Eco-Anxieties: Film, Klimawandel und psychische Gesundheit

Franziska Chmelka

Filmreihe // 10.10.2023 – 9.1.2024

„Eco-Anxiety“ ist laut WHO die Reaktion auf spezifische Gefühlslagen, die vom Klimawandel und der Unvorhersehbarkeit seiner Langzeiteffekte hervorgerufen werden. Verzweiflung, Angst und Ohnmachtsempfinden angesichts der globalen Tragweite und Komplexität des Themas sind ebenso Ausdruck davon wie Traurigkeit und Trauer. Medizinhistorisch ist dieser sich seit den letzten Jahren etablierende Begriff von besonderem Interesse, weil wir nachverfolgen können, wie sich seine Bedeutung entwickelt. Es lässt sich quasi in Echtzeit beobachten, wie aus vagen Gefühlen wissenschaftliche Fakten werden. Medienhistorisch allerdings zeigt sich, dass dieses Phänomen gar nicht so neu ist. So lassen sich die ökologischen Effekte auf psychische Prozesse entlang einer langen Bildtradition nachzeichnen, die uns helfen kann, die akute Dringlichkeit hinter dem emotionalisierten Thema mit etwas Abstand besser einzuordnen. „Eco-Anxieties“ in der Mehrzahl meint deshalb auch einen Spielraum möglicher Herangehensweisen, die Anerkennung vieler verschiedener Zwischengefühle in Zeiten wissenschaftlicher Vereinheitlichung und politischer Verengung sowie die Vielfalt filmischer Formen, mit denen dem Thema begegnet wurde und wird.

Gefördert mit Mitteln des BYRD-Postdoc-Netzwerks der Universität Bremen „Health Humanities und audiovisuelle Kulturen“ (He:Ku), kuratiert und eingeführt von Tobias Dietrich (IKFK/ZeMKI, Universität Bremen).

 

Hilfe, wenn Du sie brauchst, anonym und kostenfrei:

Notfallseelsorge (ev./kath.): 0800 - 111 0 111 / 222

www.telefonseelsorge.de

Muslimische Seelsorge: 030 - 443 509 821

Jüdische Seelsorge: 0211 469 85 -20 / -21

U18-Seelsorge: 0800 – 111 0 333

Deutsche Depressionshilfe: 0800 – 33 445 33

Nationales Suizidpräventionsprogramm
Hilfe für Angehörige nach Suizid 

Flyer zur Suizidvorbeugung

Postkarte zum Downloaden
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  • He:Ku

Il deserto rosso / Die rote Wüste

14.11.2023

18:00 Uhr: Film mit Einführung im Kino CITY 46, Bremen.

Il deserto rosso – IT/F 1964, Regie: Michelangelo Antonioni, mit Monica Vitti, Richard Harris, Carlo Chionetti, FSK: 18, 117 Min., ital. OmU

Die nervöse Ingenieursfrau Guiliana verliert in der toxischen Umwelt der industriellen Moderne ihren Bezug zu sich selbst und ihrem Umfeld: Ihre Familie wird ihr fremd, ihr Kind verhält sich wie ein Roboter, sie fühlt sich von den Fabrikschloten und Hochspannungsleitungen bedroht und hat sogar apokalyptische Visionen. Kann Zeller, ein Kollege ihres Mannes, sie auffangen?

Antonionis erster Farbfilm verfolgt eine Farbdramaturgie, bei der die expressiven Farben als Kontrast zur grauen Industriestadt nicht nur symbolisch, sondern auch psychologisch zum Einsatz kommen. Der Film greift viele emotionale Ängste vorweg, denen sich heute immer mehr Menschen in Anbetracht der Umweltzerstörung und des Klimawandels ausgesetzt fühlen. Mit dem Goldenen Löwen in Venedig ausgezeichnet, bewahrt sich dieser Klassiker der italienischen Filmmoderne seine Aktualität bis heute.

„Ich habe Antonioni immer für weit mehr als nur einen Poeten der Entfremdung gehalten; er erkennt an, dass intellektuelles, industrielles und kommerzielles Schaffen das natürliche Metier des Menschen sind, und er ist an der Art und Weise interessiert, wie sich die Menschen ihrerseits ihren Taten und denen ihrer Mitmenschen anpassen. Die Figuren in seinen Filmen erscheinen dünn, weil ihre Umwelt so stark ausgeprägt ist; doch ist diese Umwelt, so legt er nahe, obwohl sie außerhalb von ihnen liegt, ein untrennbarer Teil von ihnen.“ (Richard Brody, The New Yorker)

*mit Prof. Dr. Céline Kaiser, Institute for Medical Humanities and Artistic Research (IMHAR), Einführung und Moderation: Tobias Dietrich
*mit Gebärdensprachdolmetschung

Content Note: Gespräche über Suizid, Darstellung von Panikattacken

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