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Eine Uni für alle: Welche Grenzen gelten für Google und Facebook?

Über Datenschutz und den gläsernen Menschen im Zeitalter sozialer Netzwerke referiert der Bremer Rechtsprofessor Benedikt Buchner am 23. November um 20 Uhr im Haus der Wissenschaft

Nr. 353 / 17. November 2011 SC

Sind die sozialen Netzwerke allmächtig? Setzt der Datenschutz tatsächlich Grenzen? Oder sind weltweit agierende Unternehmen wie Facebook oder Google mit nationalen Gesetzen nicht in Schranken zu verweisen? Kommt es also letztlich auf die Entscheidung der Einzelnen an, welche persönlichen Daten sie ins Internet stellen? Antworten auf diese Fragen gibt es am 23. November 2011 in der Vortragsreihe „Eine Uni für alle“. Ab 20 Uhr hält Benedikt Buchner, Hochschullehrer im Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Bremen, im  Haus der Wissenschaft (Sandstr. 4/5) einen Vortrag zum Thema „Der gläserne Mensch: Welche Grenzen gelten eigentlich für Google, Facebook und Co?“. Buchner ist seit 2007 Professor für Bürgerliches Recht an der Universität Bremen und Direktor des Instituts für Informations-, Gesundheits- und Medizinrecht. Seit 2010 ist der Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Datenschutz und Datensicherheit“. Die Reihe „Eine Uni für alle“ wird von den „unifreunden“ in Zusammenarbeit mit der Pressestelle der Universität Bremen organisiert. Der Eintritt ist frei.

Zum Inhalt des Vortrags:

In kaum einem Rechtsgebiet liegen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie im Datenschutzrecht. Auf dem Papier haben wir ein strenges und umfassendes datenschutzrechtliches Regelwerk, die Realität ist demgegenüber geprägt von einer faktischen Freiheit der Datenverarbeitung. Unternehmen wie Google und Facebook geben den Takt der Datenverarbeitung vor und die meisten Menschen marschieren fröhlich mit, indem sie ihre persönlichen Daten bereitwillig für mehr oder weniger attraktive Gegenleistungen preisgeben. Die Politik schaut dem Ganzen weitgehend tatenlos zu, setzt auf unternehmerische Selbstregulierung oder beschränkt sich auf plakative Einzelaktionen.

Jedoch sind nicht alle bereit, diese Macht des Faktischen so ohne weiteres hinzunehmen – insbesondere die Auseinandersetzungen um Facebook werden mehr und mehr. Die derzeit bekanntesten Widerstreiter von Facebook sind unsere „Nachbarn“ Thilo Weichert und Johannes Caspar, die Datenschutzbeauftragten aus Schleswig-Holstein und Hamburg; aktuelle Streitpunkte sind vor allem Facebooks „Gefällt mir“-Button sowie dessen Gesichtserkennungs-Software. Ein weiterer prominenter Widerstreiter ist der Wiener Jura-Student Max Schrems, dessen Ansinnen, als einzelner Verbraucher Facebook zur Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben zu zwingen, mittlerweile auf großer Bühne ausgefochten wird.

Der Vortrag stellt die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen dar, unter denen die aktuellen Auseinandersetzungen ausgetragen werden. Ist es überhaupt realistisch, dass nationale Behörden oder einzelne Verbraucher weltweit agierende Unternehmen zur Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben verpflichten wollen? Wie kann es sein, dass ein Unternehmen wie Facebook zwar mittlerweile die Daten von mehr als 20 Millionen Nutzern in Deutschland verarbeitet, gleichwohl aber deutsches Recht weitgehend ignoriert? Was muss am Datenschutzrecht geändert werden, damit es wieder durchsetzungsfähiger wird? Oder ist das Fordern nach mehr Datenschutzrecht in der heutigen Informationsgesellschaft von vornherein der falsche Ansatz, weil weniger der Gesetzgeber als vielmehr der einzelne Nutzer gefordert ist, sparsam und sorgsam mit den eigenen Daten umzugehen?


Weitere Informationen:

Universität Bremen
Pressestelle
Eberhard Scholz
Tel. 0421 218 60155
E-Mail: eberhard.scholzprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de


Das weitere Vortragsprogramm der Reihe „Eine Uni für alle“ im Wintersemester 2011/12:

7. Dezember 2011, 20 Uhr
Dr. Helmut Fischer (Umweltphysik)
Neun Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima:
Wie ist die Lage vor Ort? Welche Folgen gibt es bei uns?

18. Januar 2012, 20 Uhr
Dr. Margrit Kaufmann (Kulturwissenschaften)
Normstudierende sind passé! Forschendes Lernen braucht Vielfalt
Wie die Uni Bremen mit gesellschaftlicher Heterogenität umgeht

1. Februar 2012, 20 Uhr
Prof. Ingo H. Warnke (Sprachwissenschaft)
Wie über Städte gesprochen wird
Kommunikation und Stadtimages

Veranstaltungsort ist jeweils das Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4/5.