Nr. 378 / 30. November 2011 SC
Wie beeinflusst der Ozean das Klimageschehen? Welche Rohstoffe lagern im Meeresboden? Wie entstehen Tsunamis? Um solche Fragen beantworten zu können, benötigen Meeresforscher Proben vom Meeresboden. Erfahrungen am MARUM zeigen, dass das Probenmaterial sehr effizient mit Meeresboden-Bohrgeräten gewonnen werden kann. Jetzt bewilligte das Bundesministerium für Bildung und Forschung rund 7,4 Millionen Euro. Damit soll bis 2014 das Bohrgerät MARUM-MeBo200 entwickelt werden.
Seit seiner Indienststellung 2005 ist der Prototyp eines Meeresboden-Bohrgeräts, das in Bremen entwickelte MARUM-MeBo, auf elf Expeditionen 68mal zum Meeresboden abgelassen worden. Dabei hat es in Wassertiefen von bis zu 1.720 Metern mehrere Hundert Meter Probenmaterial erbohrt. Der längste Kern maß 71,45 Meter. Weil für die brennenden Fragen der Meeresforschung – Klima, Rohstoffgewinnung, Entstehung von Erdbeben und Tsunamis – weiteres Probenmaterial dringend benötigt wird, soll bis 2014 mit der Millionenspritze des Bundes das Nachfolgemodell MARUM-MeBo200 entwickelt werden. Aufbauend auf den vielfältigen Erfahrungen, die bislang am Bremer Exzellenzcluster gewonnen wurden, ist das neue Bohrgerät für eine Wassertiefe von 3.000 Metern ausgelegt. Der entscheidende Vorteil: die maximale Bohrtiefe beträgt nicht mehr nur 70 sondern 200 Meter.
„Gemäß den Empfehlungen, die der Wissenschaftsrat im vergangenen Jahr ausgesprochen hat, können wir mit dem neuen Gerät wesentliche Beiträge zur Klimaforschung leisten“, sagt Projektleiter Dr. Tim Freudenthal. „Wir können zum Beispiel viel tiefer als bisher in das Klima- und Umweltarchiv am Meeresboden vordringen. Damit können wir deutliche längere Abschnitte der Klimageschichte nachzeichnen; zum Beispiel mit Bohrproben aus der Arktis, einer Schlüsselregion für das globale Klimageschehen.“
Gegenüber herkömmlichen Methoden, Proben vom Meeresboden zu gewinnen, bietet das Bremer Bohrgerät, das in Kooperation mit Firmen und Partnerinstituten entwickelt wird, deutliche Vorteile: Im Vergleich zu wissenschaftlichen Bohrschiffen ist es ungleich kostengünstiger. Weil das Gerät am Meeresboden stabil auf vier großen Tellerfüßen steht, arbeitet die Bohranlage unbeeinflusst von Schiffsbewegungen, die durch Wellen oder Strömung verursacht werden. Zwar ist sie teurer als etwa das zur Probengewinnung traditionell eingesetzte Schwerelot. Mit diesem Hohlzylinder lassen sich allerdings nur wenige Meter lange Sedimentkerne am Meeresboden ausstechen. Dagegen dringt der MeBo-Bohrer auch durch festes Gestein.
„Das Bohrgerät ist außerordentlich flexibel“, sagt Professor Gerold Wefer. „Es kann von allen großen deutschen, aber auch ausländischen Forschungsschiffen eingesetzt werden.“ Weltweit habe ein Run auf Buntmetalle und Seltene Erden eingesetzt, erläutert der Direktor des MARUM. Mit dem neuen Gerät könne ein substantieller Beitrag zur Erkundung von Lagerstätten für High-Tech-Rohstoffe wie etwa Germanium oder Iridium geliefert werden, die für die Produktion von Handys, Fernsehmonitoren oder LCD-Anzeigen benötigt werden.
Nach derzeitigem Stand planen die Bremer Forscher, MARUM-MeBo200 ab 2014 jährlich auf zwei Expeditionen einzusetzen.
Weitere Informationen zu MARUM-MeBo:
http://www.marum.de/Meeresboden-Bohrgeraet_MARUM-MeBo.html
Weitere Informationen/Interviewanfragen/Bildmaterial:
Universität Bremen
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Albert Gerdes
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