Antje Boetius, Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen und Leiterin der Tiefsee-Forschungsgruppe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, hat vom Europäischen Forschungsrat die Zusage über Fördergelder in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro erhalten. Mit diesem Geld will Boetius den Meeresboden in der arktischen Tiefsee untersuchen und den Geheimnissen seiner Bakterienwelt auf die Spur kommen. Das Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt und soll im kommenden Jahr starten.
„Wir wissen seit langem, dass in jedem Gramm Tiefsee-Schlamm über eine Milliarde Bakterienzellen leben. Neu ist, dass dieselbe Menge Schlamm bis zu 10.000 Arten Mikroorganismen enthält, von denen die meisten unbekannt sind. Viele sind wahre Hungerkünstler und können aus jedem noch so kleinen Algenrest Energie gewinnen und Biomasse aufbauen. Wie sie das machen, ist noch immer ein Rätsel. Dabei hat es aber eine zentrale Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf, die geologischen Ablagerungsprozesse und die Vielfalt des Lebens am Meeresboden“, sagt Antje Boetius über ihr Forschungsfeld.
Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen vom Alfred-Wegener-Institut untersuchen seit Jahren am institutseigenen Tiefsee-Observatorium HAUSGARTEN die Lebensgemeinschaften am arktischen Meeresgrund. Mit dem „Advanced Grant“ würdigt der Europäische Forschungsrat ihre Arbeit und gibt ihr die Chance, die winzigen Abfallverwerter mit modernsten Methoden detaillierter zu erforschen: „Ich freue mich sehr über diese Förderung. So können wir zum Beispiel am HAUSGARTEN moderne Unter-Eis-Roboter in der Tiefsee einsetzen. Außerdem wollen wir mithilfe neuer molekularer Techniken nach unbekannten Bakterienarten suchen und verstehen was sie tun“, so die Wissenschaftlerin.
Ihr Forschungsprojekt heißt „ABYSS – Assessment of bacterial life and matter cycling in deep-sea surface sediments“ und setzt auf die Kooperation verschiedener Forschungseinrichtungen. Die Auszeichnung erlaubt Boetius, mit einem Netzwerk herausragende Wissenschaftler zusammenzuarbeiten. Unter ihnen Forscher vom MARUM (Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen), Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, von den Universitäten in Oldenburg, Wien, Kopenhagen sowie vom US-amerikanischen Meeresforschungsinstitut Woods Hole.