Nr. 114 / 05. April 2012 SC
Nur zu wenigen Partneruniversitäten im Ausland ist das Verhältnis der Universität Bremen so eng wie zur Université de Ngaoundéré im Norden Kameruns. Angestoßen von Kameruner Absolventen der Uni Bremen gibt es seit zehn Jahren erfolgreiche Kooperationen, zum Beispiel gemeinsame Projekte zur Förderung mobiler Softwarelösungen und zum Aufbau von Masterstudiengängen in der Informatik und den Umweltwissenschaften oder auch in der Bienenforschung. Jetzt besuchte eine zehnköpfige Delegation der Universität Bremen unter Leitung der Konrektorin Professor Yasemin Karakasoglu die Universität in Ngaoundéré, um auf Initiative des deutschen Botschafters in Kamerun an einer Konferenz teilzunehmen und ein neues gemeinsames Projekt offiziell zu starten: die Einrichtung eines fachbereichsübergreifenden Zentrums für Sprache und Schlüsselqualifikationen an der Kameruner Universität. Das Projekt wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit mehr als 170.000 Euro gefördert.
Für die Kooperation mit der Université de Ngaoundéré wurde seit 2009 mehr als eine halbe Million Euro an Fördermitteln von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem DAAD akquiriert – eine außergewöhnlich große Summe. Bislang sei es, so der Deutsche Akademische Austauschdienst, keiner anderen deutschen Hochschule gelungen, mit einer Universität im französischsprachigen Afrika derart viele Projekte erfolgreich einzuwerben. „Die breit angelegte und intensive Kooperation mit der Université de Ngaoundéré ist ein hervorragendes Beispiel für eine strategische Partnerschaft“, betont Karakasoglu als Bremer Uni-Konrektorin für Interkulturalität und Internationalität. Auch für die Université de Ngaoundéré stellen die Aktivitäten einen enormen Entwicklungsschub dar. Bereits jetzt zählt die 1979 gegründete Université zu den 100 besten Universitäten Afrikas und zu den international agilsten Vertretern der Hochschullandschaft in Subsahara-Afrika.
Eine Win-Win-Situation
Die Partnerschaft kann als gutes Beispiel für eine Win-Win-Situation für beide Universitäten in der Entwicklungszusammenarbeit gelten: Forscher der Universität Bremen finden in Kamerun Untersuchungsfelder für ökologische Forschungen vor und können auf die Unterstützung der mit lokalen Bedingungen vertrauten Forscher vor Ort bauen. So gibt es jetzt beispielsweise zur Erforschung und Bekämpfung von Bodenerosion und -degradierung auch Versuchsflächen in Kamerun. Die Universität Ngaoundéré findet in der Universität Bremen einen verlässlichen Partner mit Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit, der sie auf dem Weg zu einer international wettbewerbsfähigen Universität unterstützt. Beispiele hierfür, die im Rahmen der Kooperation umgesetzt werden, sind die Konzeption englischsprachiger Masterstudiengänge, die Entwicklung von e-Learning-Strukturen oder der bereits erwähnte Aufbau des Zentrums für Sprache und Schlüsselqualifikationen.
Über 120 Studierende aus Kamerun leben und studieren derzeit in Bremen. Als Absolventen und Absolventinnen der Universität Bremen, als künftige Hochschullehrer in Kamerun, aber auch als Wissenschaftliche Mitarbeiter in Bremen stehen sie für die dauerhafte Verbindung zu Kamerun. Zugleich strebt die Universität Bremen nach einem verantwortungsvollen und ausgeglichenen Umgang im Spannungsfeld zwischen „Brain Drain“ und Fachkräftemangel. Die Projekte stellen einen wertvollen hochschulpolitischen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklungspolitik dar und sorgen dafür, dass eine Rückkehr in das Heimatland für Kameruner Absolventen mittelfristig zu einer attraktiven Perspektive wird.
„Und nicht zuletzt können wir von unseren Kameruner Partnern den angemessenen Umgang mit kultureller, religiöser und sprachlicher Vielfalt in Gesellschaft und Universität lernen“, freut sich Annette Lang, Leiterin des International Office der Uni Bremen. „Kaum ein Staat ist vergleichbar multikulturell und von einer Sprachenvielfalt wie Kamerun – ein gutes Beispiel für gelebte Toleranz.“
Weitere Informationen:
Universität Bremen
International OfficeDr. Annette Lang
Tel. 0421 218 60361
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