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Wie kann zeitgemäße Bildungsarbeit nach Auschwitz aussehen?

Vortrag zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2015 an der Uni Bremen

Nr. 022 / 21. Januar 2015

Jedes Jahr gedenkt die Universität Bremen der Opfer des Nationalsozialismus. Mit der Zeit schwinden die Möglichkeiten der nachfolgenden Generationen, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen und so Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln. Welche Auswirkungen hat dies auf die pädagogische Auseinandersetzung mit diesem Thema – beispielsweise im Schulunterricht? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Matthias Heyl in seinem Vortrag „Erziehung nach Auschwitz – was uns radikal in Frage stellt“ am 27. Januar 2015 anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Bremen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Der Vortrag beginnt um 16 Uhr im Hörsaalgebäude GW1 (Wiener Straße, gegenüber des Universums). Interessierte sind herzlich eingeladen.

Auseinandersetzung mit Geschichte muss neu gedacht werden

„Die Geschichte der nationalsozialistischen Massenverbrechen ist überwältigend“, sagt Dr. Matthias Heyl, Pädagogischer Leiter der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück. Er erinnert damit auch an die Gewalterfahrung der Opfer. „Dennoch erscheint es mir unlauter, Jugendliche heute mit dem Überwältigenden überwältigen zu wollen.“ Oft würden Schüler emotional überfordert, wenn sie Empathie mit den Opfern zeigen sollen. Einfühlung aber brauche Übung, und manche Jugendliche würden selber zu wenig Empathie erfahren. Der Gedenkstättenpädagoge misstraut Versuchen einer „schnellen emotionalen Identifikation mit den Opfern“: „Sie tragen kaum zu einem Verständnis dafür bei, wie aus ‚ganz normalen‘ Deutschen Täter werden konnten.“ Heyl formuliert in seinem Vortrag Anforderungen an eine zeitgemäße Bildungsarbeit, die Auschwitz zum Gegenstand und Inhalt hat, gleichzeitig aber auch Begriffe wie Kultur, Erziehung, Bildung und Gesellschaft nach und durch Auschwitz in Frage stellt.

Zur Person

Dr. Matthias Heyl ist seit 2002 als Pädagogischer Leiter der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück und der Pädagogischen Dienste der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück tätig. Nach seinem Studium der Geschichte, Psychologie und Erziehungswissenschaft in Hamburg promovierte er 1996 mit einer vergleichenden Studie unter dem Titel „Erziehung nach Auschwitz. Eine Bestandsaufnahme. Deutschland, Niederlande, Israel, USA“. Im selben Jahr kam sein Band „Thema Holocaust. Ein Buch für die Schule“ heraus. Zuletzt erschien 2014 seine 2002 bei Rowohlt veröffentlichte Monographie über Anne Frank in tschechischer Übersetzung. 1998 bis 2002 war Heyl Leiter der Hamburger Forschungs- und Arbeitsstelle „Erziehung nach/über Auschwitz“. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für den Denkort Bunker Valentin.

Achtung Redaktionen: Sie sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung zum Tag des Gedenkens am 27. Januar 2015, 16 Uhr, Hörsaalgebäude GW1, teilzunehmen. Ein Foto des Referenten kann in der Pressestelle angefordert werden, E-Mail: presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Prof.Dr. Monika Rothweiler
Tel.: 0421/218-69309
E-Mail: rothweilprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de