAMPLE OF KIAROSTAMI'S 24 FRAMES
Alice Kuzniar (Waterloo, CND)
| Vortrag in englischer Sprache
Kiarostami’s minimalism, especially his last work, a compilation of 24 4½-minute “takes” each digitally expanded from a single photograph, quite simply of birds, cows, or deer, leads us to consider what a sustainable cinema would mean, above all, what is there when human presence is not. How does Kiarostami’s legendary focusing on slight differences, this time of animal life, formulate the aspirations of a green, slow cinema?
Alice A. Kuzniar holds a University Research Chair and cross-appointment in the departments of English and German at the University of Waterloo, Canada. She received her doctorate from Princeton University in 1983 and taught at the University of North Carolina, Chapel Hill from 1983 to 2008, with guest professorships at Princeton, Rutgers, and the University of Minnesota. Her books include: The Birth of Homeopathy out of the Spirit of Romanticism (University of Toronto Press, 2017), Melancholia’s Dog: Reflections on Our Animal Kinship (University of Chicago Press, 2006), and The Queer German Cinema (Stanford University Press, 2000).
Film zum Vortrag:
| 24 Frames IRN/F 2017, Regie: Abbas Kiarostami, 114 Min., ohne Sprache (MI 18.5. / 20:00 Uhr)
Vortrag 2 – Donnerstag, 19.05.2022, 17:00 Uhr
CINEMA OF OUR “SLIGHTY FLAWED PLANET”
Jenniffer Fay (Nashville, USA)
| Vortrag in engl. Sprache
Plowshare (1958–1973) ranks among the more perverse initiatives in America’s postwar atomic history. From disappearing enemy people in times of war, nuclear bombs would now target the earth itself for the purpose of “peaceful” geographical engineering. Regarding all topography as usable space, Plowshare describes ours as “a slightly flawed” planet that nuclear explosions would correct. Films made by the Atomic Energy Commission promulgated this vision by framing unyielding “nature” as the non-auratic stuff that gets in the way of an emerging neoliberal order.
This talk explores the aesthetic sensibility epitomized by Plowshare and its cinematic promotion. What are the aesthetic features of a slight flaw, especially when it comes to landscapes on film? I consider how postwar "natural" landscapes fit into a new operational and aesthetic regime in which all planetary features are subsumed into the banality of inconvenience and subjected to cinema’s flattening ontology.
Jennifer Fay holds the Gertrude Conaway Vanderbilt Chair in Cinema & Media Arts at Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA. She is the author of Inhospitable World: Cinema in the Time of the Anthropocene and researches transatlantic film and environmental criticism.
Film zum Vortrag:
| Erde AT 2019, Regie: Nikolaus Geyrhalter, 115 Min., Deutsch/Englisch/Ungarisch Spanisch/Italienisch, OmdtU
Vortrag 3 – Freitag, 20.05.2022, 17:00 Uhr
GREENING MEDIA: VON GREEN PRODUCTION ZU NACHHALTIGER MEDIENWISSENSCHAFT
Judith Keilbach (Utrecht) & Skadi Loist (Potsdam)
Filme setzen sich nicht nur inhaltlich mit Umweltproblemen auseinander. Auch ihre Produktion und Distribution hat einen ökologischen Fußabdruck (Müllaufkommen, Ressourcen- und Energieverbrauch usw.), weshalb von unterschiedlichen Seiten über einen nachhaltigeren Umgang mit Medien nachgedacht wird.
Hieran anschließend fordert unser Beitrag dazu auf, die eigene Kino- und Medienpraxis aus öko-kritischer Perspektive zu reflektieren. In welcher Weise tragen wir als Filmliebhaber*innen zum ökologischen Fußabdruck der Film- und Medienindustrie bei – und welche Strategien gibt es, diesen zu reduzieren? Uns interessieren sowohl Bemühungen der nachhaltigen Produktion als auch Fragen der Distribution und Rezeption. Darüber hinaus fragen wir, wie sich das ökologische Bewusstsein in der Film- und Medienwissenschaft stärken lässt, und schlagen eine radikale Veränderung des filmwissenschaftlichen Curriculums vor.
Judith Keilbach ist Associate Professor am Department Media & Culture der Universität Utrecht.
Skadi Loist ist Juniorprofessor*in für Produktionskulturen in audiovisuellen Medienindustrien an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.
Film zum Vortrag:
| Singin' in the Rain (Du sollst mein Glücksstern sein) USA 1952, Regie: Stanley Donen; Gene Kelly, mit Gene Kelly, Debbie Reynolds, 103 Min., OmdtU
Workshops/Round table – Samstag, 21.05.2022, 13:00, 14:30 und 16:00 Uhr
WIE GELINGT NACHHALTIGE KINOARBEIT?
Nachhaltigkeit ist kein Luxusthema, sondern dazu geeignet, die Kinos zukunftsfähig zu machen. Der effiziente Einsatz von (erneuerbarer) Energie im Kinobetrieb gewinnt angesichts der steigenden Preise für Strom, Gas und Öl an Bedeutung. Neben den ökologischen Fragen sind auch soziale und ökonomische Aspekte von Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Hier kommt kommunalen Kinos in der Branche eine besondere Bedeutung zu. Im Rahmen des Internationalen Bremer Symposiums zum Film findet erstmalig ein neues Veranstaltungsformat mit praxisorientierten Elementen statt, in dem die Relevanz von und die Verantwortung für Nachhaltigkeit von kommunalen und Programmkinos diskutiert wird.
Hierbei geht es nicht nur um Aspekte die Bausubstanz betreffen, auch die Büroorganisation, die Beschaffung und die Qualität von Arbeitsmaterialien und den Snacks und Getränken an der Kinokasse müssen auf den Prüfstand, um alle Möglichkeiten nachhaltigen und zukunftsorientierten Handelns zu nutzen. Der Kulturort Kino als organische Einheit soll als Ganzes im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stehen.
Die meisten Betreiber*innen haben hier bereits unterschiedlichste Maßnahmen umgesetzt und weitere zukunftsorientierte Ziele formuliert. Nicht zuletzt erzeugten die aktuellen Förderungen aus dem Zukunftsprogramm Kino der FFA einen enormen Modernisierungs- und Innovationsschub. Neben der strategischen Planung spielt bei der Umsetzung aller Maßnahmen die Kommunikation und Informationsvermittlung eine bedeutende Rolle – und zwar sowohl gegenüber den Mitarbeiter*Innen als auch gegenüber den Kinobesucher*innen.
Workshop 1 // SA 21.5. / 13:00 Uhr
| Birgit Heidsiek (FFA-Beraterin Grünes Kino)
Als Verfasserin von Das Grüne Kinohandbuch und als FFA Consultant Green Cinema ist Birgit Heidsiek Expertin zu Fragen in allen Bereichen, wie ein Kino sich umfänglich und in all seinen Bereichen ökologisch und dabei ökonomisch analysieren und nachhaltig verändern kann. Im Workshop gibt sie Einblick in die umfangreiche Palette, die Kinobetreiber*innen für die Umgestaltung in einen nachhaltigen Spielbetrieb zur Verfügung steht.
Workshop 2 // SA 21.5. / 14:30 Uhr
| Wolfgang Würker (Capitolkino Witzenhausen)
Bereits zweimal wurde das hessische Capitol Kino mit dem „Preis für nachhaltiges Kino“ ausgezeichnet. Zuletzt 2020 für sein ganzheitliches Engagement von klimafreundlicher Mobilität über die Energieversorgung aus Ökostrom mit eigener Photovoltaikanlage, bis zu fair gehandelten Lebensmitteln aus ökologischem Anbau und nachhaltigem Banking. Im Workshop stellt Wolfgang Würker Best Practice Beispiele aus seinem Kino vor.
Round Table // SA 20.5. / 16:00 Uhr
mit Sigrid Kannengiesser, Birgit Heidsiek und Wolfgang Würker
| moderiert von Holger Tepe (City 46)
Die Teilnehmer*innen des Round Tables diskutieren über theoretische Ansätze, aktuelle gesetzliche Rahmenbedingungen und praktische Umsetzungen im Spielbetrieb, aber auch wie eine notwendige sozial-ökologische Transformation im Kino stattfinden kann. Hierbei soll an den Schnittstellen der unterschiedlichen Arbeitsbereiche die Chancen und Herausforderungen für einen nachhaltigen, zukunftsfähigen Kinobetrieb erörtert werden.
Birgit Heidsiek ist Verfasserin von Das Grüne Handbuch. Als Herausgeberin des Magazins Green Film Shooting berichtet sie seit Jahren über Nachhaltigkeit in der Film- und Medienproduktion und Grünes Kino.
Sigrid Kannengießer ist Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Mediengesellschaft an der Universität Bremen. Sie ist Mitglied des artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit, des Zentrums für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) und des Bremer Forschungszentrums für Energiesysteme (BEST).
Wolfgang Würker, Filmemacher, Journalist, Kinobetreiber. Mitbegründer und -inhaber der Paolo Film Gesellschaft. Leitet seit einigen Jahren das Capitol Kino in Witzenhausen.